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Das umstrittene Geldsystem

In Island und der Schweiz könnte die Geldschöpfung zentralisiert werden. Nur Nationalbanken sollen Kredite vergeben dürfen – für den Liechensteinischen Bankenverband ist dies ein «nicht gangbarer Weg».
Die Rufe nach einem "Vollgeld-System" werden immer lauter. (Bild: PD)

Der EWR- und EFTA-Staat Island glänzte in den vergangenen Jahren immer wieder mit eigenwilligen, oftmals auch erfolgreichen Wegen, der Finanz- und Wirtschaftskrise im Land Herr zu werden. Nun legen die Verantwortlichen in Reykjavik noch einmal eine Schippe drauf: «Ein besseres Geldsystem für Island» heisst der Report, den Frosti Sigurjónsson, der Vorsitzende des Parlamentsausschusses für Wirtschaftsangelegenheiten und Handel, Ende März vorstellte. Das neue Geldsystem würde den Geschäftsbanken die Möglichkeit der Geldschöpfung durch Kreditvergaben entziehen. Die Nationalbank allein könnte entscheiden, wie viel Geld in Umlauf kommt. Dieser Report entspricht inhaltlich ziemlich genau dem, was der Schweizer Verein Monetäre Modernisierung fordert und im Rahmen der Vollgeld-Initiative im Frankenraum umsetzen will. Über die Hälfte der nötigen Unterschriften hat der Verein bereits gesammelt, um die Initiative vors Volk zu bringen und über eine Verfassungsänderung abzustimmen.


«Unkalkulierbare Risiken»
Das gefällt nicht allen. Seitens der Schweizerischen Nationalbank kamen bereits Einwände, und auch die Denkfabrik Avenir Suisse äusserte sich eher kritisch zur möglichen Einführung eines Vollgelds, mit dem die Geschäftsbanken von der Geldschöpfung ausgenommen wären.
Nicht weiter verwunderlich, dass sich auch Simon Tribelhorn, Geschäftsführer des Liechtensteinischen Bankenverbands (LBV), sehr kritisch zur Vollgeld-Initiative äussert: «Grundsätzlich sind wir sehr zurückhaltend und nehmen als Liechtensteinischer Bankenverband zu politischen Vorstössen in der Schweiz keine Stellung, da uns eine Beurteilung hier nicht zusteht. Im vorliegenden Fall ist dies durchaus etwas anders gelagert», sagt Tribelhorn. Schliesslich hätte die Vollgeld-Initiative Auswirkungen auf den gesamten Frankenraum und damit auch auf Liechtenstein. «Die Initiative verlangt, dass künftig nur noch die Nationalbank elektronisches Geld erzeugen darf. Damit wollen die Initianten der Staatsverschuldung entgegen wirken, einer inflationären Geldschöpfung Einhalt gebieten und dass das Geld sicherer wird», erklärt Tribelhorn und betont: «All dies ist sowohl in der Schweiz als auch in Liechtenstein bereits gegeben: Wir verfügen über eine tiefe Inflation, eine tiefe bis gar keine Staatsverschuldung sowie eine ausserordentlich sichere Währung. Wir bezweifeln deshalb, dass überhaupt ein entsprechender Handlunsgbedarf besteht.»
Ausserdem warnt der LBV-Geschäftsführer vor den Risiken einer Änderung des Geldsystems: «Darüber hinaus erachten wir die Vollgeldinitiative aber auch als nicht gangbaren Weg. Vollgeld würde einen tiefgreifenden Umbau des bestehenden Wirtschaftssystems und unkalkulierbare Risiken mit sich bringen. Es hätte unseres Erachtens unnötige Risiken für den Zahlungsverkehr sowie eine Kreditverknappung bzw. -verteuerung zur Folge und damit letzten Endes sogar negative Konsequenzen für das Wirtschaftswachstum.» Dem widersprechen die Befürworter des Vollgelds – unter anderem auch Volkswirte des Internationalen Währungsfonds.

 
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