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Panama Papers und Offshore-Vermögensstrukturen

Am 03. April 2016 wurden vertrauliche Unterlagen des panamaischen Finanzdienstleisters Mossack Fonseca, die sogenannten Panama Papers, veröffentlicht, um vermeintlich legale, aber als illegitim empfundene Strategien der Steuervermeidung, insbesondere aber auch illegale Steuer- und Geldwäschedelikte etc. zu belegen.
Martin Wenz
Martin Wenz, Professor für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, internationales und liechtensteinisches Steuerrecht und Leiter des Instituts für Finanzdienstleistungen an der Universität Liechtenstein

Die Enthüllungen investigativer Journalisten lösten in einigen Staaten öffentliche Debatten über angebliche Steuerschlupflöcher, Briefkastenfirmen, Steueroasen, Steuerdelikte und Steuermoral aus. Bisher zeigten die Panama Papers überwiegend politische Reaktionen, wie den Rücktritt des isländischen Premiers, den deutschen Aktionsplan gegen Steuerbetrug, trickreiche Steuervermeidung und Geldwäsche und die Ankündigung Frankreichs, Panama auf eine schwarze Liste zu setzen. Panama tauscht Steuerinformationen gegen-wärtig nur auf Anfrage aus, will dies ab 2017 neuerdings aber auch automatisch tun.
Ein Finanzplatz und seine Akteure können in Bezug auf derartige Enthüllungen unterschiedlich reagieren: Einerseits können sie hoffen, von illegalen Aufdeckungsaffären in Bezug auf Steuerdaten zukünftig nicht tangiert zu sein und versuchen, derartige mediale Ungewitter rasch zu überstehen. Andererseits kann ein prospektiver und proaktiver Weg eingeschlagen werden. Grundlegende und nicht beeinflussbare sind von nur vorübergehenden Veränderungen abzugrenzen und zentrale und globale Entwicklungen frühzeitig und proaktiv zu erkennen und ihre Bedeutung aus Sicht der Politik, Praxis und Wissenschaft umfassend zu analysieren.

Letztgenannte Strategie ist mittel- und langfristig erfolgversprechender und nachhaltiger. Das gilt insbesondere – wie die globale Wahrnehmung der Panama Papers eindrucksvoll zeigt – für Fragen der umfassenden Steuertransparenz, aber auch in Bezug auf die als unangemessen empfundene Steuervermeidung multinationaler Konzerne und internationaler Vermögensstrukturen. Beides Themen, die nicht erst seit Kurzem von den G7/G20 und der OECD/EU in Form des automatischen Informationsaustauschs (AIA) und des Base Erosion and Profit Shifting-Projekts (BEPS) aufgegriffen wurden und erstmalig (!) zu global zu beachtenden Steuerstandards geführt haben.


Risiko vs. Chance
Unabhängig davon, ob man die Beweggründe für eine umfassende Steuertransparenz und gegen allzu grosse Steuervermeidungsstrategien teilt, kann nur die proaktive Anerkennung und Umsetzung derartiger Regulierungsformen den globalen und europäischen Marktzugang sowie die legale und steuerliche Anerkennung als auch das legitime Verständnis für internationale, nachvollziehbar ausgerichtete und steuerlich attraktive Vermögensstrukturen sicherstellen. Reputation, Rechts- und Planungssicherheit, Anerkennung und Attraktivität sowie der Schutz der Privatsphäre können weder durch unkontrollierte Datenlecks noch durch die Hinnahme steuerlicher Abwehrmassnahmen erreicht werden. Das damit verbundene Risiko für Finanzplätze, Finanzintermediäre und ihre Kunden wird nicht mehr beherrschbar, verfügt über kein Zukunftspotenzial und kann letztlich auch nicht angemessen vergütet werden.

Derartige Veränderungen und die damit einhergehende Regulierung sind vielmehr als Chance für Marktzugang, Anerkennung und Glaubwürdigkeit zu begreifen und als zentrale und unabdingbare Basis für die international anerkannte Strukturierung, Sicherung und Nachfolge von Vermögen zu verstehen.

 

 
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