Verbände legen Aktionsplan Biodiversität vor
Um die Biodiversität stehe es schlecht in der Schweiz, schreiben BirdLife Schweiz, Pro Natura und der WWF am Sonntag. Selbst das Bundesamt für Umwelt (BAFU) habe in seinem Zustandsbericht zur Biodiversität festgestellt, dass knapp die Hälfte aller Lebensraumtypen in der Schweiz als bedroht gelte und von vielen wertvollen Lebensräumen nur noch Restflächen übrig seien.
"Dass die nötigen Massnahmen nicht schon längst umgesetzt wurden, ist angesichts solch alarmierender Aussagen unverständlich", schreiben die Umweltverbände.
Für die 2012 verabschiedete Biodiversitätsstrategie des Bundes haben 250 Organisationen Vorschläge eingereicht. Sie enthält 120 vom Bundesrat definierte Teilziele. Bereits 2013 sei daraus ein umfassender Entwurf für einen Aktionsplan des Bundes vorgelegen, schreiben die Umweltverbände.
Vier Jahre später will der Bundesrat den Aktionsplan verabschieden. Nach BAFU-Angaben vom Juli ist die Beratung in der zweiten Jahreshälfte geplant. "Die Zivilgesellschaft befürchtet, dass der bundesrätliche Aktionsplan Biodiversität, der Situation nicht hinreichend gerecht werden wird", schreiben die Verbände.
Hebel bei der Raumplanung
Die Ziele und Teilmassnahmen der Strategie und des Entwurfs von 2013 bündelten BirdLife Schweiz, Pro Natura und WWF zu 26 Hauptmassnahmen in ihrem Aktionsplan.
Einen wichtigen Hebel sehen sie in der Raumplanung. Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und damit der Biodiversität sei eine wichtige Aufgabe der Raumplanung, schreiben sie in ihrem 200-seitigen Papier. Es brauche Vorrangflächen für die Biodiversität.
In den Richt- und Nutzplänen von Bund und Kantonen seien Mindestanforderungen nötig. Es brauche eine Vernetzung ökologisch wertvoller Lebensräume, Wanderkorridore sowie ausreichende Grün- und Freiflächen im Siedlungsraum, in touristisch stark genutzten Gebieten brauche es eine Besucherlenkung mit Freiräumen, gerade in den besonders störanfälligen Alpen.
Raumplanungsgesetz ergänzen
Die Umweltverbände fordern, dass im Raumplanungsgesetz als Verwendungszweck unter anderem die Erhaltung naturnaher Landschaften genannt wird. Weiter verlangen sie ein Konzept oder einen Sachplan Raumplanung als behördenverbindliches Instrument, "damit die Erhaltung der Biodiversität gleich lange Spiesse erhält wie andere raumwirksame Anforderungen".
Direktzahlungen umlenken
Auch beim Umbau der Landwirtschaft zu mehr Ökologie geht es aus Sicht der Umweltorganisationen zu langsam. Nur 2,2 bis 4 Prozent der Landwirtschaftsflächen im Flachland seien von ökologischer Qualität. Notwendig seien aber gemäss Biodiversitätsstrategie des Bundes 8 bis 12 Prozent. Und auch in der Alpwirtschaft sei ein Verarungsprozess in Gang, der gestoppt werden müsse.
Damit Natur und Landwirtschaft miteinander leben können, solle der Bund eine Reihe von Massnahmen fördern - etwa solche, die helfen, Dünger oder den Einsatz von Pestiziden, Tiermedikamenten, Ammoniak oder Stickstoffemissionen zu senken.
Hier habe der Bund schon verschiedene Instrumente und Anreizsysteme in der Hand. Diese könne er "unter anderem im Rahmen der Direktzahlungen, entwickeln und umsetzen". Weiter verlangen die Naturschützer mehr Biodiversitätsförderflächen in Ackerbaugebieten und eine Sanierung von Drainagen zum Schutz von Gewässern und Mooren.
Mensch zerschneidet Lebensräume
Strassen und Bahnen zerschneiden die Lebensräume von Tieren und Pflanzen. BirdLife Schweiz, Pro Natura und der WWF verlangen, der Sachplan Verkehr soll ergänzt werden, unter anderem, um die Zerschneidung zu minimieren. In Siedlungsräumen sollen der Natur mehr Raum geschaffen und Flüsse und Seen aufgewertet werden.
Was die geforderten Massnahmen kosten und was es kostet, nichts zu tun, können die drei Organisationen nur teilweise abschätzen. Eine der geforderten 26 Massnahmen ist deshalb, genaue Daten zur Biodiversität zu erheben und die Massnahmen zu überwachen, Kosten inklusive. (sda)
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