Zeit für Veränderung?
Bereits am 10. August 2011 erreichte der Euro-Franken-Schlusskurs mit 1,0299 seinen bisherigen Tiefststand. Erst durch die Intervention der SNB und der darauffolgenden Fixierung des Mindestkurses mit 1,20 Franken, begleitet von investitionsintensiven Stützungsmassnahmen, entstanden wieder stabile Rahmenbedingungen. Die Unternehmen haben ihren Beitrag geleistet und die Zeit genutzt, sich mit Optimierungsmassnahmen in verschiedenen Bereichen auseinanderzusetzen und Kosteneinsparungspotentiale zu realisieren. So wurden in Automatisierung investiert, die Effizienz von Prozessen verbessert und Kostenstrukturen optimiert. Mit der Aufhebung des Mindestkurses wurden jedoch viele dieser bereits umgesetzten Massnahmen schlagartig wieder zunichte gemacht, gleichzeitig die Liquidität von Unternehmen besonders belastet. Viele heimische Unternehmen erwirtschaften einen Grossteil ihrer Umsätze im Euroraum. Diese Einnahmen sind in Relation zur stabil gebliebenen Kostenseite nun viel weniger wert. Wie kann es also weitergehen und ist eine Umkehrung der Situation nochmals möglich?
Geschäftsmodell hinterfragen
Gerade bei hochtechnisierten Unternehmen lassen sich bestehende Prozesse und aktuelle Rahmenbedingungen nicht unendlich optimieren. Viele Dienstleister sind an ihren Standort gebunden und können sich nicht erlauben, oftmals kurzfristig orientierte Massnahmen zur Standortoptimierung umzusetzen. Wo liegt also der Schlüssel zum optimalen Umgang mit der neuen Situation? Klar ist, dass wieder über die Bücher gegangen werden muss, um weitere Verbesserungspotentiale zu identifizieren. Importorientiere Unternehmen werden nicht daran vorbeikommen, Einkaufsmöglichkeiten im Euro- oder asiatischen Raum zu prüfen. Die gezielte Kontrolle der Ausgabenseite ermöglicht eine Verbesserung der Liquiditätssituation. Unter Umständen kann auch die Verlagerung von Teilen der Wertschöpfungskette in benachbarte Länder eine Verbesserung der Situation bewirken. Allenfalls müssen auch strategische Finanzinstrumente ins Kalkül gezogen werden. Was kann aber konkret unternommen werden, wenn die offensichtlichen Optimierungsfelder bereits ausgeschöpft sind? Hier ist eine Herangehensweise verbunden mit der Kreation komplett neuer Ideen erforderlich, welche erlaubt, das bestehende Geschäftsmodell auch einmal gänzlich zu hinterfragen. Mit Kreativität können neue Innovationen entwickelt, Umsatzeinbrüche aufgefangen und neue Dienstleistungen und Produkte für den veränderten Markt entwickelt werden.
Der jährlich stattfindende Businessplan Wettbewerb der Universität Liechtenstein bietet dazu angehenden wie auch aktiven Unternehmern eine Plattform für die Prüfung neuer Geschäftsmodelle und Businesspläne. Speziell der kostenlose «dream it»-Ideen-Workshop am 28. Februar bietet Raum für neue Ansätze im Hinblick auf Innovation, Kreativität, Methoden und Techniken zur Evaluation von Geschäftsmodellen. Der Workshop wird von erfahrenen Coaches und Dozenten begleitet und bietet die Gelegenheit, sich mit Personen in ähnlichen Situationen auszutauschen.
Massgeblich für den Erfolg zur Meisterung der Herausforderungen durch die neue Wechselkurssituation ist der Blick nach vorne. Die konkrete Auseinandersetzung mittels fundierter Analysen sind unumgänglich, ein von Fachleuten begleitetes Coaching in vielen Fällen ratsam. Ob sich die Situation durch eine erneute Intervention der SNB entschärfen wird, sollte keinesfalls abgewartet werden. Eine dauerhafte Lösung wäre dadurch ohnehin nicht garantiert. Die Unternehmer sind gefordert, diese von aussen verursachte Situation selbst zu überwinden und konkrete, zukunftsweisende Schritte einzuleiten.
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