"Fall Vincenz" trübt Raiffeisen-Gewinn
Die Eröffnung des Strafverfahrens gegen Vincenz und vier weitere Personen durch die Zürcher Staatsanwaltschaft habe für Raiffeisen "völlig neue Informationen" ergeben, sagte Gisel am Freitag bei der Präsentation des Jahresergebnisses am Hauptsitz in St. Gallen. Die Verdachtsmomente seien "alarmierend".
Konkret gehe es im Verdacht um verdeckte Treuhandverhältnisse zu Einzelpersonen, die sich illegal bereichert haben könnten, sagte Gisel. Weitere Angaben, etwa zur Dimension des Falles, machte der Raiffeisen-Chef nicht. Er verwies auf das laufende Strafverfahren, an dem sich auch Raiffeisen beteiligt.
Dem früheren Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz wird ungetreue Geschäftsbesorgung im Umfeld der Kreditkartengesellschaft Aduno und der Beratungs- und Investmentgesellschaft Investnet vorgeworfen. Er soll bei Firmenkäufen ein Doppelspiel gespielt und persönlich abkassiert habe. Vincenz bestreitet die Vorwürfe. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Rekordgewinn
Die Affäre überschattet das Raiffeisen-Rekordergebnis: Die drittgrösste Schweizer Bankengruppe fuhr 2017 einen Reingewinn von 917 Millionen Franken ein. Alle Bereiche hätten zum herausragenden Ergebnis beigetragen, zeigte sich Gisel erfreut. Hauptertragspfeiler bleibt mit einem Anteil von knapp 70 Prozent das Zinsengeschäft.
Dessen Nettoerfolg erhöhte sich auf 2,248 Milliarden Franken (+1,3 Prozent). Die Hypothekarforderungen wuchsen mit einem Plus von 7,2 Milliarden Franken über dem Markt, wie es hiess. Raiffeisen hält bei den inländischen Hypotheken einen Marktanteil von 17,5 Prozent. Weiter verengt habe sich wegen der Negativzinsen die Zinsmarge.
Beflügelt von der Börse, brachte das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft um knapp 6 Prozent mehr Erfolg. Leicht gestiegen ist auch der Erfolg aus dem Handelsgeschäft. Positiv entwickelten sich auch die verwalteten Vermögen der Gruppe, die um 3,4 Prozent auf 209,6 Milliarden Franken stiegen.
Darin berücksichtigt sei auch der Verkauf des Osteuropa-Portfolios der Tochter Notenstein La Roche im Umfang von zwei Milliarden Franken, schreibt Raiffeisen. Die Privatbank richtete sich 2017 strategisch neu aus durch Fokussierung auf den Schweizer Heimmarkt. Dank einer Kostensenkung erzielte Notenstein La Roche einen Gewinn von 23,3 Millionen Franken.
Beteiligungen entflechten
Raiffeisen kündigte an, ihre Beteiligungen zu entflechten und Massnahmen zur Verringerung von Interessenkonflikten zu treffen. Man stehe auch im "intensiven und konstruktiven Austausch" mit der Finanzmarktaufsicht Finma, sagte Patrik Gisel.
Aufgrund des Rekordergebnisses bildet Raiffeisen zusätzliche Reserven für allgemeine Bankrisiken in der Höhe von 80 Millionen Franken. Gisel bezeichnete die Bankengruppe als eine der sichersten Banken.
Für das laufende Jahr erwartet Raiffeisen eine weitere Erholung der Konjunktur. Entsprechend dürfte das Wachstum im Kerngeschäft vergleichbar mit 2017 ausfallen. (sda)
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