Die Geschichte des Osterhasen
Innerhalb des volkstümlichen Osterbrauchtums ist der Osterhase das Symboltier schlechthin. Doch woher der süsse Osterbote eigentlich kommt und weshalb er in den heimischen Osternestern Unterschlupf findet, weiss kaum jemand. Nachfolgend der Versuch einer Erklärung ? aber erst einmal die harten Fakten rund um den zartschmelzenden Meister Lampe.
Ein Osternest wäre kein Osternest, würde es nicht von einem Schokohasen bewohnt ? darin sind sich viele Osterfans einig. Überhaupt ist kaum ein Objekt der Schokobegierde so beliebt wie der Osterhase. Nach Angaben von Chocosuisse, dem Verband Schweizer Schokoladefabrikanten, werden in der Eidgenossenschaft jedes Jahr schätzungsweise 16 Millionen dieser österlichen Köstlichkeiten hergestellt. Die meisten entstehen in den Fabriken der sieben industriellen Hasenhersteller im Land ? die Frey AG im aargauischen Buchs macht hierbei die Hasen für die Migros, Chocolats Halba im zürcherischen Wallisellen giesst vor allem Coop-Hasen. Zusammen mit den vielen Schoggieiern, Pralines und anderen österlichen Schokoprodukten werden für die Osterhasen jährlich rund 5000 Tonnen Schokolade verarbeitet ? das entspricht einen Pro-Kopf-Konsum von mehr als 600 Gramm und macht rund 5 Prozent vom jährlichen Schoggikonsum aus. Damit diese Unmengen überhaupt termingerecht produziert werden können, beginnen viele grosse Schokoladenhersteller bereits im Spätsommer des Vorjahres mit ihrer Osterproduktion.
Das Reich der Spekulationen
So viel zu den harten Fakten rund um den Osterhasen ? was nun folgt, sind wilde Spekulationen zu der Geschichte, wie der süsse Hoppelhase seinen Weg ins Osternest fand. Der Ursprung des Osterhasen und dessen Beziehung zum Osterfest sind bis heute nämlich noch nicht eindeutig geklärt. Oft jedoch hört man die These, dass der Osterhase eigentlich heidnischen Ursprungs ist und daher eine ausserchristliche Herkunft hat. So war der Hase einst das Symbol der Fruchtbarkeitsgöttin Eostre. Ihr zu Ehren wurde das Fest Ostara gefeiert, das stets im Frühling stattfand. Angeblich soll dieses Fest dann mit der Christianisierung zu Ostern geworden sein, wobei der Hase als Symboltier erhalten blieb. Mehr oder minder soll der Hase demnach von der christlichen Kirche in die ganze Geschichte und Mythologie um Ostern herum integriert worden sein. Zudem gilt er seit jeher als Sinnbild von Leben und Wiedergeburt ? genügend Beispiele hierfür lassen sich in der Kunst und Architektur der Antike finden. Auch hier machte sich die Kirche bisherige Ikonografie zunutze und setzte ab dem späten Mittelalter und danach den Hasen zu Ostern als Sinnbild für die Wiederauferstehung Christi ein.
Unumstrittenes Symboltier
Die erste wirkliche Erwähnung des Osterhasen gab es aber erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts, und dies ausgerechnet von einem Mediziner. In seiner Abhandlung schildert Georg Franck von Frankenau den Brauch des Ostereierversteckens und die daraus resultierenden negativen gesundheitlichen Folgen, die der übermässige Verzehr dieser Eier mit sich bringt. Dass der Osterhase die Eier verstecke, bezeichnet er im Übrigen als «eine Fabel, die man Simpeln und Kindern aufbindet».
So richtig populär wurde der Osterhase aber erst zweihundert Jahre später ? als das erste Mal Spielzeugfiguren, bebilderte Osterhasenbücher und natürlich Schokoladen-Osterhasen auftauchten. Seit damals kann sich niemand mehr dem Einfluss des kleinen, niedlichen Hopplers entziehen und der Osterhase konnte sich als unumstrittenes österliches Symboltier durchsetzen. Zur Freude der Schokolade liebenden Kinder und Erwachsenen, die heute auf die Suche nach ihrem Osternest gehen. (sb)