­
­
­
­

Krebs ist so individuell wie die Patienten selbst

Krebs ist eine vielseitige und intelligente Krankheit. Deshalb ist es wichtig, jeden Fall individuell zu beurteilen. Neben der medizinischen Behandlung spielt die psychosoziale Begleitung und Betreuung eine zentrale Rolle. Hier kommt die Krebshilfe Liechtenstein ins Spiel.

In den letzten drei Jahren hat sich die Anzahl der Patienten, die sich an die Krebshilfe Liechenstein wandten, nahezu verdoppelt. Die Krebsforschung erzielt immer mehr Fortschritte, die Krankheit passt sich intelligent an die Betroffenen an und entwickelt sich seinerseits weiter. Je nach Art und Ausprägung sind die Heilungschancen unterschiedlich. «Aber es gibt trotz der Individualität der Krankheit Gemeinsamkeiten ? sei es nun bei den Patienten selbst oder bei deren Angehörigen: Unsicherheit, Ängste, Orientierungs- losigkeit und Hoffnung sind die stetigen Begleiter», erklärt Marion Leal von der Krebshilfe Liechtenstein.

«Das Leben muss weitergehen»

Im medizinischen Bereich sind die Ärzte die ersten Ansprechpartner der Betroffenen. Geht es aber um unterstützende Institutionen abseits der Therapien, finden Krebserkrankte in Liechtenstein bei der Krebshilfe einen zentralen Ansprechpartner. «Wir helfen den Menschen, den Weg zurück in eine Normalität zu finden», führt Leal aus. Sie leistete im Jahr 2013 bis Ende November bereits über 950 Beratungsstunden für 283 Patienten und weiss daher, wovon sie spricht.
Die Menschen kommen oft mit organisatorischen Anliegen zu ihr: Sie erkundigen sich, wie sie ihr Leben nun neu in Angriff nehmen sollen und welche Unterstützungen es dabei geben kann: Familienhilfe, Krankenkasse, Amt für Soziale Dienste, mobile soziale Dienste, AHV/IV. Marion Leal weiss, wo die Patienten Anlaufstellen für ihre Probleme finden. «Entscheidend ist, dass die Betroffenen befähigt werden. Das heisst, dass sie so lange wie möglich ihre Selbstständigkeit aufrechterhalten können», ist Marion Leal überzeugt. Und hier gelte vor allem eines: Nach der Diagnose müsse der Patient das verlorene Selbstvertrauen wieder aufbauen. «Die Betroffenen dürfen nicht vergessen, dass das Leben weitergeht ? wenn auch nicht mehr so wie vorher.»

Kummerkasten Krebshilfe

«Die Krebshilfe diente mir als Unterstützung, Ansprechpartner bei Ängsten und Zweifeln und sicher auch als Kummerkasten», erklärt Marianne Gansner, die vor mehr als drei Jahren an Brustkrebs erkrankt ist und sich Ende Oktober 2013 einen Blasentumor entfernen lassen musste. «Man erhält nach der Diagnose aus dem Umfeld zahlreiche gut gemeinte, aber auch oft widersprüchliche Ratschläge. Marion Leal half mir dabei, das Ganze zu sortieren, damit ich wieder auf die Spur finden konnte», erklärt die 65-Jährige.
Auch der 69-jährige Anton Frick aus Balzers lobt die Leistung der Krebshilfe. Bei ihm wurden im Mai drei Tumore im Gehirn festgestellt. «Man setzt sich automatisch mit Trauer, Angst und Verlust auseinander. Was Marion Leal für uns getan hat, hat uns sehr geholfen, einigermassen den Weg in die Normalität wiederzufinden», erklärt der Balzner.

Eine andere Normalität

Im Umgang mit dem Krebs gibt es kein Patentrezept. Für Menschen, die ihre Diagnose erhalten, bleibt kein Stein auf dem anderen. Sie werden aus der Normalität und dem Alltag herausgerissen und werden mit Fragen konfrontiert, die man sich gar nie stellen wollte. Melden sie sich in dieser Situation bei der Krebshilfe, finden sie von Anfang an etwas, das ihnen vom gewohnten Umfeld oft nicht sofort geboten werden kann: Verständnis. «Beim ersten Termin geht es darum, festzustellen, wo sich der Patient aktuell befindet. Ist er sich klar, was die Krankheit bedeutet oder ist er in einer Verdrängungsphase oder will er die Situation noch nicht wahrhaben?», erklärt Marion Leal die komplexe Situation, die mit der Krebsdiagnose einhergeht.
Dass Leal meist das richtige Gefühl hat, wo ein Patient emotional abgeholt werden muss, bestätigen die Betroffenen ausnahmslos. Auch Georg Oehry, der seit 9 Jahren an Gehirntumoren laboriert und schon viermal operiert wurde, ist dankbar für die Hilfe der Krebshilfe. «Neben meiner Frau, ohne die ich die Kraft nicht gehabt hätte, zu kämpfen, haben mir die Offenheit, die Präsenz und die Positivität von Marion Leal dabei geholfen, in eine andere Normalität zu finden. Ich bin dankbar, dass ich sie kennenlernen durfte», erklärt der 41-jährige Ruggeller.

Den Humor nicht vergessen

Als besonders hilfreich erwies sich die Selbsthilfegruppe, die Marion Leal ins Leben gerufen hat. Hier können sich Betroffene austauschen, über ihre Erfahrungen berichten, sich gegenseitig beraten und auch einmal gemeinsam lachen. Denn egal wie schwerwiegend die Diagnose oder der Krankheitsverlauf ist, der Humor darf nicht auf der Strecke bleiben. «Gerade im Kreis der Patienten kann man anders über die Krankheit sprechen und sich und sein Schicksal für einige Minuten einmal aussen vor lassen oder den Galgenhumor pflegen», erzählt die erkrankte Marianne Gansner. Das habe ihre Selbstheilungskräfte aktiviert ? und ihr dabei geholfen, positiv zu bleiben. (mw)

 
Lädt

Schlagwort zu Meine Themen

Zum Hinzufügen bitte einloggen:

Anmelden

Schlagwort zu Meine Themen

Hinzufügen

Sie haben bereits 15 Themen gewählt

Bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits

Entfernen

Um «Meine Themen» nutzen zu können, stimmen Sie der Datenspeicherung hierfür zu.

Ähnliche Artikel

AboVoice-for-Live-Event

Gutes tun und dabei Spass haben

Mit dem «Voice for Life»-Event möchte Andy Bircher, Sabrin Breuss und die Firmen Funk, Lehner Akustik und Liefit wiederum Geld für die Krebsforschung sammeln.
22.11.2023
AboSonja Joos von Sonja Joos Kosmetik

Sonja Joos: «Auf einer tieferen Ebene agieren»

Nach einer schweren Hautverbrennung entschied sich Sonja Joos, in die Kosmetikbranche zu gehen.
28.03.2025
AboRosi Winkler hat ihre Tochter verloren

«Von irgendwoher lächelt sie»

Rosi Winkler hat vor neun Jahren ihre Tochter verloren und weiss: Eine liebevolle Verbindung stirbt nie und Sandras Seele lebt weiter.
26.12.2024

Wettbewerb

FL1.LIFE: 2x2 Tagespässe für den Samstag, 5. Juli 2025 zu gewinnen
Álvaro Soler

Umfrage der Woche

Sollen alle Liechtensteiner über Einbürgerungen in ihrer Wohngemeinde abstimmen?
­
­