Wie Liechtenstein sein Gedächtnis digitalisiert
Liechtenstein steht vor einem besonderen Projekt: «Geschichte und Geschichten Liechtensteins» – ein Internetportal, das zum digitalen Gedächtnis des Landes werden soll. Ziel ist es, Erinnerungen, Fotos, Filme und Tondokumente aus und über Liechtenstein zu bewahren, zu vernetzen und zugänglich zu machen. Die Plattform versteht sich als Einladung an alle: zum Mitmachen, Erzählen, Zuhören.
Im Zentrum steht ein Mann, der wie kaum ein anderer für Erinnerungsarbeit steht: Walter Matt, 1934 geboren, ehemaliger Rechtsanwalt und Treuhänder, vor allem aber passionierter Geschichtenerzähler und Filmemacher. Mit seinem fotografischen Gedächtnis und einem grossartigen Erinnerungsvermögen erzählt er aus fast einem Jahrhundert Landesgeschichte – lebendig, präzise und berührend.
Vom persönlichen Schatz zum gemeinsamen Projekt
Am 12. Juni wurde der Verein Geschichte und Geschichten Liechtensteins gegründet. Zum Vorstand gehören Initiator und Förderer Walter Matt aus Vaduz, Filmemacher Klaus Schädler aus Triesenberg und als Präsident Medienprofi Andreas Krättli aus Triesen. Gemeinsam wird ein Konzept umgesetzt, das auf mehrere Ebenen wirkt: Persönliche Geschichten werden filmisch dokumentiert, historische Quellen digitalisiert, Seniorinnen und Senioren zum Erzählen eingeladen. So entsteht ein Archiv, das für Schulen, Forschende und interessierte Menschen neue Perspektiven auf die Geschichte Liechtensteins bietet.
Die Plattform soll kein trockenes Archiv sein – sie wird ein lebendiger Ort der Erinnerung. Walter Matt, der in Vaduz aufwuchs und drei Liech-
tensteiner Dialekte spricht, erzählt mit beeindruckender Detailgenauigkeit von seiner Kindheit, seinem Leben und den Entwicklungen im Land. Solche Erzählungen machen das Projekt einzigartig.
Filmemacher Klaus Schädler dokumentiert seit über 50 Jahren das Leben im Land – mit Kamera, Gespür und einem sicheren Blick fürs Wesentliche. In den letzten zwanzig Jahren hat er zusammen mit Walter Matt auch zahlreiche Geschichts- und Dokumentarfilme realisiert. Beide eint das Interesse an Menschen und ihren Geschichten, an der Geschichte des Landes – und der Wunsch, dieses Wissen zu bewahren.
Der Präsident:Andreas Krättli
Mit Andreas Krättli wurde ein Partner gefunden, der technische Kompetenz mit erzählerischem Feingefühl verbindet. Er startete 1996 beim Radio, absolvierte eine Diplomausbildung am MAZ in Luzern und arbeitete bei SRF, Radio L, dem «Vaterland» und Pro Sieben. Schon früh erkannte er das Potenzial digitaler Formate und entwickelte innovative Radiosendungen mit interaktiven Elementen.
Heute leitet Krättli AK Digital Media in Triesen, produziert Filme und Beiträge für Gemeinden, Museen und Institutionen. Für Gamprin-Bendern entstand etwa die Filmreihe «Menschen im Leben abholen», für Eschen-Nendeln wurden historische Filme realisiert. Auch Beiträge zur Ausstellung «Nah am Krieg» im Landesmuseum und Interviews im Projekt «Gemeinsam erinnern im Rheintal 1938–1945» gehen auf ihn zurück. Zudem ist er Dozent für Campus Radio an der Universität Liechtenstein.
Ein Projekt für alle – und mit allen
Der Verein sucht nun den Dialog mit Seniorenvereinigungen, Gemeindearchiven, dem Landesarchiv, der Bibliothek, dem Museum, dem Liechtenstein-Institut und weiteren Partnern. Ziel ist es, vorhandene Schätze zu heben und neue Inhalte zu schaffen: Interviews, Kurzfilme, digitalisierte Dokumente und Podcasts.
Die Plattform soll interaktiv sein: Jede und jeder kann eigene Geschichten, Fotos oder Filme beisteuern. So wächst das Projekt «Geschichte und Geschichten Liechtensteins» Schritt für Schritt zu einem kollektiven
Gedächtnis, das Menschen verbindet.
Der Anfang ist gemacht
Die Plattform ist noch nicht online – doch der Verein ist gegründet, das Konzept steht, erste Fördergespräche laufen. Walter Matt, der im Februar seinen 91. Geburtstag feierte, blickt voller Zuversicht in die Zukunft: «Ich habe mein Leben lang gesammelt – Erinnerungen, Gedanken, Geschichten. Jetzt ist es Zeit, sie weiterzugeben.»
Kontakt
Interessierte melden sich bitte bei Präsident Andreas Krättli.
andreas.kraettli@akdigitalmedia.li oder +423 793 38 96.
Schlagwörter
-
Universität Liechtenstein
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.