Wie JD Vance Trump und Musk versöhnte – und selbst davon profitiert
Im Verlaufe des ersten Amtsjahres von Donald Trump stand die MAGA-Bewegung vor einer Zerreissprobe, die nicht von politischen Gegnern verursacht wurde, sondern in den eigenen Reihen ihren Anfang nahm. Im Zentrum dieses Sturms: Elon Musk, der reichste Mann der Welt, und sein turbulentes Verhältnis zum Präsidenten. Dass dieses Bündnis heute noch – oder wieder – besteht, ist laut der «Washington Post» vor allem dem diplomatischen Geschick von Vizepräsident JD Vance zu verdanken.
Von DOGE zur «America Party»
Musks Radikalkürzung der Staatsausgaben durch den US-DOGE-Service entwickelte sich schnell zu einem politischen Flächenbrand. Er löste ganze Behörden wie die United States Agency for International Development (USAID), die wichtigste US-Behörde für internationale Entwicklung und humanitäre Hilfe, auf und agierte in Washington wie in seinen eigenen Unternehmen: Mit der Kettensäge.

Doch Musks Vorgehen sorgte je länger, desto häufiger für Kritik im Weissen Haus. Er mischte sich offensiv und teils dreist in Regierungsbelange ein, übernahm Computersysteme und E-Mail-Server. Bereits früh kam es zu Streit zwischen dem exzentrischen Techmogul und Kabinettsmitgliedern Trumps, unter anderem mit Aussenminister Marco Rubio, einer der einflussreichsten Personalien in der Trump-Regierung.
Doch auch mit dem US-Präsidenten selbst begann es zu kriseln. Als Trump sein umstrittenes und bei Musk unliebsames neues Budget («BBB») durchboxen liess und die Nominierung von Jared Isaacman – einem engen Musk-Verbündeten – für den NASA-Posten zurückzog, eskalierte die Situation.
Musk griff Trump auf X direkt an, machte Anspielungen auf dessen Vorkommen in den Epstein-Files und kündigte im Sommer die Gründung einer dritten Partei an, der «America Party». Auch wenn Beobachter dem Vorhaben von Beginn weg wenig Chancen einräumten: Für die Republikaner wäre jegliche Spaltung der Partei vor den Zwischenwahlen 2026 ein Albtraum-Szenario.
Freund der Tech-Milliardäre
In dieser Phase kam JD Vance als Vermittler ins Spiel. Vance, der selbst tief im Silicon Valley verwurzelt ist und seine politische Karriere teilweise der Unterstützung von Tech-Milliardären verdankt, erkannte die Gefahr früher als andere.

Er lud Musk demnach zu privaten Abendessen ins Naval Observatory ein, telefonierte mehrmals pro Woche mit ihm und fungierte als Übersetzer zwischen Musks technokratischem Absolutismus und Trumps politischem Instinkt. Ein Dutzend Personen, die dem Weissen Haus oder Musk nahestehen, bestätigten gegenüber der «Washington Post» Vances Effort.
Der entscheidende Durchbruch gelang Vance, indem er sich im Weissen Haus und im Senat persönlich für die Rehabilitation von Jared Isaacman einsetzte. Dieser wurde kurz vor Weihnachten von Trump nun doch zum neuen NASA-Boss ernannt.

Interne Gegner Musks mussten dafür ihre Posten räumen. Das Weisse Haus versetzte Sergio Gor, einen Beamten, der sich gegen Isaacman eingesetzt hatte, auf einen Posten im Ausland. Der Weg für Isaacman wurde frei, und Musk kehrte in den Kreis der Trump-Verbündeten zurück.
«Godzilla, der durch die Stadt tobt»
Während die politische Versöhnung im MAGA-Lager gefeiert wird, ziehen Experten eine gemischte Bilanz der Musk-Ära in der Regierung. Kritiker wie Max Stier von der Partnership for Public Service beschreiben Musks Wirken als «Godzilla, der durch die Stadt tobt». Das ursprüngliche Ziel, zwei Billionen Dollar einzusparen, sei deutlich verfehlt worden. Stattdessen habe DOGE eine zerschlagene Verwaltung hinterlassen.

Musks Unterstützer im Silicon Valley sehen das ganz anders. Für sie hat Musk das «Overton-Fenster», den Bereich politisch akzeptabler Ideen in der Gesellschaft, verschoben. Er habe Tabus gebrochen, die Einstellungspraktiken im Bund radikalisiert und die Regierung dazu gezwungen, agiler – eben wie ein Unternehmen – zu agieren. Auch wenn DOGE als zentrale Einheit aufgelöst wurde, sind seine Ideen in den Regierungsbehörden implantiert worden. Ehemalige Musk-Mitarbeiter sind nach wie vor in vielen wichtigen Bundesbehörden angestellt.
Fragiler Frieden
Der Waffenstillstand zwischen Trump und Musk bleibt jedoch ein Drahtseilakt. Für JD Vance birgt die Nähe zu Musk auch ein erhebliches Risiko. In einer Bewegung, die sich vordergründig den Kampf gegen die «Eliten» auf die Fahnen geschrieben hat, wirkt die Allianz mit dem reichsten Mann der Welt oft widersprüchlich.
Musk wiederum hat lernen müssen, dass die US-Regierung weiterhin kein privates Unternehmen ist und der Kongress sich nicht per Tweet steuern lässt. Dennoch behält er Einfluss in oligarchischen Ausmassen: Hinter verschlossenen Türen werden laut der «Washington Post» bereits neue Pläne geschmiedet – Musk will anscheinend seine Spendenstrukturen zugunsten von bestehenden rechtskonservativen Gruppen umbauen, um die Republikaner bei den Midterms wieder zu unterstützen.
Die Spaltung der Republikaner wegen Elon Musk hat Vance also allem Anschein nach erfolgreich abgewandt. Doch die Arbeit geht dem 41-Jährigen nicht aus. Jüngst weibelte er am rechtskonservativen «America Fest», einem Zusammenkommen von rechten US-Bewegungen aller Art, für Einigkeit im MAGA-Lager. Dies angesichts jüngster Spannungen zwischen verschiedenen Gruppen, unter anderem im Umgang mit Turning Point USA, der Organisation des getöteten Aktivisten Charlie Kirk.
Vance tut dies wohl nicht ganz uneigennützig – will er 2028 die Nachfolge von Trump antreten, kann er von Einigkeit im rechten Lager nur profitieren.

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