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Papst spricht «Influencer Gottes» heilig

Der italienische Teenager Carlo Acutis starb an Krebs. Auf dem Petersplatz bejubeln Zehntausende seine Heiligsprechung. Die katholische Kirche hofft, damit wieder attraktiver zu werden.
Carlo Acutis wurde von Papst Leo XIV. in einer Zeremonie im Vatikan heiliggesprochen und damit zum ersten Heiligen der Millennial-Generation. (Bild: Keystone)
Papst Leo XIV. begrüsst die Familie von Carlo Acutis: Mutter Antonia (Mitte links), Vater Andrea (Mitte rechts), Bruder und Schwester. (Bild: Vatican Media Handout)

Papst Leo XIV. hat den italienischen Jugendlichen Carlo Acutis heiliggesprochen, der im Alter von nur 15 Jahren an Leukämie gestorben war. Bei einem Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem Petersplatz wurden seine Worte von Zehntausenden bejubelt. Die katholische Kirche sieht in Acutis das Musterbeispiel eines jungen Christen, der sein Leben in den Dienst Gottes gestellt habe. Zusammen mit ihm wurde ein weiterer Italiener in den Heiligenstand erhoben, der 1925 in jungen Jahren gestorben war.

Carlo Acutis wurde von Papst Leo XIV. in einer Zeremonie im Vatikan heiliggesprochen und damit zum ersten Heiligen der Millennial-Generation. (Bild: Keystone)

Für Leo waren dies die ersten Heiligsprechungen, seit der US-Amerikaner vor vier Monaten zum Nachfolger des argentinischen Papstes Franziskus gewählt wurde. Auf Lateinisch verkündete er: «Wir nehmen die seligen Pier Giorgio Frassati und Carlo Acutis in die Heiligenliste auf und legen fest, dass sie in der ganzen Kirche unter den Heiligen innig verehrt werden.» Anschliessend wurden Reliquien der beiden zum Altar gebracht. Am Petersdom hingen zwei überlebensgrosse Bilder der neuen Heiligen.

Auch Eltern bei Heiligsprechung dabei

Unter den Teilnehmern des Gottesdienstes sind auch Acutis' Eltern sowie seine beiden Geschwister, was bei einer Heiligsprechung äussert ungewöhnlich ist. Der Teenager war 2006 nach dem Ausbruch seiner Krankheit innerhalb weniger Tage gestorben. Aus Sicht der katholischen Kirche hatte er bis dahin ein vorbildliches Leben geführt. Zudem soll er nach seinem Tod zwei sogenannte Wunder bewirkt haben. Acutis wird vom Vatikan «Cyber-Apostel» und «Influencer Gottes» genannt, weil er auch im Internet für seinen Glauben warb.

Papst Leo XIV. begrüsst die Familie von Carlo Acutis: Mutter Antonia (Mitte links), Vater Andrea (Mitte rechts), Bruder und Schwester. (Bild: Vatican Media Handout)

Die Kirche will damit auch für junge Leute wieder attraktiver werden. Es gibt jedoch Kritik. Inzwischen hat sich um den Jungen, dessen Leichnam in einer Kirche der italienischen Kleinstadt Assisi ausgestellt ist, ein Personenkult entwickelt. Vergangenes Jahr kamen mehr als eine Million Menschen dorthin.

In den Souvenirgeschäften der Heimatstadt des Heiligen Franz von Assisi werden jetzt nicht nur Andenken an den Gründer des Franziskanerordens, sondern auch an den Teenager verkauft. Reliquien von ihm waren auch schon in Deutschland ausgestellt.

Weiterer Italiener wird heiliggesprochen

Zusammen mit Acutis wurde Pier Giorgio Frassati (1901-1925) heiliggesprochen, der sich besonders für arme und ausgegrenzte Menschen eingesetzt haben soll. Beide Vorhaben gehen noch auf Leos Vorgänger zurück, Papst Franziskus. Insgesamt hat die katholische Kirche mehr als 10'000 Heilige, angefangen mit der Gottesmutter Maria und fast allen Aposteln.

Selig- und Heiligsprechungen laufen nach einem komplizierten, mehrstufigen Verfahren ab. Dafür wird das Leben der Kandidaten genau durchleuchtet. Einst begann das frühestens 50 Jahre nach dem Tod. Bei Acutis dauerte das Verfahren nicht einmal 20 Jahre. In der Regel ist erforderlich, dass einem Heiligen Wunder zugeschrieben werden können. Bei dem Teenager wertet der Vatikan zwei Heilungen in Brasilien und Italien in diesem Sinne. (dpa)

 
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