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FCV-Routinier

Gajic: «Vielleicht die letzte Saison, vielleicht auch nicht»

Für die einen kam die Vertragsverlängerung von Milan Gajic auf diese Saison hin überraschend – für andere nicht. Der mit seiner Familie in Buchs wohnhafte Serbe ist beim FC Vaduz glücklich.
Milan Gajic spielte eine wichtige Rolle in der starken Conference-League-Saison 2022/2023. (Bild: Eddy Risch)
Der Routinier absolvierte kürzlich sein 200. Pflichtspiel für den FC Vaduz. (Bild: Jürgen Posch)
Milan Gajic mit seiner Familie.
Milan Gajic mit seiner Familie.

Er kann sich, sofern seine Leistungen stimmen, sogar noch eine weitere Saison vorstellen. Gespielt hat der Routinier schon in ganz grossen Spielen – mit dem FC Zürich in der Gruppenphase der Champions League. Die Gegner vor mehr als zehn Jahren waren Real Madrid, Olympic Marseille und die AC Milan, gegen die er beim Rückspiel gar das 1:0 schoss (Schluss­resultat 1:1).  

Lange ist es her, als Sie vom grossen YB aus der Super League nach Vaduz gewechselt haben. Können Sie sich noch an Ihren ersten Arbeitstag in Liechtenstein erinnern?
(überlegt): Eigentlich nicht, nein. Das ist schon so lange her, über sechs Jahre. (lacht) Sportchef Bernd Haas wollte mich damals, hat mit meinem Berater alles ausgemacht. Ich habe eigentlich nur unterschrieben und bin dann nach Vaduz gekommen. Was ich noch weiss, ist, dass ich sofort integriert war und ich mich in Vaduz vom ersten Tag an sehr wohlgefühlt habe. 

Mittlerweile haben Sie sechs Saisons für den FC Vaduz absolviert. Dachten Sie ­damals, dass sich dies so ergeben wird und Sie so lange in Vaduz bleiben?
Da bin ich ehrlich: Nein, das dachte ich nicht am Anfang. Nach der zweiten Saison konnte ich mir das aber vorstellen, weil ich mit allem sehr zufrieden bin in Vaduz. 

Ihr Vertrag wurde immer wieder verlängert – gab es in der ganzen Zeit keine Angebote von anderen Vereinen? Standen Sie mal nahe an einem Wechsel weg von Vaduz?
Am Anfang hatte ich in Vaduz einen Zweijahresvertrag. Danach wurde immer um ein Jahr verlängert. Für mich war nach zwei Jahren klar, dass ich hier bleiben und nicht noch einmal wechseln will. Angebote oder Interessen gab es schon, ich wollte aber in Vaduz bleiben. 

Im November werden Sie 37 Jahre alt. Das könnte jetzt die letzte Saison beim FC Vaduz für Sie sein oder auch die letzte Saison als Profispieler?
Das ist schwierig zu sagen. Vielleicht ist es die letzte Saison, vielleicht ja auch nicht. (grinst) Ende Saison können wir ja nochmals zusammensitzen und meine Leistung analysieren und dann schauen, ob es nochmals für eine Vertragsverlängerung in Vaduz reicht. Ich fühle mich in dieser Saison auf alle Fälle sehr fit und viel besser als letzte Saison, als ich mit dem Rücken Probleme hatte. 

Der Start in die neue Saison lief aber nicht nach Plan – jetzt nicht bezogen auf Ihre Leistung, sondern ganz allgemein. In der Conference League ist man schon raus und die ersten beiden Spiele gingen verloren. Mit 7 Saisonstarts für den FC Vaduz haben Sie ja aber Erfahrung mit solchen eher dürftigen Starts?
Das stimmt. Seit ich hier bin, sind wir immer schlecht in die Meisterschaft gestartet. Auch dieses Jahr lief’s nicht optimal, es war nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Wir müssen jetzt unbedingt reagieren und haben in den nächsten Spielen einige Partien zu Hause. Wenn ich das erste Spiel gegen Sion und das zweite Spiel gegen Wil vergleiche, konnte man da aber schon sehr viele Fortschritte sehen. Da müssen wir nun weiter dran bleiben. 

Auf diese Saison hin gab’s in Vaduz auch sehr viele Wechsel. Wie wichtig sind Sie hier als Routinier gegenüber den neuen und noch sehr jungen Spielern?
Wir haben viele neue junge gute Spieler im Team und ich rede auch mit ihnen. Wenn sie etwas wissen wollen oder was brauchen, helfe ich gerne. Ob sie meine Tipps dann annehmen oder nicht, müssen sie selber wissen. 

Als älterer Spieler gehört so etwas zu den Pflichten oder?
Älterer Spieler? Viel älterer Spieler. (lacht) Ja, das gehört dazu. 

Es könnte sein, dass die laufende Saison Ihre letzte Station als Profispieler ist. Was machen Sie danach? Haben Sie schon Pläne?
Ich würde gerne mit meiner Familie in der Schweiz bleiben. Meine Kinder Janko (11) und Laura (7) gehen hier zur Schule. Zusammen mit einem Kollegen in Ungarn, mit dem ich von klein auf Fussball gespielt habe, möchte ich anfangen, die Trainerdiplome zu machen. Aber das braucht natürlich Zeit. Ich kann dann auch irgend einen anderen Job machen. 

Sie haben eine Ausbildung als Physiotherapeut. Das wäre doch auch etwas, was man mit Sport oder Fussball verbinden könnte. 
Stimmt. Meine Mutter hat mir erst gerade vor Kurzem mein Diplom aus Serbien geschickt. Ich habe eine vierjährige Ausbildung gemacht, als ich jung war. Seither hab ich aber nichts mehr in die Richtung gemacht und wahrscheinlich habe ich schon alles vergessen. (lacht) Ob das Diplom aus Serbien hier noch was zählt, weiss ich auch nicht. Vermutlich müsste ich erst wieder viele Kurse besuchen. Mal schauen. 

Wenn Sie einmal mit Fussball abgeschlossen haben als aktiver Spieler und viel Zeit hätten, in welches Land würden Sie gerne einmal reisen und gibt es Hobbys, die dann mehr Zeit erhielten als jetzt?
Ich reise nicht so oft. In den Ferien gehen wir mal irgendwohin. Die Frage wäre mehr ­etwas für meine Frau Jelena. Ein Hobby habe ich neben dem Fussball. Ich spiele Tennis und habe in Sevelen beim Verein ein Abo. 

Dann sind Sie als Serbe sicher ein Fan von Novak Djokovic?
(lacht) Nein – das Idol wäre Roger Federer. Aber er hat ja aufgehört. 

Zu Hause sind Sie in Buchs. Wie gefällt Ihnen und Ihrer Familie die Region hier um Liechtenstein und das Rheintal?
Meine Tochter Laura ist in Bern auf die Welt gekommen, mein Sohn Janko in Zürich. Er kam mit fünf Jahren hierher, Laura war damals ein Jahr alt. Beide sind hier in den Kindergarten und jetzt in der Schule. Zu Hause reden sie kein Serbisch mehr. Wenn sie spielen, reden sie deutsch. Meiner Familie gefällt es hier sehr gut. Janko spielt Fussball und Laura mag Geräteturnen. 

Spielt Janko auch im Mittelfeld wie Sie? Er müsste dann wohl der grösste Fan vom Papa sein?
Nein, er ist Verteidiger und ich hoffe schon, dass er mein grösster Fan ist. (lacht) Meine Familie ist auf jeden Fall bei jedem Heimspiel dabei und manchmal kommen sie auch an die ­Auswärtsspiele. 

Wenn Sie in Buchs unterwegs sind, zum Beispiel auf der Bahnhofstrasse, kennt man Sie dort?
Ja, das kommt manchmal vor, aber nicht so oft. Es sind dann meist Fussballfans, die mich kennen. Manchmal wollen sie ein Foto mit mir machen. Da mache ich auch immer mit, das stört mich nicht. 

Zurück zum Fussball. Kennen Sie eigentlich den anderen Milan Gajic? Es gibt noch einen. 
Ich kenne ihn nicht persönlich, aber ich weiss, dass es einen jüngeren Milan Gajic gibt, der bei Roter Stern Belgrad angefangen hat und jetzt in Moskau spielt. Er ist aber kein Verwandter von mir. (lacht)

Sechs Jahre Vaduz – woran erinnern Sie sich gerne ­zurück, was gehört zu den grössten Erfolgen?
Das ist ganz klar der Aufstieg in die Super League, als wir in der Barrage gegen Thun erfolgreich waren. Leider hat uns dann ein wenig gefehlt, um die Liga zu halten. Und dann ist da auch die Conference League in der letzten Saison. Niemand hat mit uns gerechnet und wir haben zwei starke Gegner ­eliminieren können. Das war auch für den Verein ein riesengrosser Erfolg und ich hoffe, dass der FC Vaduz das auch in der Zukunft noch einmal erleben darf. 

Und an was erinnern Sie sich nicht gern zurück in den sechs Jahren?
An unser letztes Spiel in der Super League auswärts gegen Zürich, als wir mit 1:4 verloren haben. Weil damals Sion überraschend den FC Basel mit 3:0 geschlagen hat, mussten wir zurück in die Challenge League, das war eine Riesenenttäuschung für mich. 

Gibt’s in der Mannschaft Spieler, mit denen Sie ein kollegialeres Verhältnis haben als mit den neuen Spielern, die noch nicht so lange dabei sind?
Ich komme mit allen sehr gut aus und hatte bisher noch mit keinem Spieler in Vaduz Probleme. Mit den älteren, die schon länger dabei sind, macht man auch mal was neben dem Verein. Beni Büchel war zum Beispiel auch schon bei uns zum Nachtessen oder auch mit Tuni Cicek. 

Benjamin Büchel ist einer von vier Gegnern für Sie, wenn es um den Liechtensteiner Fussballer des Jahres geht. Sie sind nominiert, zusammen mit Ihren Teamkollegen Fabio Fehr, Nicolas Hasler, Lars Traber und eben Benjamin Büchel. 
Benjamin Büchel fällt da weg. Das wird ein Vierkampf. (lacht) Beni war schon einmal Fussballer des Jahres, der wird es ­bestimmt nicht noch einmal. 

Habt Ihr intern schon eine Wette am Laufen, wer das Rennen am 4. September macht?
Nein, nein. Wir haben noch keine Witze gemacht oder gewettet. Ich habe vor ein paar Tagen Post erhalten und gesehen, dass ich erstmals nominiert bin. Da war ich etwas überrascht, aber Beni fällt aus dem Rennen. (lacht) Nein, Spass beiseite. Es ist egal, wer von uns fünf gewinnt. Verdient hat es jeder. Es sind alles gute Jungs. 

 

Milan Gajic

Nationalität: Serbe
Wohnort: Buchs
Familie: Ehefrau Jelena und Kinder Janko (11), Laura (7)
Geburtsdatum: 17.11.1986 (36 Jahre)
Position: Zentrales Mittelfeld
Grösse: 1,82 Meter
Beim FC Vaduz seit: 1.7.2017
frühere Stationen: Napredak (Serbien), Boavista Porto, Luzern, Zürich, Grasshoppers, Young Boys 
Statistik: FCV-Stand nach 200 Spielen: 23 Tore, ­
48 Assists, 23 gelbe Karten, eine gelbrote Karte

 

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