­
­
­
­

St. Gallen erhält ein Verhüllungsverbot

In St. Gallen gilt bald eine Art Burkaverbot. Der Kantonsrat hat am Dienstag ein Verhüllungsverbot beschlossen - allerdings mit relativierendem Zusatz. Die Gegner sprechen von einem "Gesetz für die Galerie", der Regierungsrat von einem unwirksamen Gesetz.
Es ist umstritten, ob ein Verhüllungsverbot, wie es das St. Galler Kantonsparlament beschlossen hat, auch für Leute wie diese Touristinnen in Interlaken gelten würde. (Archivbild)
Es ist umstritten, ob ein Verhüllungsverbot, wie es das St. Galler Kantonsparlament beschlossen hat, auch für Leute wie diese Touristinnen in Interlaken gelten würde. (Archivbild) (Bild: KEYSTONE/PETER KLAUNZER)

Der Kantonsrat bestätigte das Burkaverbot in der Schlussabstimmung mit 57 gegen 55 Stimmen bei zwei Enthaltungen. In der ersten Lesung in der Septembersession hatte es nach längerer Debatte bereits ein ähnlich knappes Resultat gegeben: Mit 59 gegen 54 Stimmen setzten sich schon damals die Befürworter von CVP und SVP gegen den Widerstand von FDP, GLP, Grünen und SP durch.

Damit wurde eine komplexe Vorschrift beschlossen: Konkret soll im Kanton St. Gallen künftig bestraft werden, wer im öffentlichen Raum eine Gesichtsverhüllung trägt, sofern die Person damit "die öffentliche Sicherheit oder den religiösen oder gesellschaftlichen Frieden bedroht oder gefährdet". Ob eine solche Bedrohung oder Gefährdung vorliege, muss jeweils im Einzelfall beurteilt werden.

Debatte vor der Schlussabstimmung

In der zweiten Lesung in der Novembersession gab es dazu keine Wortmeldungen. Die Gegner warteten mit ihren Versuch, das Verhüllungsverbot doch noch zu kippen, auf die Schlussabstimmung am Dienstagnachmittag.

Kurz vor dem Entscheid begann die Debatte nochmals mit ähnlichen Argumenten wie bei der ersten Lesung: Der Sprecher der FDP stellte etwa fest, die Fraktion lehne "Gesetze für die Galerie" ab. Verhüllte Frauen sehe man im Kanton St. Gallen höchstens auf Plakaten des Textilmuseums, hiess es aus der SP-Grüne-Fraktion.

Der SVP-Sprecher betonte hingegen, das Gesetz habe "eine klare präventive Wirkung". Der CVP-Sprecher erklärte, eine Ausdehnung des bisherigen Vermummungsverbots ergebe Sinn. Damit werde ein Bedürfnis der Bevölkerung aufgenommen.

"Unnötige und unwirksame Gesetze"

Regierungsrat Fredy Fässler (SP) stellte fest, dass der Gesetzesartikel nicht einmal ein Burkaverbot sei. "Machen sie nicht derart unnötige und unwirksame Gesetze", verlangte er.

Nach diesen Voten beschloss der Kantonsrat mit 57 gegen 55 Stimmen bei zwei Enthaltungen das Verhüllungsverbot und bestätigte damit den Entscheid der ersten Lesung.

In der Schweiz gibt es derzeit einzig im Kanton Tessin ein Verschleierungsverbot. Verhüllen Frauen trotzdem ihr Gesicht, müssen sie mit einer Busse von mindestens 100 Franken rechnen. Vermutlich wird das Volk national über die Volksinitiative "Ja zum Verhüllungsverbot" und damit über ein Burkaverbot abstimmen. (sda)

 
Lädt

Schlagwort zu Meine Themen

Zum Hinzufügen bitte einloggen:

Anmelden

Schlagwort zu Meine Themen

Hinzufügen

Sie haben bereits 15 Themen gewählt

Bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits

Entfernen

Um «Meine Themen» nutzen zu können, stimmen Sie der Datenspeicherung hierfür zu.

Kommentare

    Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben

Kommentare hinzufügen

Ähnliche Artikel

Frage der Woche

Was halten Sie von subjektiven Schätzungen bei Tempoüberschreitungen?

Die Liewo stellt jede Woche eine politische Fragen an die vier Grossparteien mit Einsitz im Landtag in Liechtenstein.
16.02.2025
Abo

«Wehe, du gehst zur Polizei»: Ein Schiedsrichter erzählt, wie er Gewalt erlebt

Erst die physische Attacke nach einem Fussballspiel. Danach Drohungen und Einschüchterungen. Psychoterror am Telefon. Jetzt packt ein Schiedsrichter aus. Und er erzählt, warum in der Szene über einen Streik diskutiert wird.
16.06.2025
Abo

Über 30 körperliche Attacken pro Jahr: So gefährlich leben Schiedsrichter im Regionalfussball

Zwei verletzte Schiedsrichter innerhalb eines Monats. Das führt zur Frage: Hat der Regionalfussball ein Gewaltproblem? Neuste Zahlen zeigen, wie oft es auf Schweizer Fussballplätzen brenzlig wird.
13.06.2025
­
­