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Investition in die Schneesicherheit

Skigebiete in der Region: Ohne technische Beschneiung geht es nicht

Das «Panorama»-Magazin hat bei den vier Skigebieten ­Malbun, Pizol, Flumserberg und Wildhaus nachgefragt, wie sie den Wintersportlern optimale Bedingungen zaubern und für Schneesicherheit sorgen.
beautiful winter day in a ski resort in the Alps
Die Skigebiete in der Region müssen künstlich beschneien, um über den Winter zu kommen. (Bild: makasana)

Spätestens ab November blicken Jung und Alt gespannt in Richtung Berge und warten darauf, dass sich der Winter ankündigt. Sie warten auf den Schnee und darauf, endlich wieder Ski fahren zu können, durch Tiefschnee zu wandern oder durch verschneite Täler zu fahren. All das ist natürlich nur möglich, wenn ausreichend Schnee liegt. Während die ­Skigebiete früher auf natürlichen Niederschlag angewiesen waren, können sie sich heute mit modernen technischen Beschneiungen aushelfen und dadurch für Schneesicherheit in den Wintersportregionen sorgen – und den Gästen optimale Bedingungen bieten.

Optimale Verhältnisse auf den Pisten
Wann Schnee fällt und wie lange er aufgrund der Temperaturen liegen bleibt, darauf hat niemand einen Einfluss. In manchen Winter sind die Berge bereits ab Ende November weiss eingefärbt, in anderen Saisonen müssen sich die Wintersportler etwas länger gedulden. So war beispielsweise der vergangene Dezember eher niederschlagsarm und aufgrund der Temperaturen zu Beginn nicht bereit für den Wintersport. Die Möglichkeit der künstlichen Beschneiung bietet den Bergbahnen eine zusätzliche Möglichkeit, um für gute Pistenverhältnisse zu sorgen. Diese nutzen die Skigebiete auch gerne, aber nicht unverhältnismässig. «Theoretisch könnten wir ab dem 1. November bis spät in den Winter beschneien», erklärt Robert Büchel, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Bergbahnen Malbun AG (BBM). Zu früh zu starten ergibt natürlich keinen Sinn. Zum einen dauert die Zeit bis zum Beginn der Saison noch zu lange. Zum anderen haben die Betreiber auch immer die ökologischen Aspekte einer Beschneiung im Blick und beobachten die Aussenbedingungen genau. Das bestätigt auch Katja Wildhaber-Rupf, Mitglied der Geschäftsleitung der Bergbahnen Flumserberg AG. «Wir legen grossen Wert darauf, dass die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen nur bei wirklich optimalen Bedingungen, also bei guter Wasser-, Boden- und Lufttemperatur und idealer Wetterlage, für die technische Beschneiung eingesetzt werden.»

Die Hauptpisten stehen im Fokus der Beschneiung
Wenn der Saisonstart näher rückt, beginnen auch die Bergbahnen mit den Vorbereitungen und mit der Beschneiung. «Wir verfügen über rund 32 Schneekanonen, welche rund 50 Prozent der Pisten beschneien, vornehmlich die Hauptpisten sowie die beliebte Klang­slope und den Funpark», erklärt Marc-Andrea Barandun, Leiter Marketing von den Bergbahnen Wildhaus. Damit ist Wildhaus beim Umfang der Beschneiung weit vorne, denn in den anderen Skigebieten der Region ist der Anteil an ­beschneiten Pisten geringer: In Malbun sind es rund 35 Prozent, am Pizol und am Flumserberg jeweils 25 Prozent. Aber auch in den anderen Skigebieten werden die Schneekanonen vor allem auf den Hauptpisten eingesetzt: «Die BBM AG beschneit etwa 35 Prozent der vorhandenen 23 Pistenkilometer. Dabei handelt es sich in erster Linie um die wichtigsten Pisten für den Wintertourismus, also diejenigen mit Startpunkt Täli, sowie in der Folge Hochegg, die Schneeflucht, Malbi-Park und natürlich die Rennpiste für unseren Skinachwuchs», erklärt Robert Büchel. 

Das Wasser ist nicht verbraucht 
Alle Skigebiete haben in den vergangenen Jahren in die technische Beschneiung investiert, denn ohne diese ist Wintersport, wie ihn die Gäste fordern, heute nicht mehr möglich: «Wenn man den Grundsatzentscheid getroffen hat, dass ein Skigebiet gewollt ist, kommt man um eine technische Beschneiung nicht mehr herum», bestätigt Robert Büchel. Die Frage ist nur, wie diese umgesetzt wird. Ein wichtiges Kriterium ist der Zeitpunkt der Beschneiung. «Wenn bei besseren Aussenbedingungen beschneit werden kann, lässt sich aus der gleichen Menge Wasser und Strom mehr Schnee erzeugen. Dadurch verkürzen sich die Schneizeiten und ergo verbraucht man weniger Strom und Wasser», sagt Robert Büchel. Das trägt zum einen zur Kosteneffizienz bei, zum anderen spielt der ökologische Gedanke dabei auch eine Rolle. 

Mit dem Gedanken der Effizienz 
wurde am Pizol der neue Speichersee «Twärchamm» realisiert. «Der neue Speichersee befindet sich quasi am höchsten Punkt und wird durch einen natürlichen Zufluss ausreichend mit Wasser gespiesen. Somit kann das natürliche Gefälle auf beiden Skigebietsseiten für den Betrieb der energieeffizienten Schneilanzen genutzt werden. In der Gesamtbilanz wird die neue Anlage im Endausbau weniger Energie benötigen als die bereits heute bestehenden Teilanlagen, die dann integriert sein werden», erklärt Jürg Schustereit.

Für die vier Skigebiete ist klar, dass auch in Zukunft eine moderne Beschneiung notwendig ist, um ein umfassendes und energieeffizientes Schneemanagement zu ermöglichen. Dabei versuchen die Gebiete jedoch, möglichst energieschonend vorzugehen und die Beschneiung auf dem modernsten Stand der Technik zu halten, «um mögliches Optimierungspotenzial vollumfänglich auszuschöpfen», so Wildhaber-Rupf. Und was bei der Beschneiung nicht vergessen werden darf: «Das Wasser ist dadurch nicht verbraucht, sondern wird bei der Schneeschmelze im Frühling dem Ökosystem automatisch wieder zugeführt», erklärt Robert Büchel. 

Dynamische Preise sind in der Region kein Thema
Neben der grossen Frage, wann der Pistenspass in den Bergen beginnt, sind die Ticketpreise jedes Jahr nicht nur bei den Gästen, sondern auch bei den Betreibern ein Thema. Etliche Skigebiete in Österreich werden die Preise in dieser Saison nach oben anpassen, vermeldete die Nachrichtenagentur APA Ende Oktober. Wintersportler müssen zwischen sieben und zehn Prozent mehr für die Nutzung der Liftanlagen zahlen. Die Erhöhung hängt zum einen mit den steigenden Energie-, Treibstoff- und Materialpreisen zusammen, ist aber auch inflationsbedingt. 

Eine kurze Nachfrage bei den Skigebieten bestätigt dies zumindest teilweise. Am Flumserberg werden die Tageskartenpreise in dieser Saison um knapp fünf Prozent erhöht. Auch am Pizol beträgt die Steigerung zwischen 0 und 4,5 Prozent, je nach Ticketart. Anders sieht es bei der Konkurrenz aus. «Bei uns in Wildhaus sind auf die kommende Saison hin keine Preiserhöhungen geplant», erklärt Marc-Andrea Barandun. Und in Malbun wurde die Preissteigerung bereits vor der Saison durchgeführt, «aufgrund der ­enormen Steigerung der Energiekosten», wie Robert Büchel erklärt. Deshalb sei eine erneute Erhöhung nicht vorgesehen.

Während einige Skigebiete in Österreich und der Schweiz vermehrt mit dynamischen Preismodellen arbeiten, wird dieser Trend von keinem der vier Skigebiete umgesetzt. «Mit dem Verzicht auf dynamische Preise weiss der Gast über die ganze Wintersaison, wie viel die Tageskarten kosten, und so kann er für sich ein Budget aufstellen ohne böse Überraschungen», erklärt Katja Wildhaber-Rupf. Die Skigebiete wollen den Gästen dadurch Transparenz bieten und sie nicht mit plötzlich höheren Preisen erschrecken. Es gibt jedoch ein anderes Modell, das am Pizol zum Einsatz kommt: «Wir betreiben ein meteodynamisches Preismodell. Bereits seit einigen Jahren sind im Webshop wetterabhängige Tageskarten mit Preisnachlässen erhältlich», sagt Jürg Schustereit.

Was sagen die Verantwortlichen

«Es gilt, die Schönheit der Natur zu erhalten.»

Frau Wildhaber-Rupf, wie schneesicher ist der Flumserberg?
Katja Wildhaber-Rupf: Der Flumserberg ist bekannt dafür, dass wir jeweils eines der ersten Gebiete der Ostschweiz sind, die in die Wintersaison starten. Erfahrungsgemäss ist dies Ende November oder Anfang Dezember. Wir haben auch den Vorteil, dass viele unserer Pisten über Alpweiden führen und wir bereits mit einer geringen Schneehöhe von ca. 20 bis 40 cm den Skibetrieb anbieten können.

Was unternehmen Sie, um für Schnee im Skigebiet zu sorgen?
Frau Holle sorgt für den Naturschnee, wir unterstützen sie mit unserer technischen Beschneiung. Zusätzlich verfügen unsere Pistenfahrzeuge über ein «Snow-Sat»-System, damit wissen wir, wie hoch die Schneehöhe unter dem Fahrzeug ist und wo zum Beispiel der Wind grosse Schneemengen verfrachtet hat. Diese werden dann auf die Piste ­geschoben. Auch der Schnee auf den Parkplätzen wird Anfang der Saison gesammelt und auf die Pisten gebracht.

Wie umweltverträglich ist die Beschneiung in der heutigen Zeit?
Auch für uns ist Nachhaltigkeit ein wichtiges und zentrales Thema, denn die Schönheit der Natur ist unser höchstes Gut im Tourismus. So haben wir uns auch für «Swisstainable» – das Nachhaltigkeitsprogramm von Schweiz Tourismus – «comitted» bekannt. Wir investie- ren regelmässig in die neueste Technologie und dürfen auf die langjährige ­Erfahrung der Mitarbeiter in der Beschneiung zählen. 

Katja Wildhaber-Rupf, Mitglied der 
Geschäftsleitung, Sales & Marketing,
Bergbahnen Flumserberg AG

 

«Die Saison scheint sich nach hinten zu verschieben»

Herr Büchel, wie schneesicher ist Malbun?
Robert Büchel: Dank technischer Schneeproduktion mussten wir selbst im vergangenen Winter 22/23 nie alle Bahnen und Pisten schliessen. Zudem ist die Seite «Täli/Hochegg» ziemlich schattig, was der Piste ebenfalls hilft. Man kann also sagen, dass das Malbun sehr schneesicher ist.

Bemerken Sie eine zeitliche Veränderung betreffend der Schneesicherheit in den vergangenen Jahren? 
Die Saison ist nicht unbedingt kürzer, aber sie scheint sich nach hinten verschoben zu haben. In den letzten Jahren hatten wir regelmässig noch Mitte oder sogar Ende April sehr gute Schneeverhältnisse.

Was unternehmen Sie, um für Schnee im Skigebiet zu sorgen?
Für die Schneesicherheit ist in erster Linie unsere technische Beschneiung verantwortlich. Aber wenn es einmal wirklich richtig eng wird, so wie im vergangenen Jahr in der Schneeflucht, dann greifen unsere Mitarbeiter auch zur Schaufel und transportieren Schnee im Lieferkorb des Skidoo an Ort und Stelle.

Wie sieht die Beschneiungsituation in Malbun aus? 
Die Beschneiungsanlage wurde diesen Spätsommer und Herbst optimiert und wird gerade rechtzeitig für die Winterbeschneiung fertig. Die BBM AG kann in Zukunft etwa doppelt so viel Wasser nutzen wie bisher und hat dafür eine zweite Pumpe angeschafft. Dadurch können wir die Menge an Schneeerzeugern, welche im Vergleich zu den Vorjahren parallel im Einsatz sind, beinahe verdoppeln. Wir erhoffen uns daraus eine Senkung der Schneizeit von 300 Stunden auf 100 bis 150 Stunden.

Robert Büchel, Vorsitzender der 
Geschäftsleitung Bergbahnen Malbun

 

«Der Gast will schon zum Start ein perfektes Pistenangebot»

Herr Schustereit, wie schneesicher ist der Pizol?
Jürg Schustereit: Der Pizol gilt grund­sätzlich als sehr schneesicheres Wintersportgebiet. Dies aufgrund der hohen Niederschlagsmengen, der Nordexposition der Skipisten und der Höhenlage, die bis auf 2250 Meter über Meer reicht.

Bemerken Sie eine zeitliche Veränderung betreffend der Schneesicherheit in den vergangenen Jahren?
Im Rückblick schreibt jede Wintersaison ihre ganz eigene Geschichte zur Schneelage. Die jeweils geplanten Saisontage konnten am Pizol auch in anspruchs­vollen Jahren fast ausnahmslos erzielt werden. Was sich geändert hat? Der Gast erwartet bereits zum Saisonstart ein umfangreiches und perfektes Pistenangebot, welches ausschliesslich mit Naturschnee nur selten zu erzielen ist.

Planen Sie den Umfang der Beschneiung in den kommenden Jahren auszubauen? 
Aktuell befinden wir uns in der ersten Phase der Umsetzung des Projekts «Beschneiung 4.0» und so wurde in diesem Sommer der neue Speichersee «Twärchamm» östlich der Pizolhütte erstellt. Im Endausbau ist es möglich, die zusammenhängenden Hauptpisten am Pizol mit knapp 300 Schneeerzeugern innerhalb von 80 Stunden «einzuschneien». Das entspricht dann ca. 50 Prozent der Pistenfläche, und somit wird der Skibetrieb am Pizol auf Jahrzehnte hinaus gesichert.

Jürg Schustereit, Bereichsleiter 
Marketing und Vertrieb, Pizolbahnen

 

«So viel wie nötig, so wenig wie möglich»

Herr Barandun, wie schneesicher ist Wildhaus?
Dank der Investitionen der letzten Jahre ist unser Gebiet sehr schneesicher. Dass unser Setup zur Schneeerzeugung funktioniert, haben wir im letzten, schwierigen Winter bewiesen, in dem wir an 107 Betriebstagen unseren Gästen ein Pistenangebot zur Verfügung stellen konnten. 

Wie lange wird in Wildhaus beschneit?
Wir beschneien Hauptpisten sowie die beliebte Klangslope und den Funpark ein Mal pro Winter komplett. Sollte es nötig sein, wird während der Saison nochmals Schnee produziert.

Planen Sie den Umfang der Beschneiung in den kommenden Jahren auszubauen?
Im Zuge des vor drei Jahren abgeschlossenen Projekts Wildhaus 2.0 wurde nicht nur die modernste Familienbahn der Schweiz auf die Freienalp gebaut, sondern es wurde auch in die Schneeerzeugung investiert. Nun gilt es mit Ersatz-
investitionen diese Infrastruktur auf dem neuesten Stand zu halten.

Wie umweltverträglich ist die Beschneiung in der heutigen Zeit?
Unsere Schneeerzeuger entsprechen der neuesten Generation. Ebenso legen wir grossen Wert auf die Schulung unserer Mitarbeiter im Umgang mit den Beschneiungsaggregaten. Dadurch ermöglichen wir ihnen eine möglichst nachhaltige Nutzung bei optimalen Bedingungen und schonen somit Ressourcen. Für uns gilt bei der Schneepro-
duktion der Grundsatz: so viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Marc-Andrea Barandun, Leiter 
Marketing Bergbahnen Wildhaus AG

 
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