Seitenweise Sommerglück: Lektüreemfpehlungen für die Ferien
«Mama, bitte lern Deutsch» von Tahsim Durgun, gelesen von Maja Nenadic

Noch bevor Tahsim Durgun die Grundschule abschliesst, muss er für seine Mutter die Abschiebebescheide entziffern, begleitet sie als Dolmetscher zu intimen Arztbesuchen und verliest Aldi-Kataloge am Fliesentisch. So wie Tahsim geht es vielen jungen Menschen mit Migrationsgeschichte, die früh Verantwortung für ihre Eltern übernehmen und gleichzeitig in einem oft feindseligen Land einen Platz finden müssen. Ein unterhaltsames und zugleich tiefgründiges Buch, das mich oft zum Lachen gebracht hat. Aber auch zum Nachdenken. Eine wunderbare Mischung aus Humor und Lebensnähe.
«Ich denk, ich denk zu viel» von Nina Kunz, gelesen von Noah Bühlercr

Die junge Zürcher Autorin schreibt in kurzen Texten über ihre eigenen Gedanken und das Phänomen des Überdenkens. Tagebuchartig lädt sie dazu ein, ihre alltäglichen Unsicherheiten und existenziellen Fragen zu teilen. In ihren kleinen Essays schreibt sie über Ängste und Überlegungen zu Themen wie Leistungsdruck, zum Internet oder zum Patriarchat.
Das Buch ist kein klassischer Ratgeber, sondern eine humorvolle und nachdenkliche Gedankensammlung, in der man sich mal wiederfinden, mal ihr aber auch widersprechen kann. Man kann ihren Gedanken und Gefühlen mühelos folgen und dabei Neues zu verschiedensten Theorien lernen. Es fühlt sich so an, als würde man jemand anderen für sich denken lassen. Die selbst- ironischen und dabei doch prägnanten Gedankenausschnitte laden zum Nachdenken ein.
Die Autorin beschreibt alltägliche Erlebnisse, in denen man sich selbst leicht wiedererkennt, sei es durch einen bekannten Ort wie die Universität Zürich oder einen vertrauten Gedankengang über ein schlecht gestochenes Tattoo. Das erfrischende Buch zeigt, wie sich viele Menschen vor allem in jungem Alter fühlen und dass man mit dem Zu-viel-Denken nicht alleine ist.
«Fremde am Pier» von Tash Aw, gelesen von Sabine Bockmühl

Tash Aw geht auf behutsame, ruhige Art seiner Familiengeschichte nach, die geprägt ist vom Sich-Finden in der Fremde. Er spürt den Wurzeln seiner Herkunft nach und den Fragen der Identität, der Kultur, wo man sich heimisch fühlt, was in der Familie gern ver- schwiegen wird und wie stark man sich von der Vergangenheit gelöst hat, um nur noch in der Gegenwart zu leben. Gleichzeitig erzählt er von seiner Kindheit und Jugend, von seinem Erwachsenenleben und von Gesprächen mit Familienmitgliedern zu ihrem früheren Leben.
Aw, mehrfach ausgezeichnet und in 23 Sprachen übersetzt, wurde als Kind malaysischer Eltern 1971 in Taiwan geboren und wuchs später in Kuala Lumpur auf. Auf nur 124, aber reich- haltigen Seiten entfaltet er, aus verschiedenen Blickwinkeln und unterschiedlichen Zeiten beleuchtet, Erkenntnisse zu Sprache oder wie Fremdsein und Vorurteile auf das Dasein einwirken.
Was nur in Asien verortet scheint, trifft auf Europäer und Europäerinnen ebenso zu wie auf alle anderen Erdbewohner und Erdbewohnerinnen, sein Buch ist universell. Tash Aw erzählt offen, liebevoll und in einer Sprache voller Schönheit, Lebendigkeit und Poesie. Das Buch ist sowohl Kostbarkeit als auch Bereicherung, es ist weise und einfühlsam – und manchmal mit einem zwinkernden Auge – erzählt. Nach der Lektüre bleibt man beschenkt und besänftigt zurück.
«Alibi» von Agatha Christie, gelesen von Andreas Laternser

Dank der Bücher von Agatha Christie habe ich meine Begeisterung fürs Lesen entdeckt. Besonders die Figur des Hercule Poirot hat mich stets gefesselt. Doch keine Geschichte hat mich je so in den Bann gezogen und am Ende zugleich verdutzt, überrascht und erfreut zurückgelassen wie diese. Ein Muss für alle Krimifans – nein, für jeden.
Hinweis: In den kommenden Wochen folgenden jeweils am Donnerstag weitere Buchtipps.
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