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Michael Beck im Porträt

Mit Eispickeln den Turm bezwingen, mit der Feuerwehr die Flammen

Der 18-jährige Plankner Michael Beck ist im Eiskletter-Team Liechtenstein, der Feuerwehr Planken und  Mitglied bei der Bergrettung Liechtenstein. Alles, was er tut, übt er mit viel Leidenschaft aus.
von Manuela Schädler
Michael Beck in Malbun
«Alles kommt, wie es kommen soll», lautet Michael Becks Lebensmotto. (Bild: Daniel Schwendener)
Michael Beck in Triesenberg
Trainiert wird nicht nur im neuen Raum, den die Kletterer selbst ausgestattet haben, sondern auch am 20 Meter hohen Eisturm in Malbun. (Bild: Daniel Schwendener)
Seit drei Jahren ist Michael Beck bei der Feuerwehr Planken. (Bild: eingesandt)
Michael Beck hatte eigentlich keine Ambitionen, zum Eisklettern zu wechseln. «Ich ging dann aber zum Probetraining und es packte mich sofort.» (Bild: eingesandt)
Als Trainer der Eiskletterer fungiert Harry Benz. «Er gibt gute Kritik, motiviert aber auch. Das ist wichtig», sagt Michael Beck. (Bild: eingesandt)

Auf den ersten Blick wirkt er schüchtern, doch wer ihn kennt, weiss: Michael Beck ist gesellig, liebt das Vereinsleben und die Teamarbeit. Der 18-Jährige engagiert sich bei der Feuerwehr Planken, im Eiskletter-Team Liechtenstein und neuerdings auch als Anwärter bei der Bergrettung. «In allen Vereinen sind Freunde von mir, das macht es besonders schön», sagt der junge Plankner und erzählt von einem besonders lustigen Erlebnis:  

Im Oktober nahm er mit seinen Feuerwehrkameraden an der Baumpflanz-Challenge teil. Rettungsorganisationen nominierten sich über soziale Medien, um innerhalb von 74 Stunden einen Baum zu pflanzen und dies filmisch zu dokumentieren. Michael Beck war vor der Kamera und gehörte zu jenen Feuerwehrmännern, die einen jungen Baum aus einem brennenden Haus retteten. Eine Nebelmaschine sorgte für den Spezialeffekt. Anschliessend transportierten sie den wegen Sauerstoffmangels blau verfärbten Baum mit einem Feuerwehr-Oldtimer in das Plankner Berggebiet. Dort pflanzten sie ihn ein und tränkten ihn mit natürlichem «Dünger» der Feuerwehrmänner. «Es war sehr lustig. Und wir konnten auch die Zeitvorgabe einhalten.» Zu verdanken war dies seinem älteren Bruder Tobias, der vorausschauend bereits alles organisiert hatte. «Als wir nominiert wurden, mussten wir es nur noch umsetzen.» 

Die Technik liegt ihm, die Schnelligkeit weniger

Sein vier Jahre älterer Bruder Tobias war es auch, der Michael Beck für den Klettersport begeisterte. «Er war schon immer mein Vorbild.» Die Plankner nahmen bereits im Primarschulalter am Jugendklettern des Alpenvereins teil und lernten dort neue Freunde kennen. Vor zwei Jahren wechselten einige zum Eiskletter-Team, um gezielt für Wettkämpfe zu trainieren. Michael Beck hatte eigentlich keine Ambitionen, zum Eisklettern zu wechseln. «Ich ging dann aber doch ins Probetraining und es packte mich sofort», erzählt er. 

Michael Beck hatte eigentlich keine Ambitionen, zum Eisklettern zu wechseln. «Ich ging dann aber zum Probetraining und es packte mich sofort.» (Bild: eingesandt)

Seither trainiert Michael Beck mit dem Team und konnte nicht nur Wettkampferfahrung, sondern auch schon Erfolge sammeln. Bereits an seiner ersten Jugendweltmeisterschaft vor zwei Jahren erreichte er den fünften Platz und nahm auch an seinen ersten Swisscups teil. «Das erste Jahr war spannend, um zu sehen, wie alles abläuft.»

Eisklettern unterscheidet sich vom regulären Klettern: «Eiskletterer planen den nächsten Zug genauer und müssen sehr konzentriert sein. Und sie benötigen sehr viel Kraft in den Unterarmen.» Michael Becks Stärke liegt im sogenannten Lead-Klettern, das technische Klettern an der Drytooling-Wand: Eine Holzwand mit Klettergriffen, an der aber ebenfalls mit Eisgeräten – so werden die Eispickel genannt – und Schuhen mit Steigeisen geklettert wird. Die Eiskletterer bewegen sich dabei athletisch wie Zirkusakrobaten in schwindelnder Höhe. «In dieser Disziplin kann ich auch mit meiner Grösse punkten», sagt der 1,91 Meter grosse junge Mann. Aber auch seine Zielstrebigkeit kommt ihm zugute. Weniger hingegen liege ihm die Disziplin Speed-Klettern – Geschwindigkeitsklettern – an der Eiswand, da sie mehr Koordination erfordert. Dennoch tritt er in beiden Disziplinen an.

Vorbilder in den eigenen Reihen

Für Michael Beck bedeutet der Sport vor allem Training und Wettkampfvorbereitung. Viermal pro Woche trainiert er, einmal davon Kraft. «Der Kraftaufbau muss das ganze Jahr trainiert werden. Im Herbst wird das Training intensiver, bevor die Wettkampfsaison losgeht», erzählt Beck. Seine Lehre zum Polymechaniker bei der Thyssenkrupp lässt sich gut mit dem Sport vereinbaren, da er sich die Arbeitszeit einteilen kann. Er beginnt früh mit der Arbeit, damit er um 16 Uhr Feierabend hat. Das Eiskletter-Team Liechtenstein zählt zehn Mitglieder. «Wir verstehen uns super, helfen uns gegenseitig und geben Tipps.» Auffallend: Viele Eiskletterer kommen aus der kleinsten Gemeinde Liechtensteins, Planken. Warum? «Wahrscheinlich weil man sich einfach kennt», vermutet Beck. Denn der erste Sport-Eiskletterer Liechtensteins war der Plankner Andreas Gantner, welcher heute noch aktiv im Team und erfolgreich an Wettkämpfen ist. «Er und sein Bruder Florian sind, was den Eiskletter-Sport anbelangt, meine Vorbilder.» Andreas beeindruckt mit einer grossen Ruhe, Florian durch Präzision und Schnelligkeit. 

Als Trainer der Eiskletterer fungiert Harry Benz. «Er gibt gute Kritik, motiviert aber auch. Das ist wichtig», sagt Michael Beck. (Bild: eingesandt)

Seit diesem Sommer trainiert das Team in einem neuen Raum im ehemaligen Feuerwehrdepot Triesenberg. Dort kann es auch bei schlechtem Wetter trainieren. Die Eiskletterer haben ihn selbst ausgestattet: mit Holzwänden verkleidet, Griffe montiert und frei hängende Elemente eingebaut. «Er ist super für das Training, da mehrere Personen gleichzeitig trainieren können», so Beck. Sie hatten früher bereits einen Raum im Luftschutzraum, der war allerdings um einiges kleiner und es konnte nur jeweils eine Person klettern. Und natürlich wird auch am 20 Meter hohen Eisturm in Malbun trainiert. Als Trainer fungiert der Triesenberger Alpinsportler Harry Benz. «Er schaut sehr gut hin und macht sich viele Gedanken fürs Training. Harry gibt gute Kritik, motiviert aber auch. Das ist wichtig», sagt Michael Beck über seinen Trainer.

Ich bin oft nervös und muss lernen, damit umzugehen.

Harry Benz lobt seinen Schützling: «Michael ist ein kleines Schlitzohr, sucht gerne den einfacheren Weg. Aber er ist talentiert, hat sich technisch stark entwickelt und ist wertvoll fürs Team», sagt der Trainer. «Er ist ein «faszinierend guter Mensch, hilfsbereit «und redet gerne viel», fügt er lachend hinzu. Jetzt gehe es vor allem darum, weiter Wettkampferfahrungen zu sammeln. Die Wettkämpfe sind für Michael Beck jeweils speziell. Er gesteht: «Ich bin oft nervös und muss lernen, damit umzugehen.» Eine Strategie hat er sich bereits zurechtgelegt: Er hört vor dem Start Musik. Manchmal Rock, manchmal ruhige Musik. «Das kommt ganz auf meine Stimmung an.» Ist er an der Reihe, geht er mit geöffnetem Helm an die Wand. Erst wenn er am Seil am Klettergurt befestigt ist, schliesst er den Helm. «Das ist dann mein persönlicher Startschuss», beschreibt er sein Ritual vor dem Start. 

Das Ziel an der Jugend-WM: Gold

Besonders stolz machte ihn das gute Abschneiden bei einem Europa-Cup im vergangenen Jahr, als er sich im Mittelfeld klassierte. «Das war ein akzeptables Resultat gegen erfahrene Eiskletterer», sagt er trotzdem bescheiden. Ein grosser Moment war für ihn aber auch, als sie in Champagny im Teamranking den zweiten Platz erreichten und ein riesiges weisses Plüschtier gewannen. «Es war das Maskottchen. Und wir rissen die ganze Zeit Witze darüber, dass wir auch so eines möchten. Und jetzt hängt es tatsächlich bei uns im Trainingsraum», lacht er. Michael Becks grösster Fan ist übrigens sein Neni. Er verfolge die Wettkämpfe über den Live-Stream. «Er fragt immer nach dem Link», meint Beck schmunzelnd.       

Michael Beck in Triesenberg
Trainiert wird nicht nur im neuen Raum, den die Kletterer selbst ausgestattet haben, sondern auch am 20 Meter hohen Eisturm in Malbun. (Bild: Daniel Schwendener)

Ein Highlight im vergangenen Jahr war die Jugendweltmeisterschaft in Ouray in Amerika. Das Liechtenstein-Team war extra aus Liechtenstein in das amerikanische Mekka des Eiskletterns gereist. Michael Beck zeigte eine gute Leistung und erreichte den vierten Platz im Lead. Er selbst sieht den Rang aber kritisch. «Ich war enttäuscht, weil mich ein blöder Fehler das Podest kostete. Aber später konnte ich mich doch über den guten Platz freuen.» Umso mehr hat er sich nun in den Kopf gesetzt, in der Jugendweltmeisterschaft dieser Saison mindestens die Bronzemedaille zu holen. «Mein grosses Ziel ist aber Gold», sagt er. Doch der Druck ist dieses Jahr höher, da die Jugendweltmeisterschaft in Malbun durchgeführt wird. «Das erhöht natürlich die Nervosität.» Der grosse Vorteil: Es kann direkt an der Wettkampfanlage – übrigens eine der grössten in der weiteren Region – trainiert werden.

Das ist ein Grund, weshalb ich beigetreten bin. Dass man Menschen helfen kann. Aber auch die Kameradschaft ist speziell.

Sich für die Gemeinschaft einsetzen

Bei der Feuerwehr spielt Nervosität keine Rolle. Seit drei Jahren setzt sich Michael Beck bei der Feuerwehr Planken – zu deren Gründungsmitgliedern sein Neni gehörte – für die Gemeinschaft ein. «Das ist ein Grund, weshalb ich beigetreten bin. Dass man Menschen helfen kann. Aber auch die Kameradschaft ist speziell.» Aus diesem Grund ist er neu auch Mitglied der Bergrettung. Der Plankner hat den Feuerwehr-Grundkurs absolviert, ist mittlerweile «Soldat» und damit einsatzberechtigt. Sein erster Einsatz war ein Brand in Planken, als dieses Jahr die Gründeponie brannte. «Mein Bruder warnte mich vor, dass gleich der Alarm abgehen würde. Dann piepste der Pager.» Anders als beim Eisklettern sei er sehr ruhig geblieben und es habe sich keine Nervosität eingestellt. «Aber natürlich habe ich Gas gegeben.» Die Flammen waren schnell unter Kontrolle. Schwieriger war es, den Mottbrand im Kompost zu löschen. «Wir mussten alles auseinanderziehen.» 

Seit drei Jahren ist Michael Beck bei der Feuerwehr Planken. (Bild: eingesandt)

Und wie schafft er es, alle diese Hobbys unter einen Hut zu bringen? Das sei eine Sache der Organisation. «Ich mag es, wenn etwas läuft.» Aktuell läuft gerade viel: Die Eiskletter-Saison ist gestartet. Auf dem Programm stehen neben der Jugendweltmeisterschaft in Malbun im Januar einige Wettbewerbe in Tschechien, der Slowakei, Finnland, England und der Schweiz. Die Älteren im Team reisen auch nach Korea, Kanada oder in die USA. «Wir Jungen haben nicht so viel Zeit und Geld, um so weit zu reisen.» Denn das meiste muss selbst bezahlt werden. Angereist wird oft mit dem Nachtzug, erzählt Beck. Das ist für den jungen Plankner kein Problem. Er mag die Wettkämpfe, die Atmosphäre und den Austausch mit anderen Athleten. «Ich freue mich, dass es wieder losgeht.»

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Artikel: http://www.vaterland.li/liechtenstein/gesellschaft/mit-eispickeln-den-turm-bezwingen-mit-der-feuerwehr-die-flammen-art-632756

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