Koordinationsstelle gegen häusliche Gewalt und Menschenhandel: Kanton trifft Massnahmen zur Bekämpfung von Gewalt an Frauen
23 Femizide zählt die Rechercheplattform Stop Femizid für dieses Jahr in der Schweiz bereits – ein Höchstwert. Auch in der Ostschweiz gab es Frauenmorde. In Münchwilen wurde im April eine Frau leblos aufgefunden, die Polizei nahm den Ehemann fest. Die Fälle von häuslicher Gewalt haben 2024 im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Auch Strafanzeigen wegen Sexualdelikten gab es rund 20 Prozent mehr.
«Die Zahlen sind besorgniserregend», sagt Regierungsrätin Laura Bucher auf Anfrage. Das zeigten die Zahlen bei der Opferhilfe, auch das Frauenhaus sei trotz Ausbau voll belegt.
Um Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt wirksam zu verhindern und zu bekämpfen, brauche es verstärkte Anstrengungen, heisst es in der Mitteilung weiter, und: «braucht es ein entschlossenes und abgestimmtes Vorgehen auf allen staatlichen Ebenen, auch auf Kantonsebene.»
Von Karin Keller-Sutter ins Leben gerufen
Der Kanton St.Gallen engagiere sich seit vielen Jahren gegen häusliche Gewalt, Gewalt an Frauen und Menschenhandel, heisst es in der Mitteilung weiter. Im Zentrum stehen Prävention und Intervention. Dabei arbeiten Polizei, Opferhilfe, Frauenhaus, Staatsanwaltschaft und weitere Stellen eng zusammen.
Die Koordinationsstelle gegen Häusliche Gewalt und Menschenhandel hat ihre Arbeit schon vor über 20 Jahren aufgenommen. Gegründet wurde die Stelle von der damaligen Vorsteherin des Sicherheits- und Justizdepartements, Karin Keller-Sutter. Schwerpunkt der Koordinationsstelle gegen Häusliche Gewalt und Menschenhandel bildet die Istanbul-Konvention, die seit 2018 in Kraft ist.
Die Istanbul-Konvention ist ein Übereinkommen des Europarats, das Frauen und Mädchen vor verschiedenen Formen von Gewalt schützt. Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt gelten gemäss Konvention als Menschenrechtsverletzung. Die Schweiz hat sich dazu verpflichtet, diese Gewaltformen zu verhindern und zu bekämpfen.
Um die Istanbul-Konvention umzusetzen, wird die Koordinationsstelle bis Mitte 2026 eine Bestandsaufnahme erstellen. Sie soll die Vielzahl bestehender Aktivitäten gegen Gewalt an Frauen und häusliche Gewalt systematisch erfassen und weiteren Handlungsbedarf im Kanton St.Gallen aufzeigen.
«Auf dieser Grundlage entsteht in enger Zusammenarbeit mit den relevanten Akteurinnen und Akteuren ein Aktionsplan, der eine gezieltere und strategischere Umsetzung der Istanbul-Konvention im Kanton ermöglicht», heisst es in der Mitteilung. Die bisherigen Massnahmen laufen parallel über die Koordinationsstelle weiter. Sie organisiert weiterhin Runde Tische zu häuslicher Gewalt, um die Vernetzung und Zusammenarbeit zu stärken. Zudem fördert sie die Aus- und Weiterbildung von Fachpersonen, stellt Publikationen bereit und sensibilisiert die Öffentlichkeit.
Koordinationsstelle mit neuer Leiterin
Die Koordinationsstelle ist seit diesem Jahr nicht mehr im Sicherheits- und Justizdepartement angesiedelt, sondern wurde ins Departement des Innern, ins Amt für Soziales, transferiert. Auf Anfrage sagt Regierungsrätin Laura Bucher, der Wechsel habe organisatorische Gründe. «Es gibt Anknüpfungspunkte in mehreren Departementen, an der übergreifenden Zusammenarbeit wird sich dadurch nichts ändern», sagt Bucher.

Seit Juni leitet Susanne Amsler die Stelle. Sie ist im Kanton St.Gallen aufgewachsen und hat Sozial- und Gesundheitswissenschaften studiert. Sie bringt langjährige Arbeitserfahrung in sozialpolitischen Themen mit und hat bei der Bundesverwaltung, der UNO und bei Nichtregierungsorganisationen in der Schweiz und im Ausland gearbeitet.
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