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«Bahnbrechendes» von Oerlikon Solar

Der Schweizer Industriekonzern OC Oerlikon hat am Dienstag im spanischen Valencia eine neue Technologie zur Herstellung von Solarmodulen präsentiert. Konzernchef Michael Buscher sprach von einer «bahnbrechenden» neuen Technologie.

VON WOLFGANG FREY

Valencia/Trübbach. – Die Dünnschicht-Solarmodule, die sich mit den OC-Oerlikon-Maschinen der neuen Produktionslinie «ThinFab» herstellen lassen, stellen laut Buscher gleich mehrere Rekorde auf: Pro Watt Nennleistung koste die Produktion der Solarmodule nur 0,50 Euro – und damit halb so viel wie aktuell in der Industrie üblich –, der Energieaufwand für die Produktion sei der bislang niedrigste und der Wirkungsgrad der Module der bislang höchste im Bereich der Dünnschichttechnologie.

«Bahnbrechende Technologie»

«Unsere erzielten Ergebnisse könnten für die Dünnschicht-Silizium-Technologie bahnbrechend werden», sagte Buscher nach OC-Oerlikon-Angaben bei der Präsentation der neuen Technologie am Dienstag bei der 25. Auflage der internationalen Solarmesse «European Photovoltaic Solar Energy Conference and Exhibition» im spanischen Valencia. Die Produktlinie sei «in höchstem Grade wettbewerbsfähig», sowohl, was die Produktionskosten als auch die Leistungsfähigkeit der Module angehe.

OC Oerlikon arbeitet seit Jahren in der Sparte Oerlikon Solar mit Sitz in Trübbach im Schweizer Rheintal an der Entwicklung der Dünnschichttechnologie. Im Gegensatz zur traditionellen kristallinen Technik ist für die Produktion der Solarmodule weniger Silizium notwendig, die Module sind leichter und flexibler einsetzbar. Dafür ist die Stromausbeute, also der Wirkungsgrad, geringer.

Eine grosse Rolle in der Branche spielt der Preis, zu dem sich Strom aus Sonnenlicht erzeugen lässt. Noch liegt er wesentlich höher als jener für Energie aus fossilen Energieträgern wie Öl oder Kohle. Entsprechend versuchen alle Anbieter die Stromausbeute ihrer Solarmodule zu steigern und die Produktionskosten zu senken, um mit den fossilen Energieträgern konkurrieren zu können.

Die vergleichsweise junge Dünnschichttechnologie gilt als umweltfreundlicher als die klassische kristalline Technik, da bei der Produktion weniger Schadstoffe anfallen. Vor einigen Jahren, als die Siliziumpreise angesichts des Solarbooms in die Höhe schossen, erlebte die Dünnschichttechnologie und mit ihr das Trübbacher Oerlikon-Werk einen Aufschwung. Zu Spitzenzeiten arbeiteten bei Oerlikon Solar 870 Mitarbeiter, seit dem Ausbruch der globalen Wirtschaftkrise stockt das Geschäft. Im Werk vergehen derzeit lange Phasen ohne Aufträge.

Lange Durststrecke

Als einziger der sechs Konzernteile hatte Oerlikon Solar auch im zweiten Quartal 2010 die Gewinnschwelle nicht erreicht: Die Sparte erlitt einen Verlust vor Zinsen und Steuern von 60 Millionen Franken, nach einer schwarzen Null ein Jahr zuvor.

Ende Juli hatte zudem Oerlikons grösster Konkurrent, der US-Grosskonzern Applied Materials, bekannt gegeben, sich aus der Dünnschicht-Technologie zurückzuziehen. Das hatte in der Branche Zweifel an der Zukunftsfähigkeit dieser Technologie geweckt.

Buscher gab sich am Dienstag kämpferisch: Mit der neuen «ThinFab»-Linie sei «der Nachweis gelungen, dass unsere Technologie weiteres Potenzial besitzt», sagte der Konzernchef.

«Völlig neue Möglichkeiten»

Jürg Henz, Chef der Solarsparte, stiess ins gleiche Horn: Die neue Technologie werde «das Image der Dünnschicht-Silizium-Technologie grundlegend verändern», sagte Henz. Der Energieaufwand bei der Produktion von Dünnschichtmodulen werde auf das niedrigste Niveau in der Industrie gesenkt, die energetische Amortisationszeit der Module sinke damit deutlich unter ein Jahr. Die «nicht-toxischen, umweltfreundlichen Module, die einen Wirkungsgrad von 10 Prozent erzielen, bieten der Solarindustrie in Kombination mit den weltweit niedrigsten Modulherstellungskosten völlig neue Möglichkeiten», sagte Henz.

Darüber hinaus verdeutliche die ebenfalls am Dienstag präsentierte neue «Champion-Zelle» die laut Oerlikon Solar unter Laborbedingungen einen stabilisierten Wirkungsgrad von 11,9 Prozent erreicht, das «erhebliche Entwicklungspotenzial» der Dünnschicht-Technologie, so Henz.

Angaben zu potenziellen Auftragvolumen machte Oerlikon Solar zunächst nicht.

 
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