«Mami, das ist mein Traum» – Wie ein 9-jähriges Mädchen dank OhO-Spenden Tanzstunden besuchen kann
Freudig rennt Ana* die Treppe hoch in einem Frauenfelder Tanzcenter. Hier trifft sie jeden Mittwoch ihre Gspänli beim Hip-Hop und ihren Tanzlehrer, den sie mag und zu dem sie aufschaut. Sie bewegt sich mit Spass, lernt Choreografieren, arbeitet beharrlich an neuen Schritten. Dass ihr Mädchen Tanzstunden besuchen kann, macht auch die Mutter Elena K.* glücklich. «Als Ana zum ersten Mal bei einer Stunde mitmachen durfte, hat sie gesagt: ‹Mami, das ist mein Traum›», erzählt die Mutter.
Nach der Tanzstunde holt Elena K.* jedes Mal ein zufriedenes, hungriges Kind ab. Die Bewegung in einer Gruppe, die Fröhlichkeit, die klare Struktur und der Motivationskick ihres Tanzlehrers fördern das Mädchen, bei dem eine ausgeprägte Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) diagnostiziert wurde. «Sie lernt viel dabei, wenn sie eine Choreografie einstudieren und konzentriert bis am Schluss durchhalten muss», sagt die Mutter.
Verwandte unterstützen sich gegenseitig
Als Elena K.* in Katalonien/Spanien vor 36 Jahren das Licht der Welt erblickt, starb ihre Mutter – bei der Geburt. Nie hat die kleine Elena gespürt, was Mutterliebe bedeutet. Ein Schicksalsschlag, der ihr Leben prägt – ihre Augen tragen vielleicht auch deshalb einen traurigen Schimmer. Vor zehn Jahren, als auch noch ihr Vater starb, stand sie schliesslich alleine da, ohne Verwandte, ohne Mann. Wann ihre Ehe zerbrochen ist? Elena K. verstummt bei diesem Thema. Ihre einzige Bemerkung: «Mein Mann hat eine andere kennengelernt.» Ihre Augen blicken noch etwas trauriger.
Der Bruder von Elena K., ein Onkel und eine Cousine, die in Frauenfeld leben und arbeiten, ermuntern sie, auch in die Schweiz zu kommen, damit sie ihre Kinder nicht alleine in Katalonien grossziehen muss. Im Frühling 2017 lässt sie sich mit ihrem damals neunjährigen Sohn und ihrer einjährigen Tochter in der Thurgauer Hauptstadt nieder. «Meine Kinder und meine Verwandten, das ist meine Familie», sagt die zierliche Frau mit ihren dunkeln, langen Haaren, die zu einem Pferdeschwanz gebunden sind. Sie alle wohnen im gleichen Quartier und unterstützen sich gegenseitig; der Onkel ist wie ein Grossvater für ihre Kinder.
Fünf Jahre arbeitet die gelernte Kleinkindererzieherin in der Schweiz. Dann geht es nicht mehr, Elena wird krank. Es ist die Psyche, die streikt. Sie spricht von Panikattacken und Angst, alleine sein ist schwierig, ins Detail geht sie nicht. Ihr zerbrechliches Wesen, ihr bleiches Gesicht, sagen mehr, als Worte es können.
Viel Aufmerksamkeit und Geduld
Gleichzeitig mit der Krise der Mutter dreht sich alles um ihr kleines Mädchen, das mit ihrem ADHS viel Aufmerksamkeit und Geduld einfordert. Ana besucht drei Jahre den Kindergarten und auch die 1. Klasse in einer Sprachschule wiederholt das Kind, das viersprachig aufwächst. «Heute geht sie gerne in die Schule, sie erhält Medikamente, die ihr gut helfen», sagt die Mutter, die nun seit drei Jahren mit einer IV-Rente lebt. Auch ihr 17-jähriger Sohn ist ihr eine Stütze. Er ist im zweiten Lehrjahr als Maurer und beteiligt sich nach Möglichkeit an den Haushaltskosten. «Er ist ein guter Sohn und hilft mir, wo er kann.» Sein Ziel sei es, einmal Architektur zu studieren.
Tanzstunden finanzieren liegt mit einer IV-Rente nicht drin. Dank eines Beitrages aus dem Spendentopf von «Ostschweiz hilft Ostschweiz», kann Ana nun trotzdem Tanzschritte erlernen und bereits bei kleineren Auftritten mitmachen. Wenn Elena K. ihr Kind sieht, wie es glücklich und stolz bei einem Auftritt auf der Bühne steht oder es nach einer Tanzstunde mit strahlenden Augen zu ihr rennt, dann ist das auch für sie als Mutter ein grosses Glück.
*Namen der Redaktion bekannt
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