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Epstein-Files rücken Schweizer Vermisstenfall um Milliardär erneut ins Blickfeld

Der rätselhafte Tod von Jeffrey Epstein wirft noch Jahre später lange Schatten – bis in die Schweiz. Schweizer Ermittlungsbehörden befassten sich bereits 2020 mit möglichen Verbindungen zwischen Epsteins Umfeld und dem Verschwinden des deutschen Milliardärs Karl-Erivan Haub in Zermatt.
Karl-Erivan Haub, damaliger Co-Chef der Tengelmann-Gruppe, verschwand im April 2018 spurlos im Kanton Wallis. (Bild: Keystone/dpa)
Das Bild einer Überwachungskamera zeigt mutmasslich Karl-Erivan Haub am 7. April 2018 auf dem Weg zum Kleinen Matterhorn. (Bild: Screenshot x.com)
Mark Epstein wandte sich an die Walliser Kantonspolizei . (Bild: justice.gov)
Die Drohung von «Mim Mim» an Mark Epstein. (Bild: justice.gov)

Karl-Erivan Haub, deutsch-amerikanischer Doppelbürger und damaliger Co-Chef der Tengelmann-Gruppe, verschwand im April 2018 während einer Skitour oberhalb von Zermatt. Überwachungskameras zeigten ihn letztmals auf dem Weg ins Gebiet des Klein Matterhorns. Trotz einer der grössten Suchaktionen, die es in der Region je gegeben hatte, blieb er unauffindbar.

Das Bild einer Überwachungskamera zeigt mutmasslich Karl-Erivan Haub am 7. April 2018 auf dem Weg zum Kleinen Matterhorn. (Bild: Screenshot x.com)

Offiziell geht die Familie von einem tödlichen Bergunfall aus. Doch seit Jahren halten sich Zweifel. Medienberichte über frühere Geschäftsbeziehungen Haubs nach Russland sowie unbestätigte Hinweise auf Sichtungen nach seinem Verschwinden nährten Spekulationen über ein mögliches Untertauchen. 2021 wurde Haub juristisch für tot erklärt.

Ein Anruf aus New York bringt neue Spur

Ein bislang wenig bekanntes Kapitel spielte sich im Sommer 2020 ab, wie «blue News» berichtet. Damals meldete sich Mark Epstein, der Bruder des später tot aufgefundenen Jeffrey Epstein, bei der Kantonspolizei Wallis. Am 2. Juni rief er zunächst telefonisch in Sion an, noch am selben Tag folgten zwei E-Mails.

Wie aus neu publizierten Akten hervorgeht, bot Mark Epstein den Walliser Behörden Informationen an, die aus seiner Sicht darauf hindeuteten, dass das Verschwinden von Karl-Erivan Haub und der Tod seines Bruders Jeffrey miteinander in Zusammenhang stehen könnten.

Mark Epstein wandte sich an die Walliser Kantonspolizei . (Bild: justice.gov)

Drohungen, Chats und der Name «Mim Mim»

Konkret berichtete Mark Epstein, er sei bei eigenen Nachforschungen auf einen Chatverkehr gestossen – zwischen einer Person mit dem Alias «Mim Mim» und einem «Herrn Haub». Bei Letzterem soll es sich um Christian Haub, den Bruder des Vermissten und heutigen Tengelmann-Chef, handeln.

In Screenshots, die Mark Epstein den Behörden vorgelegt haben soll, wird Christian Haub über Linkedin massiv bedroht. In den Nachrichten ist unter anderem von der Ermordung von Kindern die Rede, falls keine Antworten geliefert würden. Zudem wird behauptet, Karl-Erivan Haub habe «zu viel sagen wollen».

Die Drohung von «Mim Mim» an Mark Epstein. (Bild: justice.gov)

Mark Epstein äusserte gegenüber den Walliser Ermittlern schliesslich den Verdacht, sowohl sein Bruder Jeffrey Epstein als auch Karl-Erivan Haub könnten ermordet worden sein.

Vorwürfe ohne belegte Grundlage

Weiter machte Mark Epstein geltend, «Mim Mim» habe Dokumente verkauft und Schweigegeld aus dem Umfeld der Tengelmann-Gruppe erhalten. Auf welchen Quellen diese Annahmen beruhen, ist unklar. Ebenso offen bleibt, ob die entsprechenden E-Mails oder vollständigen Chatverläufe den Schweizer Behörden tatsächlich vorlagen.

Die Walliser Kantonspolizei hielt die Aussagen dennoch intern fest und schaltete die Bundespolizei Fedpol ein. Diese kontaktierte Mitte Juni 2020 US-Behörden und stellte drei zentrale Fragen:

  • Liegen dort ebenfalls Berichte von Mark Epstein zum Fall Haub vor?
  • Gibt es Erkenntnisse zu einer möglichen Verbindung zwischen Epstein und Haub?
  • Wie werden die von Mark Epstein gelieferten Informationen eingeschätzt?

Ob je Antworten kamen, ist offen

Bis heute ist nicht bekannt, ob US-Behörden auf diese Anfragen reagierten. Das Fedpol erklärt, man habe lediglich eine koordinierende Rolle übernommen und verweist auf den Kanton Wallis. Dort wiederum liegen entsprechende Anfragen derzeit bei der Staatsanwaltschaft.

Unklar bleibt auch, ob die Hinweise von Mark Epstein neue Ermittlungen oder Erkenntnisse im Fall Haub auslösten. Da Karl-Erivan Haub ein Jahr später offiziell für tot erklärt wurde, spricht vieles dafür, dass sich keine belastbaren neuen Spuren ergaben.

Viele offene Fragen, keine Beweise

Die nun publik gewordenen Dokumente liefern keine Beweise für einen Zusammenhang zwischen dem Epstein-Komplex und dem Verschwinden des Milliardärs in Zermatt. Sie zeigen aber, dass Schweizer Ermittler diese Möglichkeit zumindest geprüft haben.

Warum Mark Epstein bei seinen Recherchen zum Tod seines Bruders ausgerechnet auf den Namen Haub stiess, bleibt ebenso ungeklärt wie die Identität von «Mim Mim». Sicher ist nur: Einer der spektakulärsten Vermisstenfälle der Schweiz erhält durch die Epstein-Akten eine neue, wenn auch weiterhin nebulöse Dimension. (mke, watson.ch)

 
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