Kritik an Trump weitet sich immer weiter aus
Amerikas Profisport wird immer mehr zu einer grossen Anti-Trump-Bewegung. Beim ersten Medientag der NBA-Saison drehte sich fast alles um den US-Präsidenten und dessen Verhalten im Streit um protestierende Profisportler. Gregg Popovich fand deutliche Worte. "Unser Land ist eine Peinlichkeit für diese Welt", sagte der Coach der San Antonio Spurs. Nach den Football-Spielern und Basketballern könnte der Protest auch auf die Olympischen Spiele überschwappen. Auch US-Wintersportler können sich durchaus vorstellen, ihre Meinung im nächsten Jahr in Pyeongchang klar zum Ausdruck zu bringen.
Donald Trump hatte zuletzt Spieler aus der American-Football-Liga NFL für deren Nationalhymnen-Protest kritisiert und die Einladung an NBA-Meister Golden State Warriors zum obligatorischen Meisterschaftsbesuch im Weissen Haus zurückgezogen. Trump verhalte sich "wie ein Sechstklässler, der in seinem Hinterhof eine Party veranstalten will und feststellt, dass jemand nicht kommen will und ihn deshalb wieder auslädt", sagte Popovich am Montag. Warriors-Star Stephen Curry hatte zuvor öffentlich klar gemacht, dass er Trump nicht seine Aufwartung machen wolle. Auch mehrere Teamkameraden hatten wenig Begeisterung gezeigt.
Superstar LeBron James nannte den Präsidenten einen "Penner" und erklärte, der Besuch im Weissen Hause sei immer eine Ehre gewesen - bis Trump dort einzog. James, der für die Cleveland Cavaliers auf Punktejagd geht, betonte, die Menschen regierten das Land, nicht eine einzelne Person - schon gar nicht Trump. Der dreifache NBA-Champion nannte Trump allerdings nicht beim Namen, sondern bezeichnete ihn nur als "der Typ".
Viele NBA-Profis waren über die Wortwahl des Präsidenten verärgert. Dieser hatte Football-Spieler, die sich beim Erklingen der Nationalhymne knien oder sitzen bleiben, als "Hurensöhne" bezeichnet.
Am Dienstagmorgen äusserte sich Trump erneut zu dem Thema, nachdem die Dallas Cowboys tags zuvor vor ihrem Spiel gegen die Arizona Cardinals in die Knie gingen - inklusive Teambesitzer Jerry Jones. Sie waren jedoch aufgestanden, bevor die Hymne begann. Für die Aktion hatte das Team aus dem konservativen Bundesstaat Texas Buhrufe aus dem Publikum bekommen. Trump erklärte bei Twitter dazu, es seien die lautesten gewesen, die er jemals gehört habe. Es sei jedoch ein Fortschritt, dass die Spieler für die Hymne aufgestanden seien.
Am späten Dienstagabend legte Trump im Streit mit den Football-Profis nach. So viele Menschen seien im Kampf für die USA gestorben, sagte Trump am Dienstag in Washington. Dies nicht zu respektieren, indem man bei der Hymne niederknie statt zu stehen, sei eine Schande. "Man darf unser Land nicht verächtlich behandeln", sagte Trump.
Unterstützung durch Julia Mancuso
Der frühere Basketball-Superstar Michael Jordan hatte bereits am Sonntag erklärt, dass die USA eine lange Tradition von gewaltlosen, friedlichen Protesten habe. Das sieht auch der US-amerikanische Freestyle-Skifahrer Gus Kenworthy so. Der Silbermedaillengewinner der Winterspiele von Sotschi 2014 ist "stolz, aus einem Land zu kommen, in dem wir das Recht haben, zu sagen, was wir fühlen, und für das zu sprechen, was wir glauben". Sollte er bei den Winterspielen in Pyeongchang Gold gewinnen, könne er sich ebenfalls vorstellen, ein Statement zu setzen: "So wie ich mich kenne, würde ich das wahrscheinlich tun, aber ich mag es nicht, solche Dinge vorher zu planen." Genau wie Basketballer Curry würde er eine Einladung ins Weisse Haus nicht annehmen.
Olympiasiegerin Julia Mancuso äusserte ihren Respekt vor Sportlern, die ihre Meinung sagen. "Ich schaue zu Athleten auf, die für das, was sie glauben, Stellung beziehen", sagte der Skistar. Trotz der Regeln des Internationalen Olympischen Komitees, die es untersagen, die Spiele für politische Statements zu nutzen, sagte Scott Blackmun vom Nationalen Olympischen Komitee der USA: "Unsere Haltung dazu ist ganz klar, und wir erkennen die Rechte der Athleten an, sich selbst auszudrücken."
Einige unterstützen Trump
Earnhardts Aussage steht in Kontrast zu etlichen NASCAR-Teambesitzern, die erklärten, dass sie protestierende Fahrer nicht billigen würden.
Paul Ryan, Republikaner und Sprecher des Repräsentantenhauses, sprach sich gegen den Protest von US-Sportlern während der Hymne aus. "Die Leute haben das Recht, sich so auszudrücken, wie sie es für richtig halten. Meine Meinung ist aber, dass sie das nicht während der Hymne machen sollen", sagte Ryan. (sda/dpa)
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