Kerzen giessen und Seifen rühren: Zwei Familienbetriebe und ihr Weg auf den Wiler und den Lichtensteiger Weihnachtsmarkt
Tannenwälder, Teddybären und Blumenboxen – fein säuberlich aufgereiht im Wohnzimmer. Tritt man etwas näher, steigt einem der Waldduft in die Nase. Valentina und Endrit Musliji haben ihr Zuhause in eine Kerzenmanufaktur verwandelt. Die Vorbereitungen auf den Wiler Weihnachtsmarkt, der vom 5. bis 7. Dezember stattfindet, sind abgeschlossen. «Ich habe den Aufwand schon etwas unterschätzt», sagt Valentina Musliji.
Gestartet hat das Paar mit «Leyas Candle» vor rund eineinhalb Jahren – damals wurde ihr erstes Kind ein Jahr alt, mittlerweile ist die Familie um ein weiteres Mitglied gewachsen. Endrit Musliji ist Elektriker, Valentina Musliji arbeitet als Fachfrau Betreuung – beides Berufe, bei denen sie vor Ort sein müssen. «Für mich ist es wichtig, Zeit mit den Kindern zu verbringen», sagt Valentina Musliji. Deshalb suchte sie nach einer Tätigkeit, die sie auch von zu Hause ausüben kann – und entdeckte das Kerzengiessen. Mittlerweile ist es ein gemeinsames Hobby des Paars.
«Wir haben uns überlegt, aufzugeben»
Mit ihren Produkten machen Valentina und Endrit Musliji momentan kaum Gewinn, doch das ist für sie Nebensache. «Wir machen die Arbeit von Herzen», sagt Valentina Musliji. Die Freude bei den Kundinnen und Kunden zu sehen, wenn sie das Produkt erhalten, bedeute ihr sehr viel. Die beiden konnten bereits eine Stammkundin für sich gewinnen: Deren Lieblingskerze haben sie speziell für sie erneut angefertigt, obwohl sie eigentlich nicht länger im Sortiment wäre.
In die Kerzenproduktion stecken Valentina und Endrit Musliji viel Zeit und Geduld. Das Handwerk haben sich die beiden selbst beigebracht; dafür mussten sie viel lernen und ausprobieren. Dabei gab es auch einige Fehlversuche, erzählt Endrit Musliji: «Wir haben uns manchmal überlegt, aufzugeben.» Doch dazu ist es nie gekommen. Mittlerweile wissen sie, welches Wachs für welche Kerzen am besten funktioniert, wie viel Farbe beigemischt werden muss und welche Düfte gut ankommen. Die Arbeit als Team tut auch ihrer Beziehung gut: «Das Projekt hat uns näher zusammengebracht», sagt Endrit Musliji. Es sei schön, etwas gemeinsam zu machen, statt am Abend heimzukommen und den Fernseher anzuschalten.
Nach dem Frühlings-, Herbst- und Weihnachtsmarkt in Flawil präsentieren sie ihre Produkte nun am Wiler Weihnachtsmarkt. Die Vorbereitungsarbeit nimmt jeweils viel Zeit in Anspruch; das ist neben dem Beruf und mit zwei Kindern nicht einfach. Doch wer weiss, vielleicht übernehmen die Kleinen in 15 Jahren ein blühendes Familienunternehmen. Ähnlich hat es sich zumindest im Toggenburg abgespielt.
Das Produkt entstand aus der Not

Vor fünf Jahren sind Julia Nigg und ihre Schwester Angela in das Unternehmen ihrer Mutter Astrid eingestiegen. Gemeinsam stellten sie in Lichtensteig Naturseifen her. Mittlerweile geniesst Astrid Nigg ihre Pension, unterstützt die Seifenproduktion aber weiterhin bei Bedarf, während Angela das Familienunternehmen in Basel repräsentiert. Julia unterhält derweil den Selbstbedienungsladen und die Produktion in Lichtensteig.
Die Geschichte von «Toggenburger Naturseifen» hat ihren Ursprung ebenfalls auf Märkten. Im Gespräch erzählt Julia Nigg, wie alles begonnen hat: Vor zwanzig Jahren habe ihre Mutter auf herkömmliche Kosmetikprodukte plötzlich allergisch reagiert. Nachdem sie in Wien dann eine Naturseife ausprobiert und diese keine solche Reaktion ausgelöst hatte, entschied sie sich, selbst welche herzustellen. Denn Naturseife war damals in der Schweiz nicht verbreitet. Um die anfallenden Materialkosten zu decken, begann sie, Seife auf dem Wochenmarkt zu verkaufen – ihre Produkte wurden immer beliebter.
Nach einigen Jahren konnte sich Astrid damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Das Geschäft lief sogar so gut, dass sie die Bestellungen und den Laden nicht mehr allein stemmen konnte. Glücklicherweise kehrten ihre Töchter damals beide von ihren Reisen zurück und entschieden sich, sie zu unterstützen. Bis zu ihrer Pension produzierte Astrid in Lichtensteig Seifen – fast 20 Jahre lang. Und nun tun es ihr ihre Töchter gleich.
An Märkten werden keine Weihnachtsgeschenke gekauft

Mittlerweile besuche sie jedoch nur noch wenige Märkte, sagt Julia Nigg. Sie beobachtet, dass die Menschen heutzutage ihre Weihnachtsgeschenke nicht mehr an den Märkten kaufen. «Sie kommen, um Inspiration zu sammeln und bestellen ihre Geschenke dann online.» Das sieht sie auch an ihrem eigenen Online-Shop: Vor Weihnachten flattern deutlich mehr Bestellungen ein.
Doch da der Lichtensteiger Weihnachtsmarkt vom 6. und 7. Dezember sozusagen vor der Tür ihrer Manufaktur stattfindet, öffnen sie an diesem Samstag und Sonntag die Türen für Verkauf, Beratung und Seifenvorführung. «Das erfordert etwas weniger Vorbereitung, als die Produkte an einem Stand am Weihnachtsmarkt zu verkaufen», sagt Nigg. Sie muss die Seife nicht zusammenpacken und ausstellen, kann bei Bedarf weitere Stücke vorbereiten und am wichtigsten: Es gibt keine unproduktiven Stunden. Dennoch richtet sie speziell für den Weihnachtsmarkt Geschenkboxen her.
Für Julia Nigg sind die selbstgemachten Seifen das ideale Geschenk zu Weihnachten – «auch für Menschen, die man nicht so gut kennt». Doch ihren Liebsten schenkt sie etwas noch Wertvolleres: gemeinsame Zeit.
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