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Papst Franziskus zu Besuch in Kolumbien

Zum Auftakt seines Kolumbien-Besuchs hat Papst Franziskus dazu aufgerufen, nach dem historischen Friedenspakt mit der FARC der Gewalt dauerhaft abzuschwören. Nach über 220'000 Toten in dem Konflikt mahnte er, den Weg der Aussöhnung und nicht der Rache zu gehen.
Papst Franziskus und Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos unterhalten sich vor einer Zeremonie.
Papst Franziskus und Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos unterhalten sich vor einer Zeremonie. (Bild: KEYSTONE/AP/FERNANDO VERGARA)

Die Suche nach dem Frieden sei immer "eine offene Sache", betonte Franziskus am Donnerstag in Bogotá. Er appellierte, "in der Anstrengung nicht nachzulassen, die Einheit der Nation aufzubauen". Der Mensch, seine Würde und die Achtung des Gemeinwohls müssten im Zentrum allen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Handelns stehen, forderte der 80-Jährige.

Der Vatikan hatte in den Verhandlungen mit der linken FARC-Guerilla in Havanna eine entscheidende Rolle gespielt - kurz vor dem Besuch verkündete auch die letzte verbliebene Guerillagruppe ELN eine Waffenruhe bis Ende des Jahres. Auch mit der ELN-Guerilla will die Regierung bald einen Friedenschluss erreichen.

"Sie haben eine schöne und edle Mission vor sich, die zugleich eine schwierige Aufgabe ist", sagte der Papst. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos betonte: "Kolumbien ist das Land, das die Waffen tauscht gegen Worte." Tausende Leben seien so bereits gerettet worden, die Waffen würden eingeschmolzen.

Er hatte für das in fast vierjährigen Verhandlungen erreichte Friedensabkommen mit der FARC 2016 den Friedensnobelpreis erhalten. Die 6800 Kämpfer haben ihre Waffen den Vereinten Nationen übergeben und wollen nun als Partei für ihre Ziele wie eine gerechtere Landverteilung kämpfen.

Positives Beispiel in schwierigen Zeiten

Kolumbien wird angesichts vieler Krisen in der Welt als ein positives Beispiel in schwierigen Zeiten gesehen. Bereits bei der Landung in der Hauptstadt Bogotá stand das Friedensthema im Mittelpunkt. Dutzende Kriegsopfer in Rollstühlen begrüssten den Papst, der sie umarmte.

Bei der Fahrt mit dem Papamobil in die Stadt gab es zeitweise kein Durchkommen mehr. Entlang der Wegstrecken jubelten Franziskus Hunderttausende zu, die Sicherheitsleute reagierten sichtbar nervös. Fast 35'000 Polizisten und Soldaten schützen den Papst-Besuch.

"Verliert nie die Hoffnung und die Freude", sagte der Papst mit Blick auf den Friedensprozess. Sein Besuch fällt in eine kritische Phase: Die Zustimmung zu Präsident Santos ist stark gesunken - ihm werden zu viele Zugeständnisse an die FARC-Guerilla vorgeworfen.

So gibt es milde Strafen für Verbrechen und Sozialleistungen beim Übergang in ein normales Leben. Zudem werden der FARC-Partei, die sich als Anwalt der armen Landbevölkerung sieht, bis 2026 zehn Kongresssitze und entsprechende hohe finanzielle Zuwendungen garantiert. Auch gibt es Hinweise, dass andere kriminelle Gruppen in früheren FARC-Gebieten die Kontrolle etwa über den Drogenhandel übernehmen.

"Gehen wir den ersten Schritt"

Santos setzt angesichts der wachsenden Gegnerschaft auf die Unterstützung des Papstes. Das Motto des Besuchs lautet: "Gehen wir den ersten Schritt."

Der langjährige FARC-Chef Rodrigo Londoño unterstrich die grossen Hoffnungen, die mit dem Besuch verbunden sind: "Danke, dass Sie den Frieden unterstützen", teilte er mit. "Dieses wunderbare Volk empfängt Sie mit grossem Enthusiasmus."

Mehrere Millionen Menschen werden bei den Besuchen in Bogotá, in der früheren Konfliktregion Villavicencio sowie in Medellín und Cartagena erwartet. An der Messe in Villavicencio sollen auch 6000 Opfer des Konflikts zwischen linker Guerilla, Militär und rechten Paramilitärs sowie ehemalige Guerillakämpfer teilnehmen. (sda/dpa)

 
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