«Teufel durch Beelzebub ausgetrieben»: Altstätter Chemiker über Alternativen zu PFAS-Skiwachs
Das Skiwachsen gehört für die meisten Wintersportfans dazu. Doch oft wird immer noch das verbotene fluorhaltige Wachs verwendet. Das zeigten Messungen am diesjährigen Engadin Skimarathon. Diese Zeitung hat bei Ostschweizer Loipenbetreibern nachgefragt, wie diese mit der PFAS-Thematik umgehen.
Einige setzen auf Eigenverantwortung oder auf alternative Skiwachse. Doch der Chemiker Peter Bützer warnt vor genau diesen Alternativen, denn oft seien diese nicht besser als PFAS-haltiges Wachs. Daraufhin hat sich der Mann, der vor einigen Jahren eine pflanzliche Wachssorte gefunden hat, bei dieser Zeitung gemeldet.

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie den Artikel gelesen haben?
Peter Bützer: Ich habe es gut gefunden, dass man verschiedene Gebiete angeschaut hat. Ich habe sogar Reaktionen bekommen, da ich ja im Artikel erwähnt wurde. Ich befasse mich seit Jahren mit Schadstoffen und finde das Thema sehr wichtig.
Sie haben sich bei uns gemeldet. Wieso?
Es stört mich, wie man mit der PFAS-Thematik umgeht und wie die alternativen Skiwachse verharmlost werden. Diese enthalten nämlich oftmals Siloxane, und ich sehe da eine ziemlich klare Analogie zu den PFAS. Es besteht eine grundsätzliche Problematik, denn Siloxane werden in unserem Alltag häufig verwendet, zum Beispiel eben in Skiwachs.
Können Sie diese Problematik und Analogie genauer erklären?
PFAS-haltige Skiwachse sind ja nicht verboten, ausser bei lizenzierten Athletinnen und Athleten. Die Menschen, die noch altes, fluorhaltiges Skiwachs zu Hause haben, benutzen es - daher auch der PFAS-Nachweis beim «Engadiner». Die anderen benutzen meistens Siloxan-haltiges Skiwachs, und bei den Siloxanen funktioniert es dann ähnlich wie bei den PFAS: Wenn der Boden verseucht wird, gelangen die Schadstoffe in die Tiere, auf unseren Teller und so in unsere Körper. Siloxane haben einen ähnlichen chemischen Aufbau und werden in ähnlichen Prozessen abgebaut wie PFAS. Ausserdem sind auch Siloxane in Farben oder Kosmetika enthalten. Also besteht eigentlich die gleiche Problematik wie bei den PFAS.
Also ist die Alternative gar nicht besser?
In Bezug auf die Umwelt? Das ist eine heikle Sache. Akut schädlich sind beide nicht, langfristig aber schon. Wie bereits erwähnt sind sie so analog, dass man sie schon vergleichen kann.
Kann man von sogenanntem «Greenwashing», also dem Versuch, sich als umweltbewusst darzustellen, reden?
Ja, das ganz sicher. Deshalb schreiben die Wachshersteller nur «fluorfrei» darauf. Dieses Wort ist meiner Meinung nach ohnehin nichts wert, da es ja nicht sagt, was sonst drin ist. Fluorfrei heisst nicht, dass es gut ist. Man müsste «schadstofffrei» schreiben. Wenn Sie nur fluorfrei schreiben, heisst es einfach, dass dieser Schadstoff nicht enthalten ist, dafür aber vielleicht viele andere. Es ist nicht fair, denn die Leute interpretieren es dann eben falsch. Man hat eigentlich den Teufel durch den Beelzebub ausgetrieben. Man hatte also früher die fluorhaltigen Wachse, hat dann gemerkt, dass sie schädlich sind und hat sie dann mit ähnlich schädlichen Stoffen ersetzt.
Was raten Sie Schneesportfans vor dem nächsten Wachsen?
Wenn die Leute umweltbewusst und fair sein wollen, müssen alle schadstofffrei wachsen. Und das ist auch möglich, denn solche Produkte gibt es im Handel. Bei den fluorhaltigen Wachsen hatte man anfangs auch die Angst, dass man sie nie ersetzen könnte. Und jetzt fahren die Athletinnen und Athleten im Weltcup ja sogar schneller - ohne Fluor. Hoffentlich findet bald ein Umschwenken auf schadstofffreie Produkte statt. Denn wenn wir eine gute Demokratie wollen, müssen wir gewisse Dinge offenlegen, eben auch, dass Siloxane schlecht sind.
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