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Politisches Krippenspiel: Zank um die Jesuskrippen in Frankreich

So sicher wie diese Woche Weihnachten ist, gibt es in Frankreich Zank um das Friedensfest. Auslöser sind die Jesuskrippen in vielen Rathäusern.
In Frankreich finden auch die Krippenfiguren nicht so einfach eine Herberge. (Bild: Getty)

Ein seltsamer Umzug hat am vergangenen Donnerstag im Pariser Vorort Asnières-sur-Seine (92'000 Einwohner) stattgefunden. Die Holzfiguren, welche die Urszene der Christenheit darstellen – Maria und Josef, die drei Weisen, Esel und Hirten und natürlich die Wiege mit dem Jesuskind – haben am Donnerstag das Rathaus verlassen und einige Meter weiter, auf der Vortreppe, ihren neuen (regengeschützten) Platz gefunden. «Zuoberst auf der Treppe», wie der konservative Bürgermeister von Asnières, Manuel Aeschlimann, betonte.

Asnières ist nur der neuste Schauplatz eines alten Streits. Ausgebrochen war er im Jahre 2010, als Frankreich ein Burkaverbot erliess. Die französische Menschenrechtsliga sah darin eine «Stigmatisierung» muslimischer Frauen und ging in den Gegenangriff über: Sie warf mehreren rechts regierten Orten vor, sie verstiessen genauso gegen die Trennung von Kirche und Staat und die religiöse Neutralität der Behörden, wenn sie in öffentlichen Gebäuden Weihnachtskrippen einrichteten; Juden, Muslime oder Atheisten könnten sich dadurch ausgeschlossen und diskriminiert fühlen.

Seither endet fast jede lokale Krippenaffäre vor Gericht. Die Richter wirken oft überfordert: Weihnachtliche Tradition steht gegen die minder sakrosankte Laizität und Neutralität der Republik.

Die Urteile fallen sehr unterschiedlich aus. Im Falle von Beaucaire (Südfrankreich) gab ein erstinstanzliches Gericht den Freidenkern recht. Der rechtspopulistische Bürgermeister Nelson Chaudon weigerte sich aber, die Krippe abzubauen. Darauf wurde er anfangs Jahr mit 120'000 Euro gebüsst.

Das ist für eine kleinere Gemeinde viel Geld. Um einer Verurteilung zu entgehen, hat Bürgermeister Aeschlimann in Asnières die Krippe vor das Rathaus verlegt. Damit befolgt er der Form nach – auch wenn reichlich spitzfindig – die Religionslosigkeit «in» öffentlichen Gebäuden.

Sein konservativer Parteifreund Laurent Wauquiez, der im Regionalrat von Lyon seinerseits eine Krippe ausgestellt hatte, griff zu einer anderen Schliche, um einer Verurteilung zu entgehen: Er umgab die Jesus-Krippe mit einer Ausstellung über das traditionelle Handwerk geschnitzter Holzfiguren, der «santons».

Der Staatsrat als oberste Verwaltungsinstanz Frankreichs liess diese fadenscheinige «Ausstellung» durch. In der südfranzösischen Stadt Béziers, einer Hochburg der Krippen-Befürworter, obsiegte Bürgermeister Robert Ménard gegen Klagen von Kommunisten und anderer Linksaussen, indem er sich schlicht auf den «gesunden Menschenverstand» berief.

Die Freidenker und Laizisten stützen sich auf die antiklerikale, bis auf Voltaire zurückgehende Laizismus-Tradition, die 1905 nach Jahrhunderten blutiger Religionskriege in die Trennung von Kirche und Staat gipfelte. Gerade weil sie aber umstritten, wenn nicht brüchig  bleibt, klagt die Menschenrechtsliga systematisch Klage gegen jede Rathaus-Krippe.

 
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