­
­
­
­

Marion Plüss: «Ich kam, sah und lernte fürs Leben»

Wenn sie in Liechtenstein ist, fühlt sie sich auf Besuch. «Bolivien ist mittlerweile mein Zuhause», sagt Marion Plüss aus Vaduz. «In diesem Land lacht mein Herz.» Und dies bereits seit sieben Jahren.

Vaduz/Bolivien. – «Irgendwie hat es mich schon immer ins Ausland gezogen», erzählt Marion Plüss, als sie kürzlich ihre Familie und Freunde in Liechtenstein besuchte. Zwar habe sie vor Jahren für vier Monate in London gearbeitet, so richtig den Absprung von Liechtenstein habe sie damals jedoch nicht geschafft. «Vor sieben Jahren wollte ich mich und mein Leben dann aber endgültig verändern», sagt sie. Eine Bewerbung beim Liechtensteinischen Entwicklungsdienst (LED) sollte diesen Neubeginn einläuten – und tatsächlich, ihr Wunsch wurde wahr: In Cochabamba, Bolivien, wartete ein Auftrag des LEDs auf Marion Plüss – und damit ihr neues Leben.

Voller Eifer und Engagement

Im Juli 2005 war es dann so weit: Marion Plüss flog in ihre neue Heimat Chochabamba. Die Grossstadt liegt im Herzen von Bolivien auf etwa 2500 Metern Höhe und zählt knapp eine Million Einwohner. «Anfangs hatte ich ganz schön Mühe mit der Höhe und war oft müde», erzählt die Auswanderin. Um dieser Müdigkeit nachzugeben und ein paar Gänge zurückzuschalten, hatte die 45-Jährige aber keine Zeit. Ihre Aufgabe war es, ein Hotel in einer ländlichen Gegend auf Vordermann zu bringen. Marion Plüss klemmte sich mit vollem Eifer dahinter: «Ich schaute mir mit den Einheimischen das Projekt an und wir besprachen, was man verbessern könnte.» Ebenso optimierte sie mit Spenden die Infrastruktur wie auch die Arbeitsweise des Personals durch gezielte Schulungen. Diese Aufgabe war für die gelernte Hotelfachassistentin wie zugeschnitten. Sie fand sich schnell zurecht und es gelang ihr, das Hotel gemeinsam mit dem einheimischen Geschäftsführer und Personal auf Vordermann zu bringen.

Offen empfangen

Im Januar 2010 verabschiedete sie sich von Samay Wasi, so hiess das Hostel, und auch gleich von Bolivien und reiste nach Simbabwe, wo sie im Rahmen eines neuen LED-Projekts in Lupane in einem Frauenzentrum erwartet wurde. Ihre Aufgabe: Die Mitarbeit und Gestaltung beim Aufbau des Hostalbetriebes. Mit Nora Ambühl, einer LED-Praktikantin, packte sie Marketing-Arbeiten an, sorgte für einen Stromgenerator und bemühte sich um Verbesserungen im und um das Haus. «Der Vertrag war auf ein halbes Jahr befristet und so mussten wir mit Vollgas arbeiten.» Mit grossem Engagement ist es Marion Plüss und der Geschäftsführerin des Lupane Womenscentre in Simbabwe gelungen, ein beliebtes Gästehaus aufzubauen. «Aber nur dank der tollen Zusammenarbeit mit den Einheimischen», sagt Marion Plüss. Sie sei von ihnen allen sehr offen empfangen worden, was ihr grossen Rückhalt gab.

Zurück nach Bolivien

Nach diesem halben Jahr Simbabwe war für Marion Plüss klar: «Mein Herz schlägt für Bolivien. So kehrte sie im Juni 2010 wieder in ihre neue Heimat Cochabamba zu ihrem heutigen Projekt zurück. Tusoco nennt sich die Organisation, die sich für einen fairen Tourismus einsetzt. Auch für sie steht Marion Plüss nun schon seit zwei Jahren beratend zur Seite. Ob es um die Administration geht, um die Untersützung der Reiseleiter, ums Kochen oder die Gästeunterkünfte führen – die aufgestellte Liechtensteinerin bringt alles unter einen Hut.

Marion Plüss lebt in Cochabamba nahe dem Stadtzentrum. «Gott sei Dank», sagt sie, «dort fühle ich mich nämlich pudelwohl.» Zusätzlich hat die 45-Jährige noch ein Grundstück gekauft – «aber nicht für mich», fügt sie gleich an. «Ich wollte nur nicht, dass die Bäume dort gefällt werden und habe es deshalb gekauft.» Zu gegebenem Zeitpunkt werde sie das Gründstück für einen sozialen Zweck nutzen. Eine Idee dafür gebe es schon.

Skype sei Dank!

Mittlerweile nennt Marion Plüss Bolivien als ihr Zuhause. «Ich weiss, dass es für meine Familie nicht einfach war, als ich Liechtenstein verliess», sagt sie. Zum Glück gebe es Skype – «wir erfahren so mehr voneinander, als ich noch in Liechtenstein lebte. Wir setzen nun andere Werte.»
Von ihrer «alten» Heimat vermisst Marion Plüss nur wenig: «In Bolivien nehmen sie es mit der Pünktlichkeit nicht so genau und es gibt immer mal wieder Streiks.» Auch könne man sich nicht zu jeder Tag- und Nachtzeit überall frei bewegen wie in Liechtenstein – an gewissen Orten sei das Risiko hoch, überfallen zu werden. «Ich halte mich an gewisse Grundregeln und vermeidet es, nachts alleine unterwegs zu sein.»

Wenn Marion Plüss sagt, sie habe sich mit Bolivien den Traum ihres Lebens erfüllt, muss sie diesen Satz nicht weiter erklären. Ihre Augen sprechen Bände, während sie freudig funkeln, wenn sie von ihrer Wahlheimat spricht. In drei Worten bringt sie es auf den Punkt: «Ich kam, sah und lernte lieben!» (bfs)

Zum Dossier: «Auswanderer - Goodbye Liechtenstein» 

 

Schlagwörter

Lädt

Schlagwort zu Meine Themen

Zum Hinzufügen bitte einloggen:

Anmelden

Schlagwort zu Meine Themen

Hinzufügen

Sie haben bereits 15 Themen gewählt

Bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits

Entfernen

Um «Meine Themen» nutzen zu können, stimmen Sie der Datenspeicherung hierfür zu.

Ähnliche Artikel

AboLiechtenstein-Auftritt in Venedig
Heute wird die Liechtenstein-Ausstellung im Umfeld der Biennale eröffnet. Dank viel Fleiss und Glück ist ein würdiger Auftritt entstanden.
18.04.2024
Abo
Heute wird die Liechtenstein-Ausstellung im Umfeld der Biennale eröffnet. Dank viel Fleiss und Glück ist ein würdiger Auftritt entstanden.
17.04.2024
Wettbewerb
2 x 2 Eintritte zur «20 Jahre Weinbauverein Schaan» Veranstaltung ...
Weinbauverein Schaan
Umfrage der Woche
Haben Sie den Eindruck, dass Liechtenstein unsicherer geworden ist?
­
­