Zehntausende australische Kinder missbraucht
Die genaue Zahl von Opfern ist nicht bekannt, wie aus dem am Freitag vorgestellten Abschlussbericht der offiziellen Ermittlungskommission hervorgeht. Geschätzt wird, dass etwa 60'000 Menschen Anspruch auf Entschädigung geltend machen können.
Wörtlich heisst es in dem Bericht: "Zehntausende Kinder in vielen australischen Einrichtungen wurden sexuell missbraucht. Die genaue Zahl werden wir nie wissen." Die Kommission war 2012 von der damaligen Premierministerin Julia Gillard eingerichtet worden, nachdem eine Reihe von schweren Missbrauchsfällen bekannt geworden waren. Ihr Nachfolger Malcolm Turnbull sprach von einer "nationalen Tragödie".
Geistliche und Lehrer als Täter
Insgesamt berichtet die Kommission von Missbrauchsfällen in 4000 verschiedenen Einrichtungen, zum Beispiel in staatlichen und kirchlichen Schulen, bei Pfadfindern oder katholischen Jugendgruppen. Vielfach waren Geistliche und Lehrer die Täter. Kommissionschef Philip Reed sagte, es gebe "keine einfache Erklärung" dafür, wie es dazu kommen konnte.
Die Kommission machte auch mehr als 400 Vorschläge, mit denen verhindert werden soll, dass sich Fälle in einem solchen Ausmass wiederholen. Dazu gehört, dass sich künftig strafbar macht, wer von Sexualvergehen an Kindern weiss und diese nicht anzeigt. Zudem soll eine nationale Behörde zum Schutz von Kindern eingerichtet werden. An Kindergärten und Grundschulen soll künftig früher gewarnt werden.
Die Kosten der Untersuchung werden auf insgesamt umgerechnet etwa 380 Millionen Franken (500 Millionen australische Dollar) geschätzt. Insgesamt wurden mehr als 1,2 Millionen Dokumente gesichtet.
Kirche bittet um Entschuldigung
Australiens katholische Kirche entschuldigte sich bei den Opfern. Der Erzbischof von Melbourne, Denis Hart, versprach am Freitag, dass die Schlussfolgerungen einer offiziellen Ermittlungskommission zum Missbrauch von Kindern "sehr ernst" genommen würden. "Im Namen der katholischen Bischöfe und religiösen Führer erneuere ich unsere uneingeschränkte Entschuldigung an die Betroffenen für dieses Leid."
Die Forderung der Kommission, das Beichtgeheimnis zu lockern, damit Priester Fälle sexuellen Missbrauchs anzeigen können, von denen sie im Beichtstuhl erfahren, lehnte der Erzbischof jedoch ab. Für die katholische Kirche sei das Beichtgeheimnis von grosser Bedeutung, sagte Hart. Falls Geistliche dagegen verstiessen, drohe ihnen die Exkommunikation, also der Ausschluss aus der Kirche.
Etwa ein Drittel der Täter sollen Geistliche gewesen sein. Australiens konservativer Premierminister Malcolm Turnbull berief unterdessen eine Arbeitsgruppe ein, die die Umsetzung der Kommissionsvorschläge prüfen soll. (sda/dpa)
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