Ein tierischer Glücksbringer

Abgesehen von jenen, die unter einer ausgeprägten Insektenphobie leiden, freuen wir uns sogar über seine Anwesenheit. Kein Wunder: Schliesslich gilt er als Glücksbringer. Aber warum eigentlich? Und warum treten Marienkäfer im Herbst oft in ganzen Scharen auf?
Sobald die Sonne im Frühling wieder mit mehr Kraft für warme Tage sorgt, kriechen sie wieder aus ihren Mauerritzen, unter Steinen, aus Rinden oder aus Moos und Laub hervor: Die Marienkäfer. Und zwar in verschiedensten Farben – und mit unterschiedlich vielen Punkten. Auch wenn der heimische Zweipunkt- oder Siebenpunkt-Käfer mit seinem knalligen Rot und den deutlichen schwarzen Punkten sicher jener ist, der sich der grössten Beliebtheit erfreut. Glück sollen sie aber alle bringen. Und nützlich sind sie für die Landwirte und Hobbygärtner ebenfalls.
Benannt ist der kleine Käfer nach der Jungfrau Maria. Und zwar deshalb, weil man früher glaubte, sie habe die kleinen Krabbler geschickt, um die Schädlinge auf natürliche Weise zu vernichten. Tatsächlich frisst ein Marienkäfer täglich 100 bis 150 Blattläuse. Ebenfalls recht gefrässig sind die Marienkäferlarven, die deshalb «Blattlauslöwen» genannt werden. Jede einzelne Larve verspeist in den drei Wochen bis zu ihrer Verpuppung zwischen 400 und 600 Blattläuse. Die Nachkommen eines einzigen Marienkäfers können so während des Sommers an die 100 000 Läuse vertilgen. Ein hohes Marienkäfer-Aufkommen versprach eine gute Ernte. «Kein Wunder, waren die Bauern also glücklich, wenn die Tiere bei ihnen auftauchen. Und so wurden sie zu Glücksbringern ernannt», weiss Oliver Müller, Sachbearbeiter Fachbereich Natur und Landschaft beim Amt für Umwelt. Zudem sollten sie vor Hexen und Unheil schützen.
Bringt auch der asiatische Marienkäfer Glück?
In Mitteleuropa gibt es gemäss Oliver Müller zirka 70 bis 80 verschiedene Marienkäferarten. Die beiden bekanntesten Arten sind die bereits erwähnten Siebenpunkt-Marienkäfer sowie die Zweipunkt-Marienkäfer. Immer weiter verbreitet sich allerdings auch der «asiatische Marienkäfer». Dieser kann optisch gut von den heimischen Arten unterschieden werden. Die Farbe ist anders. Und auch die Musterung. «Meist zeigt er auf der orangen bis dunkelroten Flügeldecke bis zu 19 schwarze Punkte. Nicht selten sind die Punkte verblasst oder fehlen sogar ganz», erklärt Oliver Müller. Umgekehrt könnten die Punkte auch so gross werden, dass sie miteinander verschmelzen. Aber auch schwarze Flügeldecken mit zwei oder vier recht grossen, orange oder roten Punkten seien möglich.
Marienkäfer gelten nicht nur als Glücksbringer, sondern sind auch nützlich für Landwirte und Hobbygärtner.
Es ist auch eben dieser Käfer, der sich vor allem im Herbst immer wieder an Häuserwänden in grosser Zahl versammelt, um dort zu überwintern. Dazu, ob dieser asiatische Marienkäfer schädlich ist, gibt es unterschiedliche Aussagen. Zunächst wurde der «fremde» Marienkäfer als invasive, also als eine den heimischen Marienkäfer bedrängende Art, angesehen. Der Einwanderer scheint auf den ersten Blick aber widerstandsfähiger und gefrässiger. Ausserdem vermehrt er sich schneller als der Siebenpunkt-Marienkäfer. Offenbar wurde er in China gezielt gezüchtet, um ihn gegen Blattläuse einzusetzen. «Ob dies Folgen für die einheimische Fauna hat, ist noch nicht abschliessend bekannt», so Oliver Müller. «Doch weil vom asiatischen Marienkäfer sonst keine Gefahr ausgeht und er ebenfalls Pflanzenschädlinge frisst – und dies noch in einer grösseren Anzahl als die heimischen – müsste auch diese Art als Glücksbringer gelten», so das Fazit von Müller.
Der klassische Glücksbringer und die Zahl 7
Als der klassische Glücksbringer gilt in Europa vor allem der Siebenpunkt-Käfer. Denn bei ihm kommen neben seiner Nützlichkeit als Schädlingsvernichter noch weitere Umstände dazu, die ihn als Glücksbringer auszeichnen. So zum Beispiel die Anzahl der schwarzen Punkte auf seinen Flügeldecken. Denn die Zahl sieben galt schon seit jeher als Glückszahl und hat auch im Christentum eine grossen Stellenwert: «Die Siebenzahl hat eine Bedeutung in der Bibel und insbesondere in der sogenannten Apokalypse, der Offenbarung des Johannes», bestätigt der Balzner Pfarrer Christian Schlindwein. Die Sieben bestehe aus den Zahlen Drei und Vier. Die Drei sei die «göttliche Zahl», die Zahl der Dreifaltigkeit. Die Zahl Vier wiederum sei die «irdische Zahl» und stehe für die vier Himmelsrichtungen und die vier Elemente Luft, Wasser, Erde und Feuer. «Die Sieben bedeutet also gewissermassen das Ineinandergreifen von Göttlichem und Irdischem, beziehungsweise Menschlichem.» Alle Kirchen, die auf die Apostel zurückgehen, hätten zum Beispiel auch sieben Sakramente.
Übrigens gelten Marienkäfer nicht nur als Glücksbringen – sie werden auch mit Geborgenheit und Schutz in Verbindung gebracht. Das lässt sich wiederum auf ihre Eigenschaft zurückführen, Parasiten auf Pflanzen zu fressen und sie somit zu schützen. Deshalb gelten sie auch als Beschützer und Lebensspender. Also: Augen auf …
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