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Katrin Frick: «Unternehmerin mit Leib und Seele»

Katrin Frick ist eine energiegeladene Frau mit vielseitigen Interessen und Engagements: Mutter, Unternehmerin, Politikerin ? die Tage der Buchserin sind lang. Und abwechslungsreich. Die 52-Jährige schätzt die Vielfalt ihrer Tätigkeiten. «Ich bin gerne mit der ?inneren Katrin? unterwegs», sagt Katrin Frick.

Herzlichen Glückwunsch Frau Frick, gerade erst zur Präsidentin der FDP Werdenberg gewählt, durften Sie am 3. Juni bereits den höchsten St. Galler in seiner Heimatgemeinde Grabs empfangen. Sind Sie stolz, den Kantonsratspräsidenten in den eigenen Reihen zu haben?

Katrin Frick: Als Präsidentin der FDP Werdenberg macht mich die Wahl von Paul Schlegel zum Kantonsratspräsidenten sehr stolz. Ich freue mich für ihn, die Wahl in dieses Amt ist der Lohn für das, was Paul Schlegel für den Kanton leistet. Die Ehre gehört ihm, nicht der Partei.

Trotzdem ist es für die Bezirkspartei ein Erfolg, nach 112 Jahren wieder einen Kantonsratspräsidenten stellten zu können.

Am Wahltag ist eine Delegation der Werdenberger FDP nach St.Gallen gereist. Mitzuerleben, wie einer von uns ins höchste Amt des Kantons gewählt wird, war spannend. Für mich ganz besonders, arbeite ich doch in einigen Projekten, auch in seinem Präsidialjahr und in verschiedenen Regionen, mit Paul Schlegel zusammen.
Macht Schlegels Wahl Lust, selbst auf kantonaler Ebene politisch tätig zu werden?

So, wie Paul Schlegel sein Kantonsratsamt ausgestaltet, ist das Amt eine sehr spannende Aufgabe. Man muss sich aber bewusst sein, dass Paul Schlegel aus seinem Mandat sehr viel zu machen weiss, er bringt sich stark ein und engagiert sich enorm. Ich bin aktuell erster Ersatz für die FDP Werdenberg im Kantonsrat; ob ich mich nochmals zur Wahl stelle, ist derzeit offen. Die Arbeit in den vielen Gremien, in denen ich kommunal und kantonal vertreten bin, gefällt mir und ich schätze diese Vielseitigkeit.

Ihre verschiedenen Mandate in der Gemeinde bringen sicher auch einiges an Arbeit mit.

Als Schulpräsidentin bin ich für ein 40-Prozent-Pensum angestellt, ak­tuell stehen in Buchs aber verschiedene grössere Schulbauten an ? ein Projekt mit rund 12 Millionen Franken Baukosten, ein anderes mit 16 Millionen Franken und ein drittes mit 3,8 Millionen Franken ?, sodass ich eher ein 60- bis 70-Prozent-Pensum absolviere. Als Vizegemeindepräsidentin und Gemeinderätin inkl. Kommissionen habe ich ein etwa-20-Prozent-Pensum inne, ein weiteres etwa-10-Prozent-Pensum leiste ich für Buchs Marketing. Zudem sitze ich in verschiedenen regionalen und kantonalen Kommissionen und Vorständen.

Und in der Bäckerei trifft man Sie wohl auch nicht mehr so häufig an?

Richtig, ich bin zwar noch in der Unternehmensführung tätig, dafür muss ich aber nicht täglich vor Ort sein. Im Laden stehe ich nicht mehr.

«Malbun grüsst Malbun» heisst die Veranstaltung, die Buchs Marketing und der Verein Liechtenstein Werdenberg am kommenden Dienstag gemeinsam durchführen. Hand aufs Herz, an welches Malbun denken Sie zuerst?

An beide. Wenn ich an Käsknöpfli denke, dann auch ans Liechtensteiner Malbun und an Martha. Geht es um den Hausberg ? zugegeben, den Grabser, nicht den Buchser ?, habe ich den Margelchopf und das Buchser Malbun vor Augen. Als unsere Kinder klein waren, lernten sie in der Schneeflucht Skifahren, als sie grösser wurden, sind wir mit ihnen im Buchser Malbun Ski gefahren.

Werdenberg und Liechtenstein sind seit jeher eng verbunden, auch wenn der Rhein und eine Staatsgrenze dazwischenliegen. Spüren Sie Unterschiede zwischen Werdenbergern und Liechtensteinern?

Nein, und ich denke, es gibt kaum welche. Wir Werdenberger und Liechtensteiner sind in der gleichen Region aufgewachsen, haben den gleichen Boden, die gleiche Umgebung und auch das gleiche Naturell. Die Charakteristik hüben und drüben ist sehr ähnlich: das Unverblümte, etwas Raue, Unnahbare und der weiche Kern. Natürlich haben Werdenberg und Liechtenstein unterschiedliche Entwicklungen durchlaufen, aber in der jüngeren Zeit hat wieder eine Annäherung stattgefunden.

Die politischen Systeme sind unterschiedlich. Schafft das Hürden?

Bei den Vorbereitungen zu «Malbun grüsst Malbun» musste ich feststellen, dass Liechtenstein Tourismus und Buchs Marketing unterschiedliche Flughöhen haben. Für Liechtenstein Tourismus ist die Schweiz von Interesse, genauso wie Japan und der Rest der Welt, Werdenberg aber wird nicht als Markt gesehen, den es zu bearbeiten gilt. Wir von Buchs Marketing dagegen interessieren uns für Liechtenstein und die Region, sehen da Potenzial.

Die Veranstaltung findet in der Hofkellerei in Vaduz statt. Mögen Sie die Weine aus der Region?

Ich trinke gerne die Weine aus der Gegend, in der ich mich gerade aufhalte. Meine Lieblingsweine stammen eher aus Italien, Spanien, Österreich und dem Waadtland. Ich mag Weine aus Europa, trinke kaum Übersee-Weine.

Die Veranstaltung vom 17. Juni hat noch einen zweiten Titel: «Extremerlebnisse und Grenzerfahrungen». Haben Sie selbst schon Extremerlebnisse gehabt oder Grenzerfahrungen gemacht?

Eine meiner ersten Grenzerfahrungen war der Tod meines ersten Mannes. Er starb an einem Hirntumor; ich war damals 27 und musste zwei Jahre lang die Spenglerei und Fassadenbaufirma alleine führen. Daran denke ich manchmal zurück und staune, wie ich das geschafft habe. Zudem habe ich
eine 22-jährige behinderte Tochter, sie ist für mich eine Bereicherung und hat mir immer wieder meine Grenzen aufgezeigt. Behinderte Menschen sind für Nichtbehinderte eine Bereicherung, weil sie einem aufzeigen, dass weniger auch reicht. Ein weiteres Mal an meine Grenzen gelangte ich, als ich im Alter von 40 Jahren eine betriebswirtschaftliche Weiterbildung absolvierte ? kleine Kinder, Arbeit, zu Hause lernen und Arbeiten schreiben, das war happig. Aber es hat dem Betrieb und mir viel gebracht.

In Ihrem Leben gibt es eine ganze Reihe von Grenzerfahrungen ?

Dem ist so. Mein letztes Extremerlebnis war der Tod unseres Sohnes kurz vor seinem 18. Geburtstag. Dieser Schmerz, diese Sehnsucht bringt mich auch heute noch immer wieder an meine Grenzen. All diese Grenzerfahrungen und Extremerlebnisse haben mich innerlich stark gemacht; heute weiss ich, dass ich auch solche Aufgaben packen und derartige Prüfungen aushalten kann. Diese Erfahrungen haben meine Lebensfreude gesteigert, ich lebe extrem gern.

Haben Sie sich angesichts der vielen Schicksalsschläge auch mal gefragt, «warum gerade ich»?

Diese Prüfungen gehören zu meinem Leben, dies gilt es zu akzeptieren. Ich möchte keine davon nochmals erleben müssen ? meine behinderte Tochter natürlich ausgenommen ?, sie haben Spuren hinterlassen. Grenzerfahrungen erzeugen Tiefe und geben ein Gespür für Menschen. Ich kann gut mitfühlen.

Sie sind sehr stark engagiert. Woher nehmen Sie Ihre Energie?

Ich bin ein energiegeladener Mensch. Meine Lebenserfahrung hilft mir, diese Energie richtig einzusetzen. Ich bin gelassener als früher, kann einschätzen, ob ich einem Ruf sofort folgen muss, oder ob etwas noch Zeit hat. Ich bin sehr zukunftsorientiert, mein Naturell verlangt nach immer neuen Ideen und Projekten, der stete Wandel stresst mich nicht. Viel Energie und Kraft schöpfe ich aus echten Freundschaften und Zeit mit meiner Familie. Ich liebe es, mit unseren erwachsenen Kindern Zeit zu verbringen! Wenn es ums Auftanken geht, bin ich auch gerne mit mir allein. Ich mag es, nur mit «meiner inneren Katrin» in der Natur unterwegs zu sein.

Finden Sie bei Ihrem umfangreichen Pensum überhaupt Zeit, alleine zu sein?

Diese Zeit plane ich mir ein. Und auch Zeit mit den Menschen, die mir am liebsten sind. Ich habe zudem das Privileg, mit dem einen oder anderen befreundeten Menschen zusammenarbeiten zu dürfen.

Dann kostet die Arbeit nicht unbedingt Energie, sondern wird als bereichernd empfunden?

Genau, das ist ein Teil meiner Work-Life-Balance ? ich arbeite sehr gern. Wenn man machen darf, was man am liebsten macht, kann dies sogar Energie geben.

Sie sind Schulpräsidentin von Buchs. War Schule von Anfang an Ihr poli­tisches Thema?

Bei meiner Wahl in dieses Amt war ich bildungspolitisch ein Laie. Ich hatte mir bei meiner Kandidatur auch wenig Chancen ausgerechnet. Denn grundsätzlich bin ich Unternehmerin mit Leib und Seele. Ich habe Menschen sehr gern und finde das Schulpräsidium faszinierend, weil es in dieser Tätigkeit vorwiegend um Menschen geht. Heute denke ich, dass ich die richtige Person für dieses Amt bin, gerade weil ich von einer anderen Seite komme. Dies wird inzwischen als bereichernd empfunden.

Strategisch zu arbeiten liegt Ihnen?

Ja, das liegt mir. Und mir gefällt, dass es dabei immer um Menschen geht. Strategische Planung bedeutet, die Zukunft so zu planen, dass sie für die Menschen in der Gemeinde und der Region attraktiv ist. Das ist es, was mich in der Politik antreibt ? etwas bewirken zu können, das den Menschen zugutekommt. (Interview: fass)

 

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