Mehr Schlafstörungen wegen Fluglärm: «Region Ost» kritisiert Flughafen Zürich und geplante Lockerungen des Bundesrats
Die Zahl der Flüge am Flughafen Zürich und der damit verbundene Fluglärm ist immer noch zu hoch. Das steht im Flughafenbericht 2025 des Kantons Zürich, den der Zürcher Regierungsrat am Freitagmorgen vorgestellt hat. Die Behördenorganisation Region Ost, die sich für den Schutz der Bevölkerung von 120 Gemeinden in den Kantonen Zürich, Thurgau, St.Gallen und Appenzell Ausserrhoden einsetzt, stört sich daran, wie sie am Freitag mitteilt. Betroffen sind breite Gebiete von Urnäsch bis zum Bodensee, aber auch nördliche Gemeinden im Kanton Thurgau.
Der Flughafen Zürich hat sich vom Pandemie-Tief erholt. Mit 31,1 Millionen Passagierinnen und Passagieren wurde im Jahr 2024 das Niveau von vor der Pandemie wieder erreicht. Das führte jedoch zu personellen Engpässen bei den Flughafenpartnern, was wiederum zu Verspätungen führte, heisst es im Bericht. Weitere Faktoren wie Streiks im Ausland oder die Softwarepanne beim Cybersicherheitsanbieter Crowdstrike, aber auch die Kriege in der Ukraine und Nahost verstärkten dies.
Weniger späte Flüge, dennoch zu viele
Der Zürcher Regierungsrat teilt deshalb mit, dass die Erwartungen des Kantons «weiterhin nicht erfüllt sind». Die Zahl der Flüge zwischen 23 und 23.30 Uhr war nach der Pandemie angestiegen. 2024 ist sie erstmals wieder gesunken. Diese Tendenz verstärkt sich, wie der Tagesanzeiger berichtet: Bis Ende November 2025 haben rund 2400 Flugbewegungen zwischen 23 und 23.30 Uhr stattgefunden. 2024 waren es 2983. «Das ist aber immer noch eine höhere Zahl als 2019, als insgesamt mehr geflogen wurde als heute», moniert «Region Ost».

Auch gemäss der Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh ist die Zahl der Flüge nach 23 Uhr 2024 immer noch zu hoch gewesen. Betriebliche Verbesserungen und eine Anpassung der Infrastruktur sollen das ändern.
Es erstaune nicht, dass der Zürcher Fluglärm-Index (ZFI) erneut überschritten wurde, schreibt «Region Ost» dazu. Die Zahl der Flugbewegungen habe zugenommen und steige weiter an. «Die Region Ost moniert schon lange, dass insbesondere die Anzahl Flüge in den sensiblen Nachtstunden ab 22 Uhr zunehmen», heisst es in der Mitteilung.
Auch der Kanton Zürich setze sich für eine Verringerung der Lärmbelastung in den Nachtstunden ein. «Er kritisierte deshalb die neuen, grosszügigen Lärmberechnungen im Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) des Bundesrats», schreibt «Region Ost». Der Bundesrat hat die Anpassungen im SIL im September genehmigt.
Der Bund akzeptiere damit den steigenden Fluglärm in der Nacht und wolle zudem die halbe Stunde für den Verspätungsabbau nach 23 Uhr als offizielle Betriebszeit zementieren, schreibt «Region Ost» und hofft auf eine Verbesserung durch die geplante Erhöhung der Lärmgebühren in den Nachtstunden. Dieselbe Forderung stellt auch der Kanton Aargau. Die Behördenorganisation fordert deshalb «einmal mehr, dass nach 23 Uhr nur ‹echte› Verspätungen abgebaut werden dürfen.»
Mehr Schlafstörungen wegen Fluglärm
Der Zürcher Fluglärm Index (ZFI) zeigt gemäss «Region Ost», dass der Richtwert der von Fluglärm gestörten Menschen 2024 stärker als im Vorjahr überschritten wurde. In der Nacht würden zwei Prozent mehr Menschen im Schlaf gestört als 2023.

«Wir erwarten, dass es in Zukunft während der sensiblen Nachtstunden deutlich weniger Flüge geben wird», lässt sich «Region Ost»-Präsidentin Katrin Cometta zitieren. Sie ist GLP-Stadträtin und Vorsteherin des Departements Sicherheit und Umwelt der Stadt Winterthur. Nur unvorhersehbare Starts und Landungen nach 23 Uhr seien zu erlauben, findet sie. Geplante Flüge mit notorischer Verspätung zählten nicht dazu. Cometta warnt: «Der Bund darf die Vorgaben in Bezug auf den Lärmschutz der Bevölkerung nicht lockern, wie dies zurzeit leider angestrebt wird»
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