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«Tuning macht süchtig!»

Der 31-jährige Thomas Kürsteiner aus Grabs hat sich während seines Studiums selbstständig gemacht. Unter dem Namen «Baztek-Tuning» plant und organisiert er professionell Autotunings.

Herr Kürsteiner, wieso tunen Menschen ihre Autos?

Thomas Kürsteiner: Da gibt es unterschiedliche Gründe. Viele Menschen haben eine eigene Vorstellung von ihrem perfekten Auto, die sie durch Tuning realisieren können. Andere bauen ihren Wagen gezielt für Tuningtreffen um. Sie richten sich speziell nach den aktuellen Trends, wollen mit ihren Autos auffallen und bei Wettbewerben so viele Punkte wie möglich holen. Ich kenne eine Frau, die hat an ihrem Wagen alles getunt, was möglich war. Als sie nichts mehr machen konnte, hat sie sich ein neues Auto gekauft. Tuning macht süchtig.

Woher nimmt man dieses Geld?

Viele verzichten für das ständige Tunen auf Ausgang und Ferien. Jeder setzt seine Prioritäten eben anders. Tuning ist nicht nur eine Methode, das Auto aufzumotzen, sondern ein Hobby, eine Leidenschaft – ein Lifestyle. Das sieht man an Tuningtreffen besonders gut. Dort treffen sich Gleichgesinnte, die ihre Autos ausstellen, ihr Wissen austauschen, Neues entdecken und dies schliesslich an ihrem eigenen Wagen ausprobieren. Man lernt an den Treffen viele neue Leute kennen. Manchmal entstehen Freundschafen, die ein Leben lang halten. Wenn ich jetzt zum Beispiel ein Problem mit meinem VW Käfer habe, weiss ich genau, wer mir weiterhelfen kann.

Wie sieht Ihr VW Käfer aus?

Mein VW Käfer hat eine blaue Porschesonderlackierung, ist um circa 10 cm tiefer gelegt, hat getönte Scheiben und besitzt Anbauteile aus Chrom. Das Interieur wurde auf Zweisitzer umgebaut und wird gerade wieder angepasst. Ich habe den Typ von 1302 auf 1303 verändert und von 44 PS auf 98 aufgemotzt. Neue, grössere Felgen habe ich bereits zu Hause, ich muss nur noch Zeit finden, um sie zu montieren. Der VW Käfer ist mein erstes Auto. Ich habe ihn mit 18 Jahren gekauft und viel Lehrgeld dafür bezahlen müssen. Da ich keine Ahnung hatte, mussten leider einige Arbeiten öfter durgeführt werden. Schlussendlich musste ich mich entscheiden: Entweder ich verschrotte ihn oder baue ihn ganz neu auf. Ich habe mich dann für Letzteres entschieden und aus meinen Fehlern gelernt.

Haben Sie noch ein anderes Auto?

Ja, einen Seat Ibiza Cupra, das ist sozusagen mein Geschäftsauto. Es ist orange und besitzt die typischen zwei Baztek-Streifen auf der Beifahrerseite. Die Innenausstattung ist aus Leder-Alcantara. Getunt ist ausserdem die Musikanlage, der Motor, das Fahrwerk, die Felgen und vieles mehr. Als ich mein Büro noch in Grabs hatte, diente das Auto ausserdem als Vorführobjekt. Heute ist das Ladenlokal der Firma in Mels, umringt von renommierten Autogaragen, die meine Aufträge sauber erledigen. Den Kunden kann ich meine Ideen nun in einem Showroom vorführen.

Wie entstand Ihr eigenes Geschäft?

Nachdem mit meinem Käfer einiges schiefgelaufen war,  begann ich, mich intensiv mit dem Thema Tuning auseinanderzusetzen. Mich interessierte, wer was wo und zu welchem Preis-Leistungs-Verhältnis macht und studierte die gesetzlichen Grundlagen. Meine Erfahrung sprach sich herum. Immer mehr Freunde und Bekannte holten sich beim Tunen Rat von mir. Als ich 2004 in den Semesterferien keinen passenden Job fand, entschied ich mich, mein Netzwerk zu nutzen und mich selbstständig zu machen. Gemeinsam mit einem Bekannten eröffnete ich 2005 offiziell Baztek-Tuning. Mein Geschäftspartner hat sich mittlerweile zurückgezogen. Selbstständige Erwerbstätigkeit ist eben nicht so lustig, wie viele denken.

Was haben Sie studiert?

Ich habe Zeitgeschichte, Betriebswirtschaftslehre und Englisch in Fribourg studiert. Da ich nebenbei immer gearbeitet habe – zweitweise 100 Prozent –, habe ich die letzten Fächer erst 2011 abgeschlossen. Dass dies so lange gedauert hat, spielt für mich jedoch keine Rolle, auch wenn ich damit nun nicht hauptberuflich mein Geld verdiene. Ich kann dank meines Studiums neben meinem Geschäft Unterricht in diversen Fächern geben und so mein Existenzminimum sichern. Englisch unterrichte im zum Beispiel im BZB Buchs. BWL hilft mir ausserdem oft bei Baztek-Tuning weiter. Mittlerweile habe ich jedoch so viel zu tun, dass ich diese Aufgaben lieber einem Treuhänder überlasse.

Was genau bietet Baztek-Tuning?

Es ist Ansprechpartner für alle Anliegen. Meine Kunden müssen nicht in die Garage, in die Spenglerei und in die Autolackiererei etc. gehen. Wenn sie ihr Auto tunen, reparieren oder einfach nur den Service machen lassen wollen, können sie mir ihr Auto bringen und ich erledige das für sie, indem ich alles organisiere und koordiniere. Dabei schraube ich selbstverständlich nicht wie bei meinem eigenen Auto an den Wagen meiner Kunden herum. Ich überlasse das den Profis. Ich organisiere die gewünschten Teile und engagiere die kompetenten Arbeiter oder Firmen. Zudem arbeite ich mit eidgenössisch anerkannten Prüfstellen zusammen wie zum Beispiel mit dem FAKT. Mittlerweile werde ich sogar von Garagen um Hilfe gebeten, wenn sie die speziellen Wünsche ihrer Kunden nicht selbst erfüllen können. Während früher nur Freunde und deren Freunde in mein Büro kamen, habe ich mittlerweile Kunden aus Zürich und St. Moritz.

Was zahlen die Kunden? Rentiert Ihre Arbeit?

Ich trage am Schluss alle Rechnungen zu einer für die Kunden zusammen. Meine Arbeit wird nicht verrechnet, ich lebe von der Marge. Das genügt einmal mehr, einmal weniger. Ich lebe nicht im grossen Luxus, mache dafür das, was mir Spass macht. Sicherheit gibt mir mein Nebenjob als Lehrer, aber auch die Tatsache, dass ich mit meinem Studium einen anderen Beruf ausüben könnte, falls mein Geschäft nicht mehr rentieren würde. (hl)

Persönlich
Thomas Kürsteiner, Jahrgang 1981, wohnt in Grabs. Er hat Zeitgeschichte, BWL und Englisch in Fribourg studiert. Nebenbei ist er verschiedenen beruflichen Tätigkeiten nachgegangen und hat schliesslich 2005 seine eigene Firma Baztek-Tuning in Grabs eröffnet. Mittlerweile führt er in Grabs nur noch das Backoffice, seine Firma befindet sich mittlerweile in Mels. Nebenberuflich unterrichtet er am BZB Buchs Englisch. Die Kernidee von Baztek-Tuning ist das Planen und Organisieren von Fahrzeugumbauten und -renovationen. Die engagierten Mechaniker, Spengler, etc. kümmern sich um alle Belange eines Fahrzeuges – von regulären Servicearbeiten bis zu Reparaturen aller Art.

 
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