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Vielschichtiger Geschichtenerzähler

Samuel Vetsch hat mit seinen 28 Jahren erreicht, wovon viele träumen. Konsequent und ambitioniert verfolgte er seinen Kindheitstraum und wurde Schauspieler. Mit seiner eigenen Firma realisiert er nun Herzensprojekte und lebt sich auch als Produzent, Regisseur und Sprecher aus.

Eigentlich wollte Samuel Vetsch Filmschauspieler werden. Und das bereits im Kindergarten. Zunächst sah auch alles danach aus: Er absolvierte eine drei Jahre dauernde Ausbildung zum Filmschauspieler an der European Film Actor School Zürich, die er im Jahr 2009 abschloss. Doch dann fand er sich immer öfter auf der Bühne wieder ? im Theater, statt auf einem Filmset.
Hinzu kam, dass sein Publikum sozusagen immer jünger wurde: Mittlerweile spielt er vorwiegend für Kinder. Die Liebe für das Kindertheater vermittelte ihm seine Freundin Patrizia Gasser, die er auf der Schauspielschule kennenlernte. Ihr war immer schon klar, dass sie zum Kindertheater möchte, während Samuel durch eine Anfrage vom «MärliMusicalTheater» vor vier Jahren eher zufällig hineingeschlittert ist. Dieses Engagement und ein Besuch von «Die rote Zora» am Schauspielhaus Zürich mit seinem «Götti-Maitle» haben ihn endgültig begeistert und schliesslich überzeugt, dass das Kindertheater seine Passion ist. Allerdings hat er ziemlich schnell bemerkt, was für einen schweren Stand diese Schauspielform hat, die auch unter Berufskollegen mit einem Imageproblem zu kämpfen hat. «Im Verlauf der letzten Jahre konnte ich aber immer überzeugter sagen: ?Ja, ich spiele Kindertheater und das ist eine Leidenschaft von mir, zurzeit sogar die grösste!?» Das soll nicht heissen, dass den jungen Buchser nicht auch klassische Rollen wie zum Beispiel Romeo reizen würden, aber er und seine Partnerin machen als Schauspieler keine Unterscheidung, ob sie nun für Kinder oder für Erwachsene spielen. Der Anspruch, professionelle Unterhaltung zu bieten, ist bei jedem Projekt Bedingung.

Mit Geschichten bewegen

«Ich wollte immer schon Geschichten erzählen. Und das auf zwei Arten: Zum einen möchte ich die Menschen für zwei Stunden aus ihrer Alltagswelt mit all ihren Sorgen herausholen. Und auf der anderen Seite möchte ich sie in den zwei Stunden aber auch zum Nachdenken anregen und zwar über Dinge, die man eben nicht vergessen sollte.» Durch das Kindertheater sei noch eine weitere Motivation hinzugekommen, nämlich die, dass man Kinder mit Theater und Kultur so viel geben könne. Vetsch hat bereits zahlreiche Projekte mit Kindern und Jugendlichen realisiert und durfte erfahren, wie sehr kulturelle Bildung Kinder bereichern kann: «Einmal stand eine Mutter mit Tränen in den Augen vor mir und hat mich gefragt, was ich mit ihrem Sohn gemacht hätte», erinnert er sich. Vetsch war zuerst ganz perplex, weil er gar nicht genau wusste, welcher Junge eigentlich gemeint war. Dann hat er erfahren, dass das Kind kein einziges Wort gesprochen hat, bis es vier Jahre alt war. Die Familie ist aus lauter Verzweiflung sogar nach Österreich ausgewandert, damit der Junge in einen speziellen logopädischen Kindergarten gehen kann. Nach zwei Jahren stellten sich nur mässige Erfolge ein. Die Familie kam wieder zurück in die Schweiz und der Sohn ging in die Schule. Vetsch machte dort dann ein Theaterprojekt: «Ich dachte zuerst, das Kind sei Westschweizer, weil ich ihn so schlecht verstanden habe. Bei der Aufführung hat er dann eine kleine Rolle gespielt und diese auch tadellos gesprochen. Die Mutter konnte gar nicht begreifen, dass ihr Sohn auf einer Bühne vor 100 Leuten laut und klar einen Text vorliest und war ganz gerührt.»
Samuel Vetsch wusste schon als kleiner Junge, was er wollte: Schauspieler werden. «Ich wollte immer zum Film, musste mich aber auch immer schon gegen dieses ?Hollywood-Argument? zur Wehr setzen; dass ich das ja nur wollen würde, damit ich mal berühmt bin.» Darauf sei er aber noch nie sonderlich scharf gewesen. Was ihn am Film immer gereizt hätte, seien die grossen Filmsets und deren Ausstattung gewesen, die es möglich machen, völlig in der Rolle und dem dazugehörigen Setting zu sein. Nur sei es heute vielfach so, dass Filme lediglich vor einem Green-Screen gedreht würden. «Darum ist lustigerweise die Bühne je länger je mehr immer interessanter geworden.»
Seine ersten Schritte hat er aber tatsächlich beim Film gemacht und das gleich mit einem richtigen Reisser: «Im Angesicht des Killers». Lachend erzählt Vetsch von seinen Anfängen, als er in der zweiten Klasse alle seine Schulkameraden zusammengetrommelt hat und völlig begeistert versuchte, einen aufwendigen Spielfilm zu drehen. 15 Minuten hätten sie geschafft. «Irgendwo gibts die Perle noch; ich glaube, sie liegt im Keller eines Schulkameraden.» Die Eltern Vetsch waren daher nicht grossartig überrascht, als ihr Sohn ihnen nach seinem Schulabschluss eröffnete, dass er auf die Schauspielschule gehen möchte. Zuerst habe er jedoch noch einen «anständigen» Beruf gelernt, wie er selbst sagt, und eine Ausbildung zum Hotel- und Gastrofachmann in Chur absolviert. Mit 21 gings dann aber endlich an die ersehnte Schauspielschule nach Zürich.
Heute, fünf Jahre nach erfolgreichem Abschluss, hat er eine eigene Firma, die er 2011 gemeinsam mit Freundin Patrizia Gasser gründete. Mittlerweile ist er stolz und froh, all seine Ambitionen ausleben und auch davon leben zu können.

Das kleine Gespenst, das plötzlich ganz gross wurde

Vergangenen Sommer haben «vetsch & gasser» ihre erste eigene «summerträumli»-Grossproduktion realisiert: «Das kleine Gespenst», sein «Herzensprojekt», wie er sagt. Vetsch steht hier allerdings nicht selbst auf der Bühne, sondern führt Regie und zeichnet auch als Produzent verantwortlich. «Das kleine Gespenst» auf die Beine zu stellen, war eine grosse Herausforderung, denn ein ähnlich geartetes Projekt gab es bis dahin nicht. Es war schwierig, beteiligten Personen, vor allem aber Sponsoren begreiflich zu machen, dass es sich hier nicht nur um eine «schmucklose» Kinderunterhaltung handeln würde, sondern um eine aufwendige Freilichtinszenierung mit grosser Tribüne, Livemusik und sechs professionellen Schauspielern auf Schloss Mörsburg in Winterthur. «Die Menschen waren dann auch überrascht, wie gross das Ganze wirklich ist. Patrizia und ich haben das von A bis Z alleine realisiert. Das war natürlich unglaublich viel Arbeit.» Menschen ins Theater zu holen sei immer eine Herausforderung, aber das Ganze für Familien und vor allem Kinder zu konzipieren, sei nochmal eine Spur härter. Die Kosten wären die gleichen, egal, ob man nun ein Stück für Erwachsene produziere oder eines für Kinder, erklärt Vetsch. Nachdem «Das kleine Gespenst» im Sommer so gut lief und die Nachfrage so gross war, haben sich die beiden dazu entschlossen, das Freilichttheater für die ganze Familie diesen Sommer erneut aufzuführen. Die Entscheidung, bei «Das kleine Gespenst» nicht Regisseur, Produzent und Schauspieler in Personalunion zu spielen, war eine wohlüberlegte: «Jetzt muss ich aufpassen, was ich sage», lacht Vetsch. «Ich bin überhaupt kein Freund von Regisseuren, die selbst auf der Bühne stehen. Als Schauspieler bin ich ganz in der Figur und als Regisseur bin ich derjenige, der den Blick von aussen hat. Ich kann mich nicht auf der Bühne auf die Figur konzentrieren und gleichzeitig den Blick von aussen haben und inszenieren.» Letztlich war es diese Überzeugung, die ihn dazu bewogen hat, bei «Das kleine Gespenst» selbst nicht auf der Bühne zu stehen, sondern Regie zu führen, denn die Inszenierung wollte er sich nicht aus der Hand nehmen lassen. Seine Freundin spielt selbstverständlich die Hauptrolle: «Patrizia ist einfach das perfekte kleine Gespenst; das war ein reiner Regieentscheid», lacht Vetsch verschmitzt.

Märchenhafter «Mistkerl»

Aktuell ist er allerdings als Schauspieler unterwegs und zwar in der Rolle des «Mistkerls» beim Märli-Musical «De Hans im Schnäggeloch» ? ein Märchenmusical vom Kinderliedermacher Andrew Bond rund um den Kinderliedklassiker «De Hans im Schnäggeloch hät alles, was er will». Am Samstag, 15. März, gastiert die Truppe im Vaduzer Saal. Der «Mistkerl» ist keine einfache Rolle: Erstens, weil Vetsch ihn das gesamte Stück über in der Hocke spielt und zweitens, weil die Figur sehr ambivalent angelegt ist und man die Kinder nicht sofort auf seiner Seite hat. Da könne es schon Mal vorkommen, dass Kinder zu weinen anfangen würden. Umso schwerer, in der Rolle zu bleiben, und umso erfüllender, am Ende die Kinder eingebunden und überzeugt zu haben, erklärt der Schauspieler seine Leidenschaft für das Kindertheater.
Die Ideen gehen Samuel Vetsch und Patrizia Gasser nicht aus, derzeit eher schon die Zeit, diese auch umzusetzen. Neben dem Produzieren des «summerträumli» wird der 28-Jährige im April für den bekannten Diogenes-Verlag gemeinsam mit Bestsellerautor Stefan Bachmann aus dem erstmals auf Deutsch erschienenen Erfolgsroman «Die Seltsamen» vorlesen. Zudem wird er bis Ende Jahr bei «Dornrösli» in «Das Zelt» zu sehen sein. Alles Rollen, auf die sich der junge Tausendsassa sehr freut. (kid)

Steckbrief
Name: Samuel Vetsch
Wohnort: Kefikon/ZH
Alter: 28
Beruf: Schauspieler, Regisseur, Produzent und Sprecher
Hobbys: Kochen, gutes Essen
Leibspeise: Hörnli, «Ghackets und Öpfelmuas»
Getränk: Definitiv der gestreifte Kult-IceTea aus der Migros
TV-Vorliebe: The Mentalist
Musik: querbeet
Lektüre: Dan Brown, Harry Potter (auf Englisch), The S.E.C.R.E.T
Ort: Meine Wohnung
Stärke: «Ich kann gut auf Menschen eingehen.»
Schwäche: Schoki, Süsses
Kontakt: www.vetschundgasser.ch und www.summerträumli.ch

 

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