«Palästina gewinnt die Vuelta»: Demonstranten sorgen für Abbruch der grössten spanischen Velo-Rundfahrt
Pro-palästinensische Demonstranten rissen Absperrungen nieder und besetzten die Strasse, gegen die Aktivisten kam die Polizei auch mit dem Einsatz von Tränengas nicht an. Die 80. Spanien-Rundfahrt der Radprofis ist am Sonntagabend aufgrund massiver Proteste in Madrid vorzeitig abgebrochen worden. Das gaben die Organisatoren der Vuelta bekannt.

«Palästina gewinnt die Vuelta», skandierten die Demonstrierenden anschliessend, das Feld befand sich zu diesem Zeitpunkt rund 56 Kilometer vor dem Ziel in der spanischen Hauptstadt. Auf TV-Bildern war zu sehen, wie die Fahrer nach der Entscheidung in die Teambusse stiegen und davonfuhren. Einen Etappensieger gab es nicht, auch die Siegerehrung entfiel. Der Gesamtführende Jonas Vingegaard wurde zum Sieger erklärt.
Es ist der erste Triumph Vingegaards bei der Vuelta. Der Däne vom Team Visma-Lease a bike hatte noch am Samstag die vorletzte Etappe gewonnen und seinen Vorsprung auf seinen Verfolger Joao Almeida (UAE Emirates-XRG) aus Portugal entscheidend auf 1:16 Minuten ausgebaut. Nach seinen beiden Tour-de-France-Erfolgen (2022 und 2023) ist es der dritte Triumph bei einer der drei grossen Landesrundfahrten für Vingegaard.
1100 Polizisten schützten die Strecke
Die Vuelta war drei Wochen lang von Protesten begleitet worden, einige Etappen wurden verkürzt, ein Abbruch war bis Sonntag aber nicht nötig gewesen. Der Schlussabschnitt war auch von den Organisatoren als besonders gefährdet erachtet worden, die grösstenteils flache Etappe von Alapardo nach Madrid wurde daher offenkundig aufgrund von Sicherheitserwägungen von 111,6 auf 103,6 Kilometer verkürzt. 1100 Polizisten waren im Einsatz, um die Strecke zu schützen.
Dennoch verschafften sich Demonstrierende Zugang zur Strecke, einige riefen dabei lautstark zum Boykott Israels auf, zündeten Pyrotechnik mit grünem und rotem Rauch. Nahe des Bahnhofs Atocha setzte die Polizei zunächst Tränengas ein, bevor sie die Demonstranten dann gewähren liess. Es folgte der Rennabbruch.

Bereits unter der Woche hatten die Organisatoren sich mit Fragen bezüglich eines vorzeitigen Abbruchs beschäftigen müssen. Vuelta-Chef Javier Guillén wies diesen Gedanken zu diesem Zeitpunkt noch zurück, gleichzeitig aber auf die Schwierigkeiten hin. «Wir unternehmen grosse Anstrengungen, um das Rennen am Laufen zu halten», sagte er, «in einem Sport wie dem Radsport ist es praktisch unmöglich, solche Massen zu stoppen, aber wir werden es versuchen.»
Fahrer verletzt sich wegen Demonstranten
Am Samstag war es bereits zu heiklen Situationen gekommen, als Dutzende Aktivisten vor dem Schlussanstieg die Strasse blockiert hatten. Die Ausreissergruppe fuhr sich fest, die Favoritengruppe um Vingegaard um sitzende Protestler und an diesen zerrenden Sicherheitskräften herum. Schon zuvor hatten Demonstranten das Rennen erheblich gestört.
Beim Mannschafts-Zeitfahren der fünften Etappe war das Team Israel-Premier Tech, gegen das sich die Proteste in erster Linie richteten, auf eine Strassenblockade zugerauscht. Der Spanier Javier Romo musste verletzt aufgeben, nachdem er bei einer Beinahe-Kollision mit einem Demonstranten gestürzt war.
Vingegaard habe sich während der letzten rund drei Wochen weitgehend «sicher gefühlt», hatte der 28-Jährige am Samstag gesagt: «Jeder hat das Recht auf Protest. Aber es ist auch eine Schande - wir sind hier, um Rennen zu fahren.» Jubeln über seinen Triumph konnte Vingegaard auch einen Tag später nicht. (sid)
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.