Idol gegen mögliche Nachfolgerin
Ihre Gegnerin, Naomi Osaka aus Japan, ist 16 Jahre jünger und pflegt einen ähnlichen Spielstil.
"Ich bin bereits jetzt eine Siegerin", sagte Serena Williams nach ihrem klaren Halbfinalsieg gegen Anastasija Sevastova noch auf dem Platz. Und später in der Medienkonferenz fügte sie an: "Mein Vorteil im Final ist, dass ich nichts zu verlieren habe." Die Worte passen nicht zu Williams, der dominierenden Figur im Frauen-Tennis der letzten zwei Jahrzehnte. Doch in diesen Tagen machen sie Sinn.
Einerseits will die bald 37-Jährige dem Druck der Öffentlichkeit entfliehen, denn für viele ist es nur eine Frage der Zeit, bis Williams auch auf dem Papier zur grössten Tennisspielerin aller Zeiten aufsteigt und den Rekord der Australierin Margaret Court aus den Siebzigerjahren egalisiert. Andererseits erstaunt, dass sie ein Jahr nach der Geburt ihrer Tochter Alexis Olympia bereits wieder um die grossen Titel mitspielt.
"Letztes Jahr habe ich noch um mein Leben gekämpft", sagte Williams nach dem Einzug in ihren 31. Grand-Slam-Final. Nach der Geburt Anfang September 2017 waren Komplikationen aufgetreten, eine Lungenembolie und ein Hämatom im Unterleib brachten Williams in einen kritischen Zustand, wie sie im Februar gegenüber der "Vogue" erzählte. Die ersten sechs Wochen als Mutter verbrachte sie mehrheitlich im Bett.
"Ich stehe noch immer am Anfang meiner Rückkehr." Noch heute kämpft sie mit den körperlichen Veränderungen durch die Mutterschaft. "Ich bin zwar leichter als vor der Schwangerschaft, aber die Kilos sind anders verteilt", sagte Williams. Der Bauch sei beispielsweise ein wenig dicker als zuvor. Das alte Körpergefühl hat sie noch nicht wieder erlangt. "Ich weiss nicht, ob ich körperlich, mental und emotional jemals wieder die alte Serena werde."
Williams als Idol
Mit Naomi Osaka, die dank dem Sieg gegen die Vorjahresfinalistin Madison Keys als erste Japanerin einen Grand-Slam-Final bestreitet, trifft Williams am Samstag auf eine, die das Potenzial hat, einst ihr sportliches Erbe anzutreten. "Ich wollte unbedingt gegen Serena spielen", sagte Osaka nach dem Halbfinal. "Ich liebe sie."
Einer, der beide Spielerinnen sehr gut kennt, ist Sascha Bajin. Der Deutsche ist seit Beginn des Jahres Trainer von Osaka, nachdem er jahrelang Williams' Sparring-Partner gewesen ist. "Sie sind beide kräftig, haben einen grossartigen Aufschlag und spielen sehr druckvoll", sagte Bajin. "Aber sie sind ganz unterschiedliche Typen." Williams sei auf dem Platz viel aggressiver. "Sie ist der Boss."
Mit ihrer zurückhaltenden Art und den oft unkonventionellen Antworten ist Osaka eine Bereicherung für die Tour. "Sie hat sich eine gewisse Unschuld bewahrt", sagte Bajin. "Wenn sie traurig ist, zeigt sie das, wenn sie glücklich ist auch. Bei ihr gibt es keine gespielten Emotionen." Nachdem Osaka nach ihrem Achtelfinal-Sieg gegen Sabalenka noch auf dem Platz mit den Tränen zu kämpfen hatte, blieb sie im Viertel- und Halbfinal nach dem verwerteten Matchball cool.
Womöglich wird sie am Samstag mit ihren Emotionen zu kämpfen haben, vor ihrem Idol erstarren wird Osaka aber nicht. Das einzige Aufeinandertreffen im Frühjahr in Miami gewann sie klar in zwei Sätzen. "Ich habe als Kind davon geträumt, dass ich einmal einen Grand-Slam-Final gegen Serena spielen würde", sagte Osaka. "Ich träumte aber nicht, dass ich verliere." (sda)
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