Beiz mit Reiz in Ermatingens Fischersiedlung: vom See direkt auf den Tisch
Kleine Karte, kleine Gaststätte, grosses Geschmackserlebnis, das gilt besonders für das Ermatinger Restaurant Seegarten. Ein wenig versteckt liegt die «Beiz mit Reiz», wie sie sich seit der Gründung 2012 nennt, im Dorfteil Staad in der alten Fischersiedlung. Und tatsächlich trifft der inzwischen oft kopierte Name zu. Beiz, weil hier von morgens bis abends geöffnet ist, weil man einfach nur etwas trinken oder Kaffee und Kuchen essen kann, weil es preislich günstige Speisen gibt, weil alle willkommen sind vom Handwerker, Büezer über Touristen, Gourmets, Fischliebhaber und viele mehr. Das macht neben den kulinarischen Köstlichkeiten nicht zuletzt den Reiz aus.

Erstmals Forellen vom Kundelfingerhof
Fisch ist das Stichwort, denn die Schwestern und Gastgeberinnen Myrtha Graf und Luzia Graf-Meier legen viel Wert auf Regionalität. Auf den Tisch kommt der Tagesfang von Luzias Ehemann Rolf, einem der letzten Berufsfischer am Untersee. Das Brot wird mit Mehl aus der Mühle Lamperswil gebacken. Luzia Meier betont, dass sie strikt an ihrem Konzept festhalten: «Das hat sich bewährt.»
Doch etwas ist anders: «Es ist das erste Jahr, in dem wir Forellen vom Kundelfingerhof dazukaufen, weil die Fangerträge so schlecht sind, dass wir den Bedarf in der Hochsaison nicht decken können», sagt sie. Kehrt man als Gast ein, wird vom aufmerksamen und kompetenten Service informiert, was ins Netz gegangen ist und was es gerade nicht gibt.
Reizvoll startet dieser Abend mit der hausgemachten Seeschorle (5.50 Franken) und einer Rieslingsuppe (11), die sich als wahrer Gaumenschmeichler entpuppt. Passend zum historischen Flecken begleitet ein Elbling, eine der ältesten Weinsorten Europas, natürlich aus Ermatingen (45), die Speisefolge des Abends. Spritzig, fruchtig und mit etwas mehr Säure als der Müller-Thurgau, eignet sich der Tropfen, den die Römer vor mehr als 2000 Jahren über die Alpen brachten, an einem lauen Sommerabend bestens als Begleiter. Die Felchenfilets meunieres mit Linsen-Lauchgemüse sind ein Genuss, wobei das Gemüse noch für das gewisse Extra sorgt.
Die blaue Stunde kündigt die Nacht an und ist eine schöne Kulisse für das Dessert. Jetzt ist es Zeit für eine Thurgauer Süssmostcrème. Und ja, sie entpuppt sich als ein Gedicht. Was Myrtha's gebrannte Crème angeht, so sagt der Kommentar des Gastes John alles: «Da möchte man sich hineinlegen.» Dem ist nichts hinzuzufügen.
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