«Auch bei der Delta-Variante ist der Impfschutz intakt»
Die Delta-Variante, früher auch die indische Variante genannt, ist auf dem Vormarsch. In Liechtenstein gibt es erste Infizierungen. Wie unterscheiden sich neue Corona-Varianten vom ursprünglichen Typ?
Delta gehört zu den sogenannten «Variants of Concern» (VOC), also den besorgniserregenden Varianten. Diese besitzen gegenüber den ursprünglichen Virenstämmen Eigenschaften, welche ihnen biologisch einen oder mehrere Vorteile verschaffen.
Was heisst das konkret?
Es kann sein, dass bei Varianten das Virus einfacher übertragen wird – sprich, es ist ansteckender – oder dass gewisse Impfungen weniger gut wirken. Die besorgniserregenden Varianten können auch mit schwereren Verläufen assoziiert sein und das Symptomspektrum der Erkrankung kann sich ändern. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass bei den in Liechtenstein und der Schweiz eingesetzten Impfungen nach vollständiger Impfung mit zwei Verabreichungen auch bei der Delta-Variante der Impfschutz intakt ist.
Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es schon über die Delta-Variante?
Die Wissenschaft befindet sich bezüglich Wissen über Biologie, Klinik und Epidemiologie der Delta-Variante erst am Beginn. Die «Zoe COVID Symptoms Studie» aus Grossbritannien gibt beispielsweise Hinweise darauf, dass sich mit dem dortigen Vormarsch der Delta-Variante auch die Häufigkeiten der Symptome verändert haben.
Die Wissenschaft steht bezüglich Delta erst am Beginn
Wie geht die Suche nach Mutanten in Ihrem Labor überhaupt vor sich?
Die einzelnen besorgniserregenden Varianten weisen spezifische Mutationen auf, welche nur ihnen eigen sind. Mit mutationsspezifischen PCR-Analysen können wir gezielt diese Mutationen suchen und erhalten so einen Hinweis auf das Vorliegen einer VOC. Dies erfolgt in relativ kurzer Zeit, sodass im Contact-Tracing ein besonderes Augenmerk auf diese Varianten gelegt werden kann. Allerdings erhält man über die PCR primär einen starken Hinweis auf das Vorliegen einer VOC. Beweisen kann man diese mit einer Sequenzierung, in welcher das Genom eines Virus vollständig bestimmt und zugeordnet werden kann. Dieser Nachweis bedient sich der Methode des Next Generation Sequencing (NGS), welche die Dr.-Risch-Gruppe ebenfalls etabliert hat.
Hat das Labor Dr. Risch eine Übersicht, wie viele unterschiedliche Mutanten bereits in Liechtenstein nachgewiesen werden konnten? Gibt es überhaupt noch Fälle mit der «Ursprungsvariante» vom Beginn der Pandemie?
Die Alpha-Variante ist in Liechtenstein bis heute die weitaus häufigste Variante. Ihre Dominanz konnte in Liechtenstein im Vergleich zu anderen Regionen der Nachbarschaft mit konsequentem Contact-Tracing um ein paar Wochen hinausgezögert werden. Wir haben in unseren Laboratorien in Liechtenstein und in der Schweiz alle besorgniserregenden Varianten nachweisen können. Diese zeigen in der Schweiz zum Teil regional unterschiedliche Auftretenshäufigkeiten. Die ursprüngliche Variante kann nur noch selten nachgewiesen werden.
Können Sie eine Einschätzung geben, was für Auswirkungen die Delta-Variante haben wird? Kann es sein, dass diese Variante bald die dominierende Variante in Liechtenstein sein wird?
Seit letztem Dezember konnten wir mitverfolgen, wie eine neue Variante – die Alpha-Variante – sich gegenüber den bestehenden Virenstämmen fast vollständig durchsetzen konnte. Wir können nun am Beispiel der Entwicklungen in Grossbritannien und Portugal sehen, dass erneut eine Variante – die Delta-Variante – insbesondere die Alpha-Variante ablöst. Die Frage ist nicht, ob, sondern wann diese Ablösung stattfinden wird.
Die Frage ist nicht, ob, sondern wann
Wann wird es so weit sein?
Wir gehen davon aus, dass dies in Liechtenstein bis gegen Ende September stattgefunden haben wird. So ist auch davon auszugehen, dass wir den erwarteten Anstieg der Erkrankungen im Herbst vornehmlich mit der Delta-Variante erleben werden.
Müssen wir also Angst vor einer weiteren Coronawelle im Herbst haben?
Respekt ist sicherlich angezeigt. Die zunehmende Immunisierung der Bevölkerung sollte jedoch zu tieferen Fallzahlen führen. Allerdings wird es in absehbarer Zeit nach wie vor Bevölkerungsgruppen geben, welche sich anstecken können. Dazu gehören zum Beispiel Kinder und weitere nicht geimpfte Personengruppen.
Das klingt nicht gerade ermutigend.
Ich bin durchaus optimistisch. Es ist bekannt, was nützt, und wie die einzelnen Massnahmen eingesetzt werden können. Weil es wichtig sein wird, dass wir als Gesellschaft wieder zu einem möglichst normalen Leben zurückkehren, werden ein Restvorkommen von Corona und vereinzelte Ausbrüche werden zum neuen Alltag dazugehören. Die Häufigkeit des Auftretens von Corona wird dabei entscheidend von den Impfraten abhängen. Meine Hoffnung ist es, dass auch in der medizinischen Versorgung wieder eine gewisse Normalität Einzug halten wird, selbst wenn Corona ein Teil dieser neuen Normalität sein wird.
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