Arbeitsmarkt - Historische Marke erreicht
In Liechtenstein wurde Ende 2017 eine historische Marke erreicht, ohne dass diesem Aspekt Beachtung geschenkt wurde. Dabei zeigt ein Blick in das vorläufige Ergebnis der Beschäftigungsstatistik 2017 in Kombination mit der Bevölkerungsstatistik: Ende 2017 war die Zahl der Beschäftigten erstmals in der Geschichte grösser als die Bevölkerung!
Nach einem Wachstum um 3.6 Prozent oder konkret 1357 Stellen weist die liechtensteinische Volkswirtschaft Ende 2017 38 810 Beschäftigte aus, und dies bei 38 111 Einwohnerinnen und Einwohnern. Alleine mit der eigenen Bevölkerung könnte Liechtenstein somit die Wirtschaft in der heutigen Struktur nicht am Laufen halten. Diese Entwicklung war nur möglich, weil ein wesentlicher Faktor gegeben ist: Die Verfügbarkeit von ausländischen Arbeitskräften, die täglich nach Liechtenstein pendeln. Schon Ende 2016 kamen täglich über 20 000 Personen aus dem Ausland zur Arbeit nach Liechtenstein. Ende 2017 dürften es über 21 000 sein. Diese hohe Zahl belegt, dass die liechtensteinischen Unternehmen attraktive Arbeitgeber und in der Lage sind, die notwendigen Arbeitskräfte trotz restriktiver Niederlassungspolitik zu rekrutieren. Wichtig ist, dass dies nicht zulasten der einheimischen Bevölkerung geht.
Dass dies nicht der Fall ist, belegt die Arbeitslosenstatistik: 2017 lag die Arbeitslosenquote bei 1,9 Prozent und damit faktisch auf Vollbeschäftigungsniveau. Liechtenstein ist also gut aufgestellt: grosses Arbeitsplatzangebot, tiefe Arbeitslosigkeit und ein grosser verfügbarer Pool an ausländischen Arbeitskräften. Besonders der letzte Punkt macht das Land aber auch zu einem hohen Grad von den umliegenden Regionen abhängig. Es ist deshalb wichtig, gute Beziehungen zu diesen zu pflegen und teilweise wieder zu reaktivieren. Sonderlösungen wie «arbeiten in Liechtenstein – wohnen in der Region» basieren auf einer guten regionalen Partnerschaft und müssen im gegenseitigen Interesse liegen.
Liechtensteins Interesse an einem attraktiven und funktionierenden Arbeitsmarkt ist also hoch. Es ist aber wichtig und notwendig, auch die negativen Aspekte dieser Entwicklung zu benennen und so weit wie möglich zu reduzieren. Zum einen ist das Wachstum von Liechtenstein einmal mehr dem Zuwachs der Beschäftigung zu verdanken. Auch wenn zurzeit noch offen ist, wie sich die Produktivität 2017 entwickelt hat, ist ein Wachstum vorwiegend durch mehr Beschäftigung nicht nachhaltig. Ein Wachstum des BNE pro Kopf, der wichtigsten wirtschaftspolitischen Zielgrösse für Liechtenstein, ist deshalb nicht zu erwarten.
Eine andere negative Auswirkung zeigt sich in der Verkehrssituation, wie sie sich (werk-)täglich in Liechtenstein ergibt. Zu Stosszeiten staut sich der Verkehr auf allen Rheinbrücken und an den Grenzübergängen, die Strassenkapazitäten sind ausgeschöpft. Ursache hierfür sind aber nicht ausschliesslich die Zupendelnden, sondern auch der «innerliechtensteinische» Binnenverkehr. In der Folge suchen und finden die Verkehrsteilnehmer Schleichwege, um den Stau zu umgehen. Diese Verlagerung des Verkehrs in die Dörfer und Nebenstrassen belastet aufgrund der negativen Immissionen die Bevölkerung. Für die Zupendler wird der Arbeitsweg mühsamer, was sich negativ auf die Attraktivität der Unternehmen als Arbeitgeber auswirkt. Irgendwann dürfte der Leidensdruck eine Schwelle überschreiten, bei der ein Stellenwechsel dem täglichen «Im-Stau–stehen» vorgezogen wird. Dies hätte zur Folge, dass das Arbeitsangebot sinkt und die Unternehmen zu entsprechenden Reaktionen gezwungen würden.
Zukunft.li befasst sich derzeit im Rahmen eines Projektes mit der Raumentwicklung Liechtensteins, dies umfasst auch die Verkehrsproblematik. Ein Aspekt zeigt sich dabei schon in einem frühen Projektstadium: Überregionale Lösungen für die raum- und verkehrsplanerischen Herausforderungen werden entscheidend sein für eine positive Entwicklung Liechtensteins – für die Wirtschaft, aber noch viel stärker für den Erhalt der Lebensqualität des Landes.
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