Da kommt etwas auf uns zu!

Vor ein paar Jahren wurde noch darüber diskutiert, dass der demografische Wandel kommen wird. Heute stecken wir schon mittendrin. Von 2005 bis 2014 ist die Bevölkerung in Liechtenstein um sieben Prozent gewachsen. Im gleichen Zeitraum nahm der Anteil der über 65-Jährigen («65plus») um 48 Prozent zu! 2005 waren keine 12 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner über 64, heute sind es schon mehr als 16 Prozent. Tritt das Trendszenario des Amts für Statistik ein, so beträgt der Anteil der «65plus» bereits 2030 ein Viertel der Bevölkerung. Die im Vergleich zum grössten Jahrgang 1968 um 40 Prozent geringere Population der Millenniums-Kinder wird einiges zu schultern bekommen.
Auch wenn es sich hierbei nur um ein paar ausgewählte Vergleiche handelt und uns bewusst ist, dass die Entwicklung nicht genau so eintreten wird, weil sie zum Beispiel auch durch Migrationsbewegungen – die im Übrigen in den letzten Jahren zur Verjüngung der Bevölkerung beigetragen haben – beeinflusst wird, sind solche Zahlen eindrücklich. Und sie sind in ihrer Grundaussage auch nicht mehr wesentlich veränderbar, denn alle Personen, die diese Entwicklung in den nächsten 20 bis 30 Jahren verursachen, sind schon auf der Welt. Da kommt etwas auf uns zu!
Verschiedene Bereiche
Die Kombination eines immer höheren Anteils älterer Personen und sehr deutlich kleinerer nachrückender Jahrgänge wird uns in den nächsten Jahrzehnten in den unterschiedlichsten Gebieten beschäftigen. Die Auswirkungen auf das Gesundheitswesen und die Sozialsysteme kommen uns beim Stichwort «Demografischer Wandel» zuerst in den Sinn. Das Verhältnis von Erwerbstätigen zu Rentnern lag noch vor wenigen Jahren bei vier zu eins, wird aber 2040 bei zwei zu eins zu liegen kommen: Zwei Erwerbstätige müssen dann einen Rentner «mitfinanzieren». Tangiert ist aber auch ganz wesentlich die Familienpolitik, denn die Veränderung in der Altersstruktur wird eben nicht nur durch längere Lebenszeiten, sondern auch erheblich durch tiefere Geburtenraten verursacht. Tangiert ist die Wirtschaftspolitik, unter anderem, weil die in Rente gehenden grossen Jahrgänge auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr verfügbar sind. Der Strukturwandel beeinflusst auch Themen wie die politische Partizipation. Fast zwangsläufig wird es auf Ebene der politischen Entscheidungsträger, aber auch bei Entscheidungen an der Urne zu einer Übervertretung der älteren gegenüber der jüngeren Generationen kommen. Lange in die Zukunft wirkende Entscheidungen werden in einem grösseren Ausmass von Personen gefällt, die von den Auswirkungen nicht oder nur noch bedingt betroffen sein werden.
Agieren tut not
Eine der grössten gesellschaftlichen und finanziellen Herausforderungen aber wird die Betreuung der wachsenden Zahl Hochaltriger werden. Es ist unbestritten ein Wohlstandsgewinn, dass wir im Durchschnitt länger leben dürfen, und dies in ansteigendem Ausmass gesundheitlich beschwerdefrei. Es sollte aber für alle Altersgruppen ein Zugewinn sein. Wir müssen uns darauf einrichten, dass die nachrückenden, zahlenmässig schwächeren Generationen einen stark zunehmenden Auftrag in der Pflege der noch lange anwachsenden ältesten Bevölkerungsschicht zu stemmen haben werden.
Die Thematik verdient es, dass wir uns ausführlich mit ihr auseinandersetzen und weit vorausschauend die notwendigen Schritte setzen. Aktuell diskutierte Reformen der 1. und 2. Säule sind wichtige Bestandteile. Wünschenswert wäre die Aktualisierung der vorhandenen Demografiestrategie, unterlegt mit realistischen Massnahmen vor allem für die zukünftige Finanzierung der Alterspflege. Zudem braucht es eine Schärfung des Bewusstseins jeder und jedes Einzelnen, dass die Lösung dieser Aufgaben nicht nur durch staatliche Massnahmen, sondern ganz wesentlich auch durch die Wahrnehmung von Eigenverantwortung im Rahmen des individuell Möglichen gelingen wird.
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