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Ansprache am Staatsakt 2025

Landtagspräsident Kaufmann: «Sicherheit ist nie selbstverständlich»

Landtagspräsident Manfred Kaufmann wandte sich heute auf der Schlosswiese zum ersten Mal ans Volk. Seine Ansprache im Wortlaut:
Manfred Kaufmann Staatsakt 2025
Landtagspräsident Manfred Kaufmann während der Ansprache am Staatsakt 2025.
Landtagspräsident Manfred Kaufmann im Kurz-Interview
Landtagspräsident Manfred Kaufmann im Kurz-Interview

Durchlauchter Erbprinz

Königliche Hoheit

Durchlauchten

Hochwürdigster Bischof Benno Elbs

Sehr geehrte Mitglieder von Landtag und Regierung

Sehr geehrte Gemeindevorsteherin und Gemeindevorsteher

Exzellenzen

Liebe Liechtensteinerinnen und liebe Liechtensteiner

Liebe Einwohnerinnen und liebe Einwohner

Liebe Gäste aus nah und fern

Es ist mir eine grosse Ehre und Freude, heute zum ersten Mal als Landtagspräsident vor Ihnen zu stehen.

Noch keine fünf Monate ist es her, seit ich das Vertrauen des Landtags erhalten habe, und ich darf sagen: Es ist ein bewegender Moment, an diesem 15. August hier oben auf der Schlosswiese zu Ihnen zu sprechen.

Heute feiern wir unseren Staatsfeiertag. Dieser steht seit dem Jahre 1940 ganz im Zeichen von Fürst Franz Josef II, zu dessen Ehren der 15. August einst zum Staatsfeiertag erklärt wurde und der einen Tag später am 16. August Geburtstag feierte. Die brennende Fürstenkrone auf Tuass, die Höhenfeuer, das Singen der Landeshymne sowie das traditionelle Feuerwerk gehören seit Anfang an zu diesem bedeutenden Tag. 

Heute feiern wir wiederum unser Liechtenstein – unsere Heimat.

Ein kleines Land – ja. Aber ein stolzes Land. Ein starkes Land. Und vor allem: ein Land mit Herz.

Wenn man durch unser Land reist, von Balzers bis Ruggell, von der Rheinebene bis hinauf zu den höher gelegenen Gemeinden, spürt man, was uns ausmacht: Zusammenhalt, Fleiss, Bodenständigkeit – und ein ganz besonderes und sympathisches Selbstbewusstsein.

Ich möchte Sie heute auf eine kleine Reise durch unser schönes Liechtenstein mitnehmen. Eine Reise durch unsere elf Gemeinden. Jede von ihnen hat etwas, das sie besonders macht.

Ich beginne mit Ruggell – unserer nördlichsten Gemeinde, welche als einzige Gemeinde praktisch flach in der Talebene liegt, eingebettet zwischen unseren befreundeten Nachbarn, der Schweiz und Österreich. Sie bietet weite Rietlandschaften. Hier wird Naturpflege gelebt – mit Respekt und Weitblick.

Schellenberg ist geprägt von einer naturnahen, idyllischen Landschaft in attraktiver Höhenlage auf einem Sonnenhügel mit 360 Grad Rundumblick.

Gamprin-Bendern – eine aufstrebende Gemeinde im Unterland. Der Kirchplatz in Bendern gilt als Geburtsstätte des heutigen Fürstentums, schworen doch die Untertanen der Grafschaft Schellenberg auf dem historischen Kirchhügel in Bendern am 16. März 1699 dem ersten Fürsten von Liechtenstein die Treue.

Eschen-Nendeln – die grösste Gemeinde im Unterland. Bekannt für die historischen Stätten, darunter die Rofenbergkapelle und die Pfrundbauten. Wirtschaftlich dynamisch und kulturell lebendig.

Mauren-Schaanwald – Eine aktive, fortschrittliche und offenherzige Gemeinde mit der höchsten Vereinsdichte, die zeigt was uns als Gesellschaft zusammenhält: Freiwilligkeit, Gemeinschaft, Engagement.

Schaan – die einwohnermässig grösste Gemeinde steht für Vielfalt, Lebensqualität und sein wirtschaftliches Zentrum. Innovativ, modern, geprägt von Unternehmertum.

Planken – die einwohnermässig kleinste Gemeinde. Hoch oben, mit Weitblick, Schönheit und Bescheidenheit.

Vaduz – unser Hauptort ist Sitz des Landtags, der Regierung sowie seit 1939 fürstliche Residenz. Kultur, Bildung und Identität. Die Gemeinde ist ein wichtiger Finanzplatz, attraktiver Arbeits- sowie schöner Wohnort.

Triesen – eine moderne Gemeinde mit einer lebendigen Wirtschaft, wo Industrie und Natur im Einklang stehen. Im schönen Oberdorf befindet sich mit der frühmittelalterlichen Kapelle St. Mamerta die älteste Kapelle unseres Landes.

Triesenberg – unsere Walsergemeinde mit ihrem eigenen Dialekt. Die landschaftliche Vielfalt und der Ausblick auf das Rheintal und in die Ferne faszinieren immer wieder aufs Neue. „D‘Bäärger“ würden sagen: „Chomet wacker uaha und gnüsset ünschi schö Ussicht“.

Balzers – die südlichste Gemeinde und meine Heimat. In der Mitte des Dorfes thront seit dem Mittelalter die Burg Gutenberg. Wenn manche Balzner über die Rheinbrücke heimkehren und die Burg sehen, wissen sie „i bi weder dahäm“. Auch ist die Gemeinde für ihr aktives Kultur- und Vereinsleben über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

Diese elf Gemeinden sind elf Sterne in unserem Land und in ihrer Vielfalt Ausdruck unserer Identität.

Jeder leuchtet – gemeinsam ergeben sie ein Bild: Ein starkes Liechtenstein.

Doch gerade in der Stärke liegt auch die Gefahr der Selbstverständlichkeit. Sicherheit ist nie selbstverständlich – weder die innere noch die äussere, weder politisch noch in Bezug auf unsere Umwelt.

Die Ereignisse dieses Jahres – wie die schweren Überschwemmungen im Walliser Dorf Blatten – führen uns vor Augen:

Naturgewalten können innert Minuten Existenzen zerstören. Auch unsere scheinbare Sicherheit ist verletzlich.

Der Schutz vor Naturgefahren und der sorgsame Umgang mit Natur und Infrastruktur bleibt auch für uns ein zentraler Auftrag.

Auch im digitalen Raum sind wir bezüglich Sicherheit gefordert. Cybersicherheit ist heutzutage ein wichtiger Teil der Sicherheitspolitik geworden. Gerade als vernetzter Kleinstaat müssen wir wachsam, lernbereit und bestmöglich auf Cyberkriminalität vorbereitet sein.

Gerade weil wir ein Kleinstaat sind, haben wir die Chance, agil auf neue Technologien wie die Künstliche Intelligenz zu reagieren. Entscheidend ist, wie wir sie nutzen: Nicht als Ersatz für den Menschen, sondern als Werkzeug für das Gute. Sie kann helfen, Wissen zugänglich zu machen, Prozesse zu verbessern, in der Medizin und in der Bildung eine grosse Unterstützung zu sein. Doch sie braucht klare ethische Leitlinien. In einem Land wie Liechtenstein, wo Werte zählen, muss Technologie dem Menschen dienen und nicht im umgekehrten Sinne.

Eine weitere Herausforderung für die kommenden Jahre sind die Knappheit unseres Wohnraums und die Begrenztheit unseres Baulands. Besonders jüngere Generationen, welche eine Familie gründen wollen, spüren das. Es ist unsere Aufgabe, das Gleichgewicht zu halten – zwischen Entwicklung und Bewahrung, zwischen Fortschritt und Lebensqualität.

Es muss unser Ziel sein, das soziale Wohlbefinden der Bevölkerung zu gewährleisten und zu fördern, wobei gleichzeitig auch ökologische und ökonomische Aspekte der Nachhaltigkeit verstärkt zu beachten sind.

Als Kleinstaat sind wir auf besondere Weise gefordert. Wir müssen mit einer klaren Stimme sprechen, ohne laut zu werden. Unsere Grösse zwingt uns zur Effizienz. Wir müssen präsent, konstruktiv und verlässlich sein, auch bei internationalen Organisationen. Unser Einfluss mag begrenzt sein – doch unser Beispiel kann gross sein.

Auch das Ehrenamt und die Freiwilligenarbeit sind das unsichtbare Rückgrat unseres Landes.

In der Feuerwehr, beim Bevölkerungsschutz, bei den Pfadfindern, im Sport oder in der Kultur. Ohne dieses stille Engagement wäre Liechtenstein nicht unser Liechtenstein. Daher ein grosses Dankeschön all denjenigen, die sich gesellschaftlich engagieren und ihre Zeit anderen schenken. Meines Erachtens ist dies keine Selbstverständlichkeit und verdient grossen Respekt und Anerkennung.

Liechtenstein steht gut da. Doch mit Wohlstand kommt Verantwortung.

Verantwortung füreinander – besonders für jene, die leiser sprechen und schwächer in der Gesellschaft sind.

Passend zum 40-jährigen Jubiläum des Papstbesuches, das Liechtenstein in diesem Jahr feiert, möchte ich den amtierenden Papst Leo zitieren, der in seiner jüngsten Rede an die Medienschaffenden diesbezüglich zu Recht betonte:

„Wir brauchen keine laute, gewaltsame Kommunikation – wir brauchen eine Kommunikation, die zuhören kann und die Stimmen der Schwachen, die keine Stimme haben, hörbar macht.“

Papst Leo sprach vom Mut zur Wahrheit, vom Zuhören, vom Respekt. Das brauchen wir auch hier in Liechtenstein.

Wenn wir zusammenstehen wollen, müssen wir das Miteinander pflegen – in Politik, Familie und Nachbarschaft.

Deshalb ist es mir auch als Landtagspräsident wichtig, alle im Landtag vertretenen Parteien in die Arbeit miteinzubeziehen. Stets mit gegenseitigem Respekt, Akzeptanz und der Fähigkeit, aufeinander zugehen zu können.

Gerade in der Politik ist es wichtig, einen offenen und respektvollen Diskurs zu führen, das heisst, anderen Meinungen aufmerksam zu zuhören und auch geäusserte konstruktive Kritik anzunehmen.

Als höchster Volksvertreter ist es mir wichtig, ein offenes Ohr für die Menschen zu haben und für deren legitime Anliegen einzutreten.

Auch strebe ich im Sinne der beiden Souveräne Fürst und Volk eine gute, vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Fürstenhaus an. Ich schätze dieses bewährte Zusammenwirken zum Wohle des Staates Liechtensteins bzw. seiner Bevölkerung sehr.

Was wünsche ich mir für Liechtenstein?

Stolz – ohne Hochmut.

Offenheit – ohne Beliebigkeit.

Standhaftigkeit – mit Herz.

Und dass wir nie vergessen:

Unsere Stärke liegt nicht in der Grösse – unsere Stärke liegt in dem, was wir füreinander sind und tun.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen.

Und ich danke Ihnen für Ihre Liebe zu unserem Land. Lasst uns gemeinsam dafür Sorge tragen.

Ich wünsche allen Anwesenden, der ganzen Einwohnerschaft Liechtensteins und allen unseren Gästen ein fröhliches Fürstenfest. Ein herzliches Dankeschön geht an all jene, die den heutigen Festakt mitgestalten.

Für Gott, Fürst und Vaterland. Besten Dank.

 
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