Peinlich und fahrlässig: Armee vergisst gefährliche Probe im Kühlschrank eines Reitparks
Das ABC-Abwehrbataillon 10 hat die Aufgabe, die Bevölkerung vor atomaren, biologischen und chemischen Gefahren zu schützen. Nun haben die Armeeangehörigen selbst für Gefahr gesorgt.
Im Kühlschrank des Reitparks im thurgauischen Egnach lagerten in den vergangenen Tagen gefährliche Stoffe. Das Bataillon hatte nach einer Übung, die im Rahmen eines Wiederholungskurses (WK) vor Ort stattfand, biologische Proben vergessen. Diese können bei näherem Kontakt Durchfall oder gar eine Lungenentzündung auslösen, warnte die Armee am Mittwochabend.
Am Morgen darauf gab sie Entwarnung. ABC-Spezialisten hätten in der Nacht sämtliche Proben sicherstellen können – in Originalverpackung und plombiert. Sie würden entsorgt.
Übungen mit echten Stoffen – ist das normal?
Der dreiwöchige WK geht am Freitag zu Ende; wann genau die Übung stattfand, ist unklar. Offenbar hat die Armee beim Zurückgeben des Materials gemerkt, dass Proben fehlen. Während des WKs fanden in der Halle offenbar Reitstunden und Trainings statt, unter anderem für Kinder, wie aus dem Belegungsplan hervorgeht.

Dass ABC-Spezialisten für Übungen echte Substanzen verwenden, sei üblich, sagt Armeesprecher Stefan Hofer auf Nachfrage. Mit einigen dürfe nur auf dem Gelände des ABC-Kompetenzzentrums in Spiez gearbeitet werden, mit anderen auch ausserhalb. «Es geht darum, in der Ausbildung möglichst realitätsnah zu üben, um im Ernstfall zum Schutz der Bevölkerung und der Truppe erfolgreich sein zu können», sagt Hofer. Dort, wo das nicht möglich sei, arbeite man mit «Simulanzstoffen». Das sind Stoffe, die ähnliche Eigenschaften haben wie das Original.
Welche Stoffe bei der Übung im Thurgau genau zum Einsatz gekommen sind, sagt die Armee nicht. Es handle sich um biologische Stoffe, «wie sie international in vielen Labors» sowie «regelmässig in Übungen von zivilen wie auch militärischen ABC-Spezialisten verwendet» würden.
Militärjustiz ermittelt
Es ist nicht der einzige Vorfall, zu dem es während des ABC-WKs in Egnach gekommen ist. Laut der Armee besteht auch der Verdacht, dass Armeeangehörige in einem Fahrzeug ein mobiles Röntgengerät unsachgemäss verwendet haben. Die Strahlung ist gefährlich. Erste Untersuchungen hätten aber keine Hinweise auf eine mögliche Gesundheitsgefährdung ergeben, teilte die Armee am Donnerstag mit.
Die Militärjustiz hat zu beiden Vorfällen Ermittlungen eingeleitet. Eine Anfrage von CH Media, welche möglichen Tatbestände im Fokus stehen, ist noch offen. Möglich ist, dass gegen WK-Teilnehmende wegen Nichtbefolgens von Dienstvorschriften ermittelt wird.
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