Erst beschimpft, dann gefeiert: Fatima Bosch ist die neue Miss Universe – so skandalös war der Wettbewerb
Fatima Bosch ist die neue Miss Universe. Die 25-Jährige Mexikanerin aus dem Bundesstaat Tabasco wurde am Donnerstagabend in Bangkok gefeiert – nur wenige Tage nachdem sie vom thailändischen Gastgeber öffentlich beleidigt und so zur Hauptfigur des jüngsten Miss-Universe-Skandals geworden war.
Während eines Vorbereitungsevents Anfang November hatte Nawat Itsaragrisil, Direktor von Miss Universe Thailand, Bosch scharf gerügt, weil sie einen Werbepost zunächst mit ihrem Team abstimmen wollte. Vor laufender Kamera nannte er sie «dumm» und rief den Sicherheitsdienst, als sie widersprach. Bosch verliess den Saal – und ein Grossteil der Kandidatinnen folgte ihr, darunter auch die amtierende Miss Universe 2024, die Dänin Victoria Kjær Theilvig.
In einem Interview nach dem Vorfall zeigte sich die mexikanische Schönheitskönigin und Modedesignerin besonnen: Sie sei «keine Puppe», sondern eine Stimme für Frauen und Mädchen, die für ihre Anliegen kämpfen. Die Führungsriege der Miss-Universe-Organisation (MUO) stellte sich hinter sie: Präsident Raul Rocha warf Itsaragrisil vor, «vergessen zu haben, was es bedeutet, Gastgeber zu sein». Der Funktionär entschuldigte sich daraufhin in den Medien tränenreich. An Bosch wandte er sich dabei nie.
Der Vorfall reiht sich ein in eine Serie von Skandalen, die die Schönheitswettbewerbe seit Jahren plagen: In Indonesien erhoben Kandidatinnen 2023 Vorwürfe wegen entwürdigender Körperkontrollen. Und gegen die Miss USA Organisation – die bis 2015 dem US-Präsidenten Donald Trump gehörte – klagten Teilnehmerinnen in den letzten Jahren wegen toxischer Wettbewerbskultur.
Rücktritte, Peinlichkeiten, Schadensbegrenzung
Doch auch die diesjährige Ausgabe glich mehr einer Reality-TV-Show als einem Schönheitswettbewerb.
Schon bevor es losging, sorgte CEO Anne Jakrajutatip - die erste Frau an der Spitze der Miss Universe Organisation, mit ihrem abrupten Rücktritt nur wenige Wochen vor Wettbewerbsstart, für Aufsehen. Angeblich zog sie sich wegen finanzieller Probleme zurück.
Holprig ging es einen Tag nach dem Streik der Schönheitsköniginnen am 5. November weiter. Miss Chile, Inna Moll, leistete sich einen viralen Fehltritt: In einem Tiktok-Video tat sie so, als würde sie eine Linie weissen Pulvers schnupfen – begleitet von Shakiras «Addicted to You».
Sie löschte das Video schnell wieder und entschuldigte sich in den Sozialen Medien für die Aktion, die angeblich die Idee ihres Make-up-Artisten gewesen sei. «Ich habe zuerst nein gesagt, aber er hat darauf bestanden, und ich habe mitgemacht. Ich hätte deutlicher nein sagen müssen», sagte Moll in einem Instagram-Video.
Nach einer kurzen Verschnaufpause gingen die Skandale am 20. November weiter: Zwei Juroren traten vor dem Finale zurück. Während der Franzose Claude Makélélé persönliche Gründe nannte, erhob der libanesisch-französische Musiker Omar Harfouch schwere Manipulationsvorwürfe: Die Top 30 hätten bereits festgestanden, das Jury-Panel sei von Interessenkonflikten durchzogen.
Besonders brisant: Harfouch deutete eine sexuelle Beziehung zwischen einem Juror und einer Teilnehmerin an – gemeint wohl Miss Paraguay, Yanina Gomez, die auf Fotos innig mit Jury-Mitglied James Irvin Healy zu sehen ist. Die MUO drohte Harfouch daraufhin mit rechtlichen Schritten.
Ein Lachs als Lichtblick
Kurz vor dem Finale kam es zu einem weiteren Zwischenfall: Die 28-jährige Dr. Gabriella Henry stürzte während des Abendkleid-Laufs während der Halbfinal-Show von der Bühne. Die Augenärztin musste auf einer Trage aus der Eventhalle getragen werden und verbrachte die Nacht im Spital. Wie der Präsident der MUO auf Instagram teilte, erlitt Henry keine Knochenbrüche und befinde sich in «bester medizinischer Betreuung».
Die Skandalserie blieb nicht folgenlos. Laut dem Magazin «Hola» lagen die Ticketverkäufe für Vorrunden und Finale deutlich unter den Erwartungen – in einer Zeit, in der Schönheitswettbewerbe ohnehin zunehmend auf den Prüfstand geraten: wegen fragwürdiger Werte, widersprüchlicher Modernisierungsversprechen und einer Industrie, die zwischen Empowerment und Objektifizierung schwankt.
Und doch gab es einen Moment, der das Netz auf heitere Weise eroberte – ganz ohne Drama: Miss Norwegen, Leonora Lysglimt-Rødland, erschien in einem überdimensionalen Lachskostüm auf dem Laufsteg. Eine Hommage an die Fischereitradition ihres Landes – und eine wohltuend absurde Abwechslung zu all den Kontroversen.
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