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Presse kommentiert Friedensnobelpreisträger

"Preis für ferne Utopie" und "ein Schritt zu wenig": Schweizer Zeitungen kommentieren die Vergabe des Friedensnobelpreises an die Internationale Kampagne gegen Atomwaffen (ICAN) zwiespältig. Eine Welt ohne Atomwaffen bleibt für die Kommentatoren ein Traum.
Aktivisten der  Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN). (Archivbild)
Aktivisten der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN). (Archivbild) (Bild: KEYSTONE/EPA/ETIENNE LAURENT)

"Tages-Anzeiger":

"Das Nobelpreiskomitee würdigt die Kampagne einer Initiative, die ausserhalb der internationalen Organisationen steht, die unabhängig von globalen politischen und militärischen Interessen handeln kann. Mit dem Nobelpreis als moralischem und tatsächlichem Kapital kann ICAN nach dem Vorbild der Kampagne für ein Verbot von Landminen tatsächlich eine weltweite Koalition gegen Atomwaffen schmieden. Die Waffen werden deshalb nicht verschwinden, aber sie könnten geächtet werden."

"Schweiz am Wochenende":

"Das Nobelpreis-Komitee ist keine politische Institution. Aber als eine um den Frieden bemühte Einrichtung muss es sich fragen, ob es schlau ist, in diesen Tagen ausgerechnet einem aussichtslosen Vorhaben den Rücken zu stärken. Wenn sich das Komitee in Oslo schon des Themas der nuklearen Proliferation annimmt, dann hätte es besser jemanden geehrt, der einen wirklichen Beitrag zum Frieden geleistet hat - oder auf dem Weg dorthin gerade jetzt jede Unterstützung braucht, die er bekommen kann."

"Neue Zürcher Zeitung":

"Eine Welt, in der diktatorische Regime ein Leichtes haben, durch Betrug ein Atomwaffenmonopol zu erringen und damit die übrigen Staaten zu erpressen, ist nicht erstrebenswert. So schön ein für alle verbindlicher Vertrag wäre - dem beschriebenen Szenario ist die gegenwärtige, keineswegs perfekte Weltordnung vorzuziehen. Sie gibt einem atomar bewaffneten Amerika die Möglichkeit, als Garant für Sicherheit und Frieden zu wirken, ob in Ostmitteleuropa gegenüber Russland, in der Golfregion gegenüber Iran oder in Ostasien gegenüber Nordkorea. Dies heisst nicht, dass das Fernziel einer atomwaffenfreien Welt aus den Augen verloren werden sollte. Wenn Organisationen wie ICAN daran immer wieder erinnern, ist dies ehrenwert."

"Luzerner Zeitung" / "St. Galler Tagblatt":

"Auf ein Jahr erfolgreicher Friedensbemühungen hat das Preiskomitee in Oslo nicht zurückblicken können. (...) 215 Persönlichkeiten und 103 Organisationen waren für den Friedensnobelpreis nominiert worden. (...) Der Preis ehrt Hunderte ICAN-Gruppen und Zehntausende Aktivisten. All jene, die sich weiter gegen die atomare Logik stemmen. Er ist zwar eine noble, aber eben doch symbolische Geste."

"Le Temps":

"Wenn es zutrifft, dass man sich nicht so bald den Atomwaffen entledigt, Washington weiter bereit ist, sein Arsenal zu erneuern und Moskau auf den strategischen Ausgleich zu Amerika insistiert, ist es mehr denn je nötig, dass sich die Staaten der Gefahren bewusst werden. In diesem Sinn ist der Nobelpreis 2017 eine Ermunterung adressiert an die Zivilgesellschaft, die als einzige wirklich fähig ist, eine Veränderung zumindest teilweise zu erzwingen." (sda)

 
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