Dritte Orang-Utan-Art entdeckt

Neben dem Menschen existieren noch sechs Arten von Menschenaffen. Nun kommt eine siebte hinzu, wie Forschende der Universität Zürich mit internationalen Kollegen im Fachblatt "Current Biology" berichten.
Gerade erst als eigene Art entdeckt, ist der Tapanuli-Orang-Utan (Pongo tapanuliensis) allerdings schon trauriger Rekordhalter: Er ist die am stärksten bedrohte Menschenaffenart. Es existieren nur noch rund 800 Exemplare, die in den Hochlandwäldern im Norden Sumatras leben.
Bisher waren nur zwei noch lebende Orang-Utan-Arten beschrieben, der Borneo- und der Sumatra-Orang-Utan (Pongo pygmaeus und Pongo abelii). Australische Forschende hatten allerdings vor zehn Jahren bei Feldstudien eine Population entdeckt, die isoliert in Nordsumatra innerhalb der drei Tapanuli-Distrikte lebt. Nun konnte ein internationales Team um Michael Krützen von der Uni Zürich nachweisen, dass es sich um eine eigene Art handelt, wie die Hochschule am Donnerstag mitteilte.
Schädel lieferte erste Indizien
Erste handfeste Hinweise, dass es sich bei der isolierten Orang-Utan-Gruppe in Nordsumatra um eine eigene Spezies handelt, lieferte der Schädel eines 2013 getöteten Männchens. Gewisse Merkmale der Schädelknochen und Zähne erwiesen sich im Vergleich mit vielen anderen Orang-Utan-Schädeln als einzigartig. Auch erste Genanalysen und Verhaltensbeobachtungen erbrachten Indizien für Unterschiede zu den anderen Orang-Utan-Beständen.
Mit der umfassenden Erbgutanalyse von 37 Orang-Utans erhärtete sich der Verdacht nun endgültig. "Wir identifizierten drei sehr alte evolutionäre Abstammungslinien unter allen Orang-Utans, obwohl derzeit nur zwei Arten beschrieben sind", sagte Studienautorin Maja Mattle-Greminger gemäss der Mitteilung.
Anhand der Erbgutdaten rekonstruierten die Forscher die Abstammungsgeschichte der verschiedenen Orang-Utan-Bestände. Demnach war die Tapanuli-Gruppe für mindestens 10'000 bis 20'000 Jahre von allen anderen Orang-Utan-Populationen auf Sumatra isoliert. Die Tapanuli-Orang-Utans seien wahrscheinlich die direkten Nachkommen der ersten Population im Sunda-Archipel, so Studienautor Alexander Nater.
Schutz ist dringend notwendig
"Es ist wirklich sehr spannend und aufregend, eine neue Menschenaffenart im 21. Jahrhundert zu identifizieren", sagte Krützen gemäss der Mitteilung. Jetzt gelte es jedoch, diese stark bedrohte Spezies zu schützen, vor allem durch den Erhalt ihres Lebensraums, betonte der Forscher.
Die Abholzung der Regenwälder und der geplante Bau eines Staudamms, der Teile des Habitats der Tapanuli-Orang-Utans fluten wird, bringen die gerade erst beschriebene Art in Bedrängnis. "Wenn auch nur acht der 800 Tiere pro Jahr sterben, könnte die Spezies verloren sein", warnen die Forschenden. Binnen weniger Jahrzehnte könnte es dann wieder nur sechs Menschenaffenarten neben dem Menschen geben. (sda)
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