Paradigmenwechsel Blockchain

Erinnern wir uns daran, wie zu Beginn des Internets am Ende des letzten Jahrtausends das Aussterben des Mittelsmanns prophezeit wurde, da man nun alles direkt erledigen könne. Eingetreten ist aber das Gegenteil. Die Mittelsmänner haben heute oftmals natürliche Monopole geschaffen und Grössen erreicht, welche dazumal noch unvorstellbar waren – denken wir beispielsweise an Amazon. Es gibt bei Software- und Internet-basierten Geschäftsmodellen oftmals nur einen dominierenden Anbieter. Hierbei spielen Netzwerkeffekte eine Rolle, die von Office-Programmen bis zu Social Media offenkundig viel stärker zum Tragen kommen als zum Beispiel bei Automobilherstellern, wo es doch mehrere etwa gleich grosse Marktteilnehmer gibt.
Blockchain
Nun stehen wir wohl vor der nächsten grossen, technologisch getriebenen Veränderung, der Blockchain. Das ist, wie inzwischen wohl die meisten wissen, der technologische Unterbau von Bitcoin und all den anderen Crypto- Währungen. Die Blockchain ermöglicht einfach ausgedrückt die sichere Abwicklung von Transaktionen ohne Mittelsmann, völlig dezentral und eben direkt zwischen den teilnehmenden Parteien. Diese Transaktionen können nun nicht nur Geldüberweisungen sein, sondern jegliche Art von Informationen abbilden, bei welchen es von immanenter Wichtigkeit ist, dass sie nicht beliebig vervielfacht oder nachträglich geändert werden können, wie beispielsweise ein Grundbuch oder Aktienregister. Zudem kann man in diese Transaktionen auch noch Logik mitimplementieren, welche wiederum Transaktionen auslösen kann. Dies wird im Crypto-Jargon ein Smart Contract genannt. Ein Beispiel hierzu wäre ein Smart-Akkreditiv-Geschäft, welches automatisch die Zahlung eines gesperrten Betrags auf einem sogenannten Contract Wallet bei Erhalt der Ware veranlasst. Wird die Ware nach einer festgelegten Zeit nicht geliefert, wird das gesperrte Geld dem Zahlungspflichtigen zurücküberwiesen. Dies aber ohne jegliche Bank und ohne Vertrauensverhältnis zwischen den beiden involvierten Parteien. Die aktuell beliebteste Anwendung von Smart Contracts sind die sogenannten Initial Coin Offerings (ICO), wo Risikokapital für Blockchain-basierte Geschäftsmodelle oder die Herausgabe von neuen Crypto-Währungen beschafft wird. Auch hier ohne Investment-Bank oder Ähnliches als Vermittler respektive Abwickler.
Neben dem augenscheinlichen Umgehen von Finanzintermediären sind aber noch andere weitreichende Implikationen vorstellbar. Es können nicht zentral gesteuerte, globale Marktplätze entstehen, welche Angebot und Nachfrage für jegliche Waren und Dienste zusammenbringen und auch gleich das Settlement der Zahlung ermöglichen. Dies bedeutet, dass der kometenhafte Aufstieg von Online-Mittelsmännern wie Airbnb und Uber schon bald wieder Geschichte sein könnte. Noch einen Schritt weiter können ganze Organisationen und Wirtschaftsabläufe nach klar programmierten Regeln und Konsensmechanismen festgelegt und ausgeführt werden. Diese werden dezentrale
autonome Organisationen (DAO) genannt.
Paradigmenwechsel
Diese Dezentralisierung – nicht nur auf architektonischer Ebene (keine zentrale Datenbank), sondern speziell auch auf organisatorischer Ebene (keine zentrale Kontrolle) – ist ein Paradigmenwechsel von noch nicht abschätzbarem Ausmass und könnte die heutige Wirtschaftsordnung ziemlich stark in Bewegung bringen. In welchem Ausmass dies stattfinden wird, kann heute wohl niemand abschätzen. Hier ist u. a. die Frage, wie stark die eingangs erwähnten Netzwerkeffekte zum Tragen kommen in dezentralen Systemen. Auch hinsichtlich der Regulierung sind noch viele Fragen offen.
Was die Blockchain aber sicher bringen wird, ist eine neue Stufe der Effizienz, Transparenz und Automatisierung von Prozessen weit über die Finanzindustrie hinaus.
Blase
Und ja, die sich aktuell bildende Blase in der Crypto-Finanzwelt wird wohl platzen, aber das Internet brachte viele der grossen Innovationen auch erst nach dem Platzen der Dotcom Bubble im Jahre 2000 hervor.
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