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Wie Lehrlinge Meister der Ressourcenschonung werden
Unterhalb der Burg Gutenberg verwandeln Lehrlinge die ehemalige Post in der Rietstrasse in den neuen Jugendtreff Scharmotz. Das Besondere daran ist, dass Planung, Bau und Gartengestaltung in den Händen von Auszubildenden liegen, unterstützt von erfahrenen Coaches und mit möglichst vielen wiederverwendeten Bauteilen. Gemeindevorsteher Karl Malin bringt es auf den Punkt, wenn er sagt, er habe aus mehreren Gründen eine Riesenfreude mit diesem Projekt. Besonders beeindrucke ihn, wie durch die enge Zusammenarbeit verschiedener Gewerbe eine vorhandene Liegenschaft wieder nutzbar und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde. Dass dies im Vergleich zu ähnlichen Projekten im Land auch noch kostengünstig gelinge, zeige den Mehrwert des gemeinschaftlichen Ansatzes.
Auch Bettina Walch von den Zürcher Asphaltknackerinnen, die sich auf Entsiegelungsprojekte spezialisiert haben, ist begeistert. Für sie ist der Umbau des Balzner Postgebäudes das erste Projekt in Liechtenstein und eines mit besonderer Bedeutung. Dank der Unterstützung der Hilti Foundation und ihrer Biodiversitätsinitiative könne man hier zeigen, dass Entsiegelung und Aufwertung von Freiflächen konkret und gemeinsam gelingen. Während sie selbst mit einem Abbruchhammer die alte Asphaltdecke im Eingangsbereich aufbricht, sagt sie, man spüre auf dieser Baustelle einfach, dass alle bereit seien, die Extrameile zu gehen.
Das Potenzial erkannt
Die Idee zum Projekt stammt von Mathias Vogt von der Vogt Architekten AG. Der Balzner Architekt und Zirkulie-Kerngruppenmitglied erkannte früh das Potenzial des leerstehenden Gebäudes. Die alte Post eignete sich perfekt für eine Zwischennutzung als Jugendtreff. Zugleich konnten durch den Rückbau des nahegelegenen Restaurants Riet wertvolle Bauteile wie Türen, Küche und Holzelemente gerettet und hier erneut verbaut werden. Für Vogt war das die ideale Grundlage für ein Lehrlingsprojekt, bei dem junge Menschen Verantwortung übernehmen und gleichzeitig nachhaltiges Bauen in der Praxis erleben können.

Einer dieser jungen Menschen ist Fabrizio Rotunno, 18 Jahre alt und Zeichner EFZ Architektur im letzten Lehrjahr. Er leitet die Baustelle mit sichtbarem Engagement. «Als mir diese Verantwortung übertragen wurde, hatte ich gleichermassen Freude und Respekt», erzählt er. «Ich habe schnell gelernt, wie wichtig Planung, Kommunikation und Koordination sind. Besonders spannend ist, dass bei allen beteiligten Firmen auch Lehrlinge arbeiten. Man begegnet sich auf Augenhöhe, das macht die Zusammenarbeit unglaublich angenehm.»
Im Aussenbereich arbeiten Marco Willi von der Willi Gartengestaltung AG und sein Lehrling Emanuel Meier an der Umgestaltung des Freiraums. Hier entsteht eine Holzterrasse, umgeben von Hochbeeten aus alten Betontrögen und einer Magerwiese mit einheimischen Pflanzen. «Vom Restaurant Riet konnten wir sogar einige Pflanzen retten und hier wieder einsetzen», erklärt Willi. «Unser Motto lautet: nicht verschwenden, wiederverwenden.» Lehrling Emanuel hat den Bepflanzungsplan selbst entworfen und freut sich über die Freiheit, Neues auszuprobieren. «Für mich ist das eine tolle Erfahrung», sagt er, «weil ich selbst gestalten und Verantwortung übernehmen darf. Wo bekommt man das sonst als Lehrling?»
Musterbeispiel für angewandte Kreislaufwirtschaft
Auch im Inneren ist Lehrlingsarbeit sichtbar. Zwei junge Mitarbeitende der Meisterbau AG, Leon Büchel und Natanael Kalberer, haben Wände entfernt, Decken geöffnet und Räume neu gestaltet. «Wir haben praktisch aus einem alten Gebäude ein neues gemacht und dabei sogar altes Material wiederverwendet», erzählt Kalberer. Beide schätzen besonders, dass sie selbst Entscheidungen treffen durften. «Das war fast wie ein Polierjob», ergänzt Büchel.
Begleitet wird das Vorhaben vom Kompetenzzentrum Zirkulie, das das Projekt dokumentiert und bei der Suche nach wiederverwendbaren Bauteilen unterstützt. Projektleiterin Clarissa Rhomberg sieht darin ein Musterbeispiel für angewandte Kreislaufwirtschaft. Hier wird Nachhaltigkeit nicht nur gedacht, sondern gelebt, sagt sie. Viele Bauteile stammen direkt aus Rückbauten in Balzers oder aus dem Bauteillager in Triesen. Das zeigt, wie sinnvoll lokale Materialkreisläufe funktionieren können.
Wenn im Winter 2025 die Türen des neuen Jugendtreffs Scharmotz aufgehen, steht hinter dem Projekt weit mehr als ein umgebautes Gebäude. Es steht sinnbildlich für gemeinsames Handeln, Nachhaltigkeit und das Vertrauen in junge Menschen, die zeigen, wie Zukunft gebaut werden kann.
Lehrlingsprojekt Jugendtreff Balzers
Auftraggeberin: Gemeinde Balzers
Projektleitung: Vogt Architekten AG/ Fabrizio Rotunno (Lehrling)
Beteiligte Firmen: Meisterbau AG, Willi Gartengestaltung AG, Asphaltknackerinnen sowie weitere involvierte Unternehmen beim Asphaltknacken
Partner: Zirkulie – Kompetenzzentrum für Kreislaufwirtschaft, Hilti Foundation (supergut-Initiative)
Baubeginn: August 2025
Eröffnung: Dezember 2025
Ausgewählte Re-use-Bauteile: Küche, Markise, Türen, Holzelemente, Pflanzen, Schränke und Regale
Ziel: Nachhaltiger Jugendtreff, gebaut von und für die nächste Generation
Zirkulie – Zentrum für zirkuläres Bauen
Dröschistrasse 15 (Swarovski-Areal) Triesen
Öffnungszeiten: Mittwoch: 13–17.30 Uhr und Samstag: 9–13 Uhr
Website: www.zirkulie.net
Onlineshop unter https://shop.zirkulie.net/
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