Wegen Trump: Roche-Chef will höhere Medikamentenpreise in der Schweiz ++ Bundesrätin kritisiert Social Media
Der am Freitag besiegelte Deal zwischen US-Präsident Donald Trump und den Basler Pharmakonzernen Novartis und Roche befeuert den Streit über höhere Medikamentenpreise in der Schweiz. «Alle Länder sollen gleichmässiger dazu beitragen, den medizinischen Fortschritt und die Innovation zu finanzieren», sagt Roche-Chef Thomas Schinecker im Interview mit der «SonntagsZeitung». Er fordert deshalb, dass die Menschen in der Schweiz bei neuen Arzneimitteln einen «auf ihrem Wohlstand und ihrer Kaufkraft basierenden Preis zahlen». Das heisst im Klartext: Medikamente sollen teurer werden.

In der Politik ist die Forderung höchst umstritten. «Die Schweiz muss sich künftig bei wenigen, hoch innovativen Medikamenten auf höhere Preise einstellen», sagt FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt zur «SonntagsZeitung». Er findet es «richtig», dass man hierzulande anteilsmässig und kaufkraftbereinigt denselben Preis zahlt wie in anderen europäischen Ländern. Auch Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter ist der Meinung, dass sich das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bewegen müsse. «Kaufkraftbereinigte Preise sind zentral.» Anders tönt es bei SP-Co-Präsident Cédric Wermuth. Er erachtet zwar eine Senkung der Medikamentenpreise für die Menschen in den USA, wie es der neue Deal vorsieht, für «grundsätzlich richtig». Preiserhöhung in der Schweiz will er deswegen aber «unter keinen Umständen akzeptieren».
FDP-Ständerat Josef Dittli hofft denn auch, dass der Druck seitens Pharma «nicht so gross wird, dass das BAG bei der Preisfestsetzung doch noch einknickt». Das BAG schreibt, eine Senkung der Tarife in den USA habe «keine direkten Auswirkungen» auf die Schweizer Preise. Dennoch rechnet der Gesundheitsexperte Felix Schneuwly damit, dass Medikamente künftig zu einem relevanten Kostentreiber im Gesundheitssystem werden.
Baume-Schneider: Prämienzahler müssen nicht für US-Preissenkungen zahlen
Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider lehnt nach Trumps Pharma-Deal mit Roche und Novartis teurere Medikamentenpreise in der Schweiz ab. «Die Prämienzahler in der Schweiz können und müssen nicht mit ihren Krankenkassenprämien für Preissenkungen in den USA zahlen. Der Bundesrat arbeitet aber gemeinsam mit der Pharmabranche daran, die Bedingungen in der Schweiz weiter zu verbessern, insbesondere bezüglich Marktzugang, klinischer Forschung oder durch geregelte Beziehungen zur EU», sagt Baume-Schneider im Interview mit dem «SonntagsBlick».
«Klar ist, dass die Schweiz ihre Medikamentenpreise weiterhin eigenständig festlegt und diesen Prozess bei Bedarf überprüft.» Trotz der angekündigten Milliardensubventionen in den USA sei sie zuversichtlich, «dass die Pharmabranche auch in Zukunft eine Stütze unserer Wirtschaft bleibt». Rund um den Globus verändere sich die Situation für die Pharma derzeit stark. «Aber die Schweiz ist als Heimmarkt für Roche und Novartis weiterhin attraktiv.»
Zugang zur Migros-Pensionskasse bleibt vielen Mitarbeitenden verwehrt
(MPK) gilt als eine der grosszügigsten Vorsorgeeinrichtungen der Schweiz: 2024 verzinste sie das Sparkapital mit 7,5 %, 2026 mit 7,25 %, weit über dem gesetzlichen Minimum. Doch nur etwas mehr als die Hälfte der schweizweit 86 600 Mitarbeitenden der Migros-Gruppe profitiert davon. Beschäftigte vieler Tochterfirmen – darunter Denner, Digitec Galaxus, Medbase, Activ Fitness oder Molino – gehören stattdessen zur Vorsorge «in globo M» mit deutlich schlechteren Bedingungen: tiefere Zinsen, keine Rentenerhöhungen, geringere Arbeitgeberbeiträge. Ein Migros-Sprecher erklärt gegenüber der «NZZ am Sonntag» dass diese Situation historisch begründet sei.

Wirtschaftliche Überlegungen dürften aber ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Eine grosszügige Vorsorge erhöht die Personalausgaben – was für kostenbewusste Firmen wie Denner, Digitec Galaxus, Medbase, Activ Fitness oder Molino ein Nachteil wäre gegenüber der Konkurrenz. Hinzu kommt, dass ein Beitritt zur MPK für diese Tochterunternehmen unter Umständen kaum finanzierbar wäre, weil sie sich in die bestehenden Rückstellungen, Wertschwankungsreserven und freien Mittel der MPK einkaufen müssten. Insgesamt zeigt sich innerhalb der Migros-Gruppe eine deutliche Vorsorge-Klassengesellschaft mit erheblichen finanziellen Folgen – verstärkt durch ungleiche Gesamtarbeitsverträge und externe Franchise-Modelle wie bei Migrolino.
Baume-Schneider offen für ein Social-Media-Verbot für Kinder
In Australien ist der Social-Media-Konsum für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren verboten. Darauf angesprochen, sagt Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider im erwähnten Interview weiter. «Ich bin offen für ein Social-Media-Verbot. Wir müssen unsere Kinder besser schützen. Die Frage ist einfach: Was verbieten wir? Die Nutzung durch Kinder? Die Verbreitung gefährlicher Inhalte? Algorithmen, die auf die Verletzlichkeit von Jugendlichen abzielen? Wir werden das im neuen Jahr intensiv diskutieren und sind dabei, einen Bericht zu verfassen.»

Auch müssten Social-Media-Plattformen mehr Verantwortung übernehmen. Hierfür sei das geplante Bundesgesetz über die Kommunikationsplattformen ein wichtiger Schritt. «Die Vernehmlassung wird zeigen, ob es noch Anpassungen braucht. Fest steht: Wir tragen die Verantwortung für den Schutz unserer Kinder. Was Kalifornien oder Washington wollen, ist nicht relevant.» Schon als Bildungsdirektorin im Kanton Jura habe sie gemerkt, dass der Wortschatz von Kindern schrumpfe, weil zu Hause weniger Geschichten erzählt wurden. «Aber Panik ist fehl am Platz. Tablets machen unsere Kinder nicht dümmer, sie können sogar im Lernprozess sinnvoll sein – sofern sie altersgerecht eingesetzt werden.» Zugleich nimmt Baume-Schneider die Eltern in die Pflicht: «Es bringt nichts, wenn Eltern ihren Kindern das Smartphone verbieten wollen, aber selber die ganze Zeit am Handy hängen.» (has)
Drohen Roger Köppel wegen Russland-Nähe Sanktionen?
Die EU hat den Schweizer Autor Jacques Baud wegen angeblicher prorussischer Desinformation mit harten Sanktionen belegt. Der Fall wirft Fragen nach Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit auf – und rückt nun Roger Köppel ins Blickfeld, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Der «Weltwoche»-Verleger gilt als exponiertester Schweizer in diesem Umfeld: Er reiste mehrfach nach Moskau, kritisierte die Russland-Sanktionen öffentlich und liess Baud in seinem Magazin zu Wort kommen. Laut dem deutschen Sanktionsrechtler Viktor Winkler ist es «alles andere als unwahrscheinlich», dass auch Köppel ins Visier der EU geraten könnte. Die Sanktionspolitik werde ausgeweitet, auch gegen westliche Staatsangehörige. Köppel weist die Vorwürfe zurück und beruft sich auf die redaktionelle Linie der «Weltwoche», alle relevanten Stimmen abzubilden.
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