Kroatien beendet Russlands WM-Märchen
Wieder rettete sich Russland in die Verlängerung und später ins Penaltyschiessen, aber diesmal verschossen die Russen aus elf Metern einmal zu viel. Weil Fedor Smolow scheiterte und Mario Fernandes kläglich verzog, endete für das Heimteam die WM im eigenen Land. Bei Kroatien bewahrten mit Ausnahme von Mateo Kovacic sämtliche Schützen die Nerven, als Letzter wie im Achtelfinal gegen Dänemark Ivan Rakitic. Das bedeutet, dass der WM-Dritte von 1998 am kommenden Mittwoch ab 20 Uhr im Luschniki-Stadion von Moskau im Duell mit England den zweiten Finalisten ermittelt.
Einen Augenschmaus wie Brasilien und Belgien am Tag davor offerierten Russland und Kroatien in diesem letzten WM-Viertelfinal in Sotschi nicht. Es war vielmehr ein Kampf auf Biegen und Brechen. Er endete nach 90 Minuten darin, dass die beiden Teams wie schon im Achtelfinal gegen Spanien (Russland) respektive Dänemark (Kroatien) beim Stand von 1:1 wieder Überzeit zu leisten hatten. Weil beide Mannschaften in der Verlängerung trafen, Kroatien durch Domagoj Vida in der 101. und Russland durch Mario Fernandes in der 115. Minute, musste wie am letzten Sonntag ein Penaltyschiessen über das Weiterkommen entscheiden.
Über die grösseren Kraftreserven in der Verlängerung schien Russland zu verfügen. Mehrere kroatische Spieler, unter ihnen Goalie Danijel Subasic, konnten sprichwörtlich kaum mehr gehen. Und doch setzten die "Vatreni" in der ersten Hälfte der Verlängerung den vermeintlich entscheidenden Nadelstich, wenig überraschend nach einer Standardsituation. Der aufgerückte Innenverteidiger Domagoj Vida traf nach einem Corner in der 100. Minute etwas glückhaft zum 2:1.
Der russische Trainer Stanislaw Tschertschessow regte sich fürchterlich darüber auf, dass sein Team nach dem Rückstand nicht ausreichend unterstützt wurde. Die Geste des Coachs mit offenen Handflächen und sich nach oben bewegenden Armen war unmissverständlich: Schreit, und helft uns! Der Lärmpegel stieg, nach dem ersten Länderspiel-Tor des gebürtigen Brasilianers Fernandes, dem dritten Kopfball-Treffer dieser Partie, sogar exponentiell. Denn Russland wusste zu diesem Zeitpunkt, dass fünf Minuten reichen würden, sich erneut ins Penaltyschiessen zu retten.
Tscheryschews viertes WM-Tor
Das optische Highlight der WM-Derniere des Olympiastadions von 2014 hatten die Zuschauer bereits nach etwas mehr als einer halben Stunde geboten bekommen. Der wunderbare Schlenzer des nunmehr vierfachen WM-Torschützen Denis Tscheryschew nach Doppelpass mit Artem Dsjuba bei kroatischem Spalier führte zum 1:0 und auch dazu, dass Russland von der Fortsetzung seines Sommermärchens zu träumen anfing. Keine acht Minuten später begann die Partie im Prinzip wieder bei Null: Weil diesmal die Russen bei Mario Mandzukics Lauf herzlich wenig Gegenwehr leisteten, verwertete Andrej Kramaric die Hereingabe per Kopf.
Telegramm:
Russland - Kroatien 2:2 (1:1, 1:1) n.V.; Kroatien 4:3-Sieger im Penaltyschiessen
Sotschi. - 44'287 Zuschauer. - SR Ricci (BRA). - Tore: 31. Tscheryschew 1:0. 39. Kramaric 1:1. 101. Vida 1:2. 115. Fernandes 2:2. - Penaltyschiessen: Smolow (gehalten), Brozovic 0:1; Dsagojew 1:1, Kovacic (gehalten); Fernandes (daneben), Modric 1:2; Ignaschewitsch 2:2, Vida 2:3; Kusjajew 3:3, Rakitic 3:4.
Russland: Akinfejew; Fernandes, Kutepow, Ignaschewitsch, Kudrjaschow; Samedow (54. Jerochin), Sobnin, Kusjajew, Tscheryschew (67. Smolow); Dsjuba (79. Gasinski), Golowin (102. Dsagojew).
Kroatien: Subasic; Vrsaljko (97. Corluka), Lovren, Vida, Strinic (74. Pivaric); Rakitic, Modric; Rebic, Kramaric (88. Kovacic), Perisic (63. Brozovic); Mandzukic.
Bemerkungen: Russland ohne Schirkow (verletzt), Kroatien ohne Nikola Kalinic (nach Hause geschickt). 60. Pfostenschuss von Perisic. Verwarnungen: 35. Lovren (Foul). 38. Strinic (Foul). 101. Vida (Unsportlichkeit). 109. Gasinski (Foul). 114. Pivaric (Hands). (sda)
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.