Digitalisierung: Chance oder Gefahr für den Finanzplatz?
Für viele von uns ist es heute selbstverständlich, sich via Netflix TV-Serien anzusehen; einfach per Handy ein Uber-Taxi zu bestellen und bezahlen; Musik bei Spotify oder Apple per streaming, also ohne eigentlichen Kauf anzuhören, um nur einige populäre digitale Konsum-Muster aufzuzählen. Diese Firmen haben durch die vollständige oder teilweise Digitalisierung der Wertschöpfungskette ihre Branche komplett auf den Kopf gestellt. Die Finanzwelt ist davon bis vor kurzem noch recht verschont geblieben. Zugegebenermassen wird der eine oder andere seine Wertschriften über einen Online-Broker handeln, aber ansonsten werden die meisten, wenn es um Hypotheken, Kreditkarten, Zahlungsverkehr, Anlageberatung usw. geht, sich noch an eine klassische Bank wenden. Dies mag verwundern, da ein grosser Teil der Finanzdienstleistungen per se eigentlich voll digitalisierbare Produkte darstellen. Das benötigte Kundenvertrauen oder die strikte Regulierung der Branche mögen Gründe hierfür sein.
Das Thema Digitalisierung war jedoch im vergangen Jahr in der Finanzbranche allgegenwärtig. Kein Wunder, da unzählige Startups sowie auch mittlerweile börsenkotierte Unternehmen sich Finanzdienstleistungen ausgesucht haben, welche sie durch den Einsatz von neusten Technologien und Internettrends billiger, schneller, komfortabler und ausschliesslich per Internet und Mobile anbieten.
Hierbei werden alle Finanzdienstleistungen angegangen, welche sich zu einem hohen Grad automatisieren lassen, oder mittels dem Internet die klassische Bank umgangen werden kann. Die Palette umfasst alle Arten von Geldtransfers und Zahlungen, Vermögensverwaltung und Altersvorsorge (z.B. wealthfront.com), Zusammenbringen von Kreditnehmern mit Investoren vom Klein- bis zum Unternehmenskredit (lendingclub.com), Aktienhandel ohne jegliche Kosten (robinhood.com) oder auch gemein-
sames Investieren, wo Trader ihre Strategien publizieren und Anleger
in diese investieren können (wikifolio.com). Dadurch, dass die neuen Anbieter meist keine technischen wie organisatorischen Altlasten haben und sich der neuesten Technologien bedienen, ist ihr Angebot merklich günstiger als das ihrer alteingesessenen Konkurrenten. Auf der anderen Seite ist das Produkte- und Service-Angebot durch den benötigten hohen Automatisationsgrad eingeschränkt und uniform und dadurch wiederum relativ einfach kopierbar. Dies führt dazu, dass die Margen in digitalisierbaren Finanzdienstleistungen drastisch unter Druck geraten, da die Differenzierung hauptsächlich über den Preis stattfindet. Welche Anbieter diese schlussendlich noch gewinnbringend anbieten können, wird sich erst noch zeigen.
Chance und Gefahr
Für den hiesigen Finanzplatz bedeutet dies nach meiner Ansicht Chance und Gefahr zugleich. Auch durch eine «Cutting-Edge» Internet-Banking-Applikation und Mobile-Phone-App, wird man noch nicht zur digitalen Bank, die dem erwähnten Margendruck standhalten kann. Nichtsdestotrotz gehören diese zum Standardservice einer jeden Bank. Differenzierung wird neben dem Preis und gewissen Gimmicks nur noch durch Produkte und Dienstleitungen, welche sich auch mittel- und langfristig nicht digitalisieren lassen, erreicht werden können. Dazu gehören Dinge wie Entwicklung neuer und innovativer Anlageprodukte, vollumfängliche individuelle Beratung oder M&A. Auf der anderen Seite ist die sogenannte FinTech-Branche auch eine Chance für Liechtenstein, da sie mit ihrer Symbiose von Finanzdienstleitungen und High-Tech, kombiniert mit hochqualifizierten Arbeitsplätzen, genau dem entspricht, was Liechtenstein auch künftig haben möchte. Hierbei muss jedoch erwähnt werden, dass der Kampf um diese Branche voll entbrannt ist. London oder Singapur beispielsweise sichern sich aktuell, unterstützt durch staatliche Förderungen und kreative Regulatorien, einen Platz an der Spitze. Ich persönlich hoffe, dass auch Liechtenstein hier künftig eine innovative Nische einnehmen wird.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.