Bohrarbeiten im Sittertobel stehen vorläufig still
Das Geothermie-Projekt weiterführen, das Bohrloch konservieren oder das 160-Millionen-Projekt abbrechen: Der St. Galler Stadtrat hat nach dem Erdbeben vom 20. Juli drei Optionen. Bis zum Entscheid in einem Monat stehen die Arbeiten am Bohrloch im Sittertobel still.
St. Gallen. - Das Bohrloch sei stabil, weitere Nachbeben seien aber nicht auszuschliessen, gaben die Projektverantwortlichen am Dienstag auf dem Bohrplatz bekannt. Die Situation am Bohrloch habe in den vergangenen Tagen weiter beruhigt werden können, sagte Marco Huwiler, Leiter Geothermie bei den St. Galler Stadtwerken. Dies ermögliche es, die neue Ausgangslage und die Risikosituation umfassend zu analysieren, um über die Zukunft des Projekts entscheiden zu können.
Alles lief nach Plan
Die Situation sei paradox. «Wir haben die Projektziele erreicht und sind auf Wasser gestossen; wegen des Erdbebens mussten die Arbeiten am Bohrloch aber gestoppt werden», sagte Huwiler. Deshalb könne er auch keine Aussagen über die Menge und die Qualität des Wassers machen. Die Fachleute erwarten, dass durch die Bohrleitung 140 Grad heisses Wasser im Erdinnern angezapft werden kann. Entscheidend wäre die Menge des Heisswassers, das an die Oberfläche tritt. Im besten Fall dürften es etwa 50 Liter pro Sekunde sein.
In 4 km Tiefe
Die erste Bohrung war bis zu einer Tiefe von 4002 Meter planmässig verlaufen. Nach ersten erfolgreichen Tests in der Malmschicht in 4450 Metern Tiefe hat der Druckanstieg vom 19. Juli die Situation verändert. «Der rasche Druckanstieg im Bohrloch führte zu einem Gas-Wasser-Austritt», sagte Huwiler.
Erste Erkenntnisse zum Erdbeben
Um dem Druck zu verringern und um eine Explosion der Bohranlage zu verhindern, wurden rund 650 Kubikmeter Wasser und schwere Bohrflüssigkeit ins Loch gepumpt. Danach kam zum Erdbeben der Stärke 3,5 auf der Richterskala. Es war vom Bodensee bis ins Appenzellerland deutlich zu spüren. Der Untergrund habe unerwartet stark auf die Massnahmen zur Druckstabilisierung im Bohrloch reagiert, sagte Projektleiter Michael Sonderegger. Nach ersten Erkenntnissen sei in der angebohrten Zone bereits eine Gebirgsspannung vorhanden gewesen. (sda)