Messerangriff auf Moskauer Journalistin

Der Angreifer sprühte zunächst einem Wachmann eine Substanz in die Augen, um sich Zugang zu den Redaktionsräumen im Stadtzentrum zu verschaffen. Nach Angaben des Chefredaktors, Alexej Wenediktow, ist der Mann daraufhin in den 14. Stock des Gebäudes gestürmt. "Er wusste genau, wohin er wollte und zu wem", sagte Wenediktow.
Der Täter ist russischen Medienberichten zufolge israelischer Staatsbürger. Er habe die Journalistin mit einem Messer am Hals schwer verletzt. Die 32-Jährige wurde in ein Spital gebracht und operiert. Sie befinde sich im künstlichen Koma; es bestehe jedoch keine Lebensgefahr, sagten Ärzte.
"Persönliche Abneigung"
Sicherheitskräfte nahmen den 48 Jahre alten Angreifer noch in der Redaktion fest. Nach Angaben der Ermittler hat der Mann eine "persönliche Abneigung" gegenüber der Journalistin empfunden. Medienberichten zufolge soll er bei der Vernehmung gesagt haben, dass er seit Jahren mit Felgengauer telepathisch in Kontakt gewesen sei. Er habe sich von der Moderatorin zunehmend verfolgt gefühlt.
Vor wenigen Wochen soll er mit einem Angriff gedroht haben. Die Polizei bestätigte diese Angaben. Details zu einem möglichen Motiv gab es bislang nicht. Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin versicherte eine komplette Aufklärung des Vorfalls.
Felgengauer arbeitet seit mehr als zehn Jahren bei dem Radiosender, der zu den letzten regierungskritischen Medien Russlands zählt und vom Kreml geduldet wird. Die Mehrheit der Aktien hält der staatliche Energiekonzern Gazprom über seine Tochter Gazprom-Media.
Immer wieder Morddrohungen
Die Journalisten des Senders erhalten nach eigenen Angaben immer wieder Morddrohungen. Erst im September floh die Redaktorin Julia Latynina ins Ausland, nachdem Unbekannte ihr Haus angegriffen und ihr Auto angezündet hatten.
Viele prominente Kommentatoren werteten den Vorfall als einen weiteren Angriff auf die Pressefreiheit in Russland. Weil bei anderen Angriffen auf Journalisten die Behörden zu lasch vorgegangen seien, werde es immer wieder zu derartigen Situationen kommen, erklärte die russische Journalistenvereinigung.
"Aus den Medien wurde eine Zielscheibe gemacht", twitterte der Kremlkritiker Michail Chodorkowski. Der ehemalige sowjetische Präsident und Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow sagte Felgengauer der Zeitung "Nowaja Gazeta" zufolge seine Unterstützung zu. (sda/dpa)
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