Vom Bio-Fan bis zum Sparfuchs: Ein Blick in Ostschweizer Einkaufswagen
Einkaufen gehört zum Alltag – doch kaum zwei Menschen füllen ihren Wagen gleich. Fleisch oder vegetarisch, Bio oder Eigenmarke, frisch oder fixfertig: Was und wie wir einkaufen spiegelt Lebensstile, Werte und manchmal auch den Kontostand wider.
Die Grosseinkäufer
Die Grosseinkäufer kommen meist mit einer langen Liste und füllen den Einkaufswagen bis oben hin. Frische Produkte wie Brot, Gemüse oder Fleisch werden zwischendurch ergänzt.
A.D. hat am Mittwochabend gerade einen Grosseinkauf in Teufen erledigt. Während sie ihre Taschen füllt, sagt sie: «Ich muss mich beeilen.» Zu Hause müsse sie kochen – an diesem Abend gibt es Pilz-Nüdeli. Neben den Zutaten für den Znacht landen Brote, Kopfsalat, Salzstangen, Kürbis, Chips, Fertigpizza, Hafermilch, Butter, Schokolade, Reiswaffeln, Raclette oder Lachs im Wagen. Einen Einkaufszettel braucht die 45-Jährige nicht, sie hat alles im Kopf. Vieles wiederholt sich Woche für Woche – «sie sind sehr wählerisch zu Hause» –, doch die Qualität muss stimmen. Heisst: möglichst Schweizer Gemüse und Obst. Die Fertigpizza sei eher die Ausnahme. Rund 250 bis 300 Franken gibt die Familie mit fünf Personen pro Woche aus.
«Heute haben wir so einen richtigen Aktions-Einkauf gemacht», sagt Irene Eisenring am Donnerstagabend in der Migros in Flawil. Blévita-Cracker, Ketchup und Kaffee landen deshalb gleich in Mehrfachausführung im Wagen. Das sei Zufall: «Auf Aktionen achte ich sonst kaum. Diese Produkte hätte ich ohnehin gebraucht.» Wichtiger sei ihr die Regionalität. Bananen fänden gelegentlich den Weg in den Korb, bei Milchprodukten, Fleisch und Gemüse sei sie aber konsequent. «Mir ist egal, welche Preisunterschiede es etwa beim Lauch gibt. Ich möchte den regionalen – und bezahle dafür.» Für die sechsköpfige Familie belaufen sich die Ausgaben auf rund 250 Franken pro Woche – wobei die Bauernfamilie Fleisch und einiges Gemüse vom eigenen Hof habe.
Sara (41) und José (55) sind fast jeden Samstagmorgen in der Migros Arbon anzutreffen, wie sie sagen, und greifen dabei meist zu ähnlichen Produkten. An diesem Morgen im Einkaufswagen: verschiedene Salate, Johannisbeeren, Äpfel, Brot, Fondue, Paprika, Kroketten, Vanilleglacé, Kichererbsen oder Pouletbrust. Die Herkunft der Produkte prüft das Ehepaar punktuell. «Wir würden zum Beispiel keine Erdbeeren oder Spargeln von Übersee kaufen.» Preisüberlegungen spielen eine untergeordnete Rolle: «Wir sparen lieber bei anderen Luxusgütern als beim Essen.» Im Fokus stehen frische Produkte, Fertiggerichte sind die Ausnahme. Der Wocheneinkauf für die fünfköpfige Familie kostet rund 500 Franken.
Ruedi Stiegeler (59) aus Goldach und Andrea Knöpfel (42) aus Steinach nehmen es beim Einkaufen weniger streng. «Bio kaufe ich nicht», sagt Stiegeler. Für zwei Personen gibt er 80 bis 130 Franken pro Woche aus. Knöpfel findet Bio schlicht zu teuer und greift lieber zu Migros-Eigenmarken. Ihr Wocheneinkauf für vier Personen kostet rund 200 Franken.
Die Mehrmals-pro-Woche-Einkäufer
Statt eines grossen Wocheneinkaufs setzen die Leute des Typus «Mehrmals-pro-Woche-Einkäufer» auf mehrere kleine Spontaneinkäufe.
«Ich habe keinen grossen Vorrat», sagt Christian Harzenmoser, 61, aus Niederteufen. An jenem Mittwochabend liegen bei ihm verschiedene Nüsse, Bananen, Sojamilch, Tee oder veganes Joghurt im Warenkorb. «Andere kaufen für eine Woche oder zwei ein. Ich kaufe ein, wenn der Kühlschrank wieder leer ist.» Harzenmoser isst vegetarisch, achtet auf Regionalität und Gesundheit. Wöchentlicher Kostenpunkt für eine Person: etwa 80 bis 100 Franken.
Auch Florian, 33, aus Teufen macht nie den klassischen Wocheneinkauf. Am Mittwochabend kauft er Kiwis, Äpfel, Ofenkartoffeln, Sojamilch oder Granatapfelsaft. Einiges davon reiche eine Woche, anderes müsse nachgekauft werden. «Wir kaufen viel Bio, auch wegen des Kleinen», sagt er und zeigt auf seinen Sohn im Kleinkind-Alter. Der Preis spiele eher eine nachrangige Rolle. Wie viel die dreiköpfige Familie pro Woche ausgibt, weiss Florian nicht.

Urbano Schneider, 29, aus St.Gallen mag es gegen Ende der Woche lieber schnell. Zumindest an diesem Freitag. Es gibt unter anderem Fertigpizza. «Das ist nicht die Regel», sagt er. Er geht mehrmals pro Woche einkaufen und dann würden vor allem Gemüse, Früchte und Fleisch im Einkaufskorb landen. «Seit ich trainiere, meide ich die Süssigkeitenabteilung.» Auf Bio oder Herkunft achte er nicht primär. Wöchentlicher Kostenpunkt für eine Person: etwa 80 bis 100 Franken.
Die Sparfüchse
Aktionen oder Eigenmarken stehen bei den Sparfüchsen im Vordergrund. Sie vergleichen Preise und lassen sich beim Einkauf stärker vom Portemonnaie leiten.
Désirée gibt ungefähr 200 Franken pro Woche aus für ihre vierköpfige Familie. «Ich schaue, wenn es geht, dass die Produkte regional sind. Aber wenn das Geld nicht reicht, muss ich aufs Budget achten.» Für den Wocheneinkauf kauft die 37-jährige St.Gallerin gerne frisch ein und kocht. Fürs Wochenende darf es schneller gehen: Am Freitagabend landen deshalb Toastbrot, Aufschnitte oder Scheibenkäse im Einkaufswagen.

AHV-Bezügerin S. gibt ungefähr 100 Franken pro Woche für sich aus. Den Grosseinkauf mache sie am liebsten freitags. «Da ist die Auswahl noch grösser als am Samstag.» Dann achte sie auf Aktionen oder greife zu Eigenmarken. «Ich muss schon vorrangig aufs Budget achten», sagt die 84-Jährige.

Mariana Degani-Modrow hat gerade einen Budget-Einkauf in der Migros Arbon getätigt. «Das ist für eine Feier.» Sonst kauft die 43-Jährige vor allem Fisch und Reis, seltener Poulet. «Ich achte auf die Kalorien und auf den Preis.» Und dass sie Lust darauf habe, sei wichtig. Deshalb geht sie mehrmals wöchentlich einkaufen, ohne Liste, und achtet auf ihr Bauchgefühl. Sie gibt für sich ungefähr 100 Franken pro Woche aus.
Ralf Heuser kauft auch mehrmals wöchentlich ein. Der 59-Jährige aus Tübach tut dies aus praktischen Gründen: «Ich bin mit dem Velo unterwegs und kann nicht so viel auf einmal tragen.» An diesem Montagmittag kauft er in Horn einen Schokoladen-Drink, Naturjoghurt, Hörnli, Apfelmus, Butter oder Eier – für seinen Vater, sein Warenkorb sehe aber ähnlich aus. Hauptsache günstig, denn er müsse aufs Geld achten. Deshalb gibt es bei ihm einiges nur selten: «Lachs kommt bei mir etwa zwei Mal im Jahr auf den Tisch». Heuser gibt für sich ungefähr 100 Franken pro Woche aus.
Der Streifzug zeigt eine grosse Gemeinsamkeit: Beim Essen sparen die wenigsten – vorausgesetzt, sie können es sich leisten.
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